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Macabros 078: Apokalyptas Sinfluthölle

Macabros 078: Apokalyptas Sinfluthölle

Titel: Macabros 078: Apokalyptas Sinfluthölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Himmel ragen und sogar noch die
schwache Wolkendecke durchstoßen. Auf farnartigen
Vorsprüngen, die wie Auswüchse am Kaktusstamm wirkten,
hockten Gnome und teufelsartige Geschöpfe, die mit Fledermaus-
und Echsenflügeln versehen waren. Unten im Tal sah man an
offenen Feuerstellen zusammengedrängt Gruppen von Menschen der
Urzeit. Hoch am Himmel wie ein Schattenriß schwebte die
Gestalt, die Stephen Wolfe und Gwen Orthry in der letzten Nacht am
Himmel über den Kreidefelsen von Dover ebenfalls wahrgenommen
hatten.
    Jene geheimnisvolle Reiterin mit dem schwarzen Haar, der silbern
schimmernden Rüstung, von der sich Metallflügel
abspreizten. Sie saß auf dem mit Schwingen versehenen
Echsenpferd.
    Stephen Wolfe ging weiter.
    Die Darstellungen erinnerten ihn an Legenden, Sagen und
Märchen, die er in seiner Kinderzeit gehört und gelesen
hatte. Und – er selbst erfand… auch daran entsann er sich
plötzlich. Wie oft hatte er mit Freunden in dunklen Hausecken
gesessen, in dämmrigen Korridoren gestanden und sich
phantastische Storys einfallen lassen, nur um die anderen zu
erschrecken. Vieles von dem, was er sah, kam ihm seltsam vertraut
vor, obwohl es so bizarr verzerrt erschien.
    Hatte er das alles nicht selbst erlebt?
    Unsinn…
    Er war benommen… betrunken… der Alkohol gaukelte ihm
Bilder vor, die es gar nicht gab. Wahrscheinlich waren dies erste
Anzeichen eines beginnenden Delirium tremens. Zugegeben – er
schluckte verdammt viel in der letzten Zeit. Die Mengen hatten sich
erhöht. Und immer diese harten Sachen! Whisky, Gin, Kognak…
im Prinzip war er nicht anders als Joe Pilgram, der dem Hasch
verfallen war. Auch er mußte anfangen, kürzer zu treten.
Ab morgen wollte er die Flasche nicht mehr anrühren…
    Mit unsicheren Schritten durchquerte er den Korridor. Als der
junge Engländer um die Gangbiegung kam, breitete sich eine
schummrige Halle vor ihm aus, die ihn sofort in ihren Bann zog.
    Ein Palast! Überladen mit goldfarbenen und azurblau
getönten Decken, mit massiven Säulen, aus denen Reliefs
herausgearbeitet waren.
    Ein breiter Gang, der mit schimmernden Platten ausgelegt war, so
daß Stephen Wolfe meinte, vor sich die glatte, unbewegte
Fläche eines genau rechteckigen Sees zu haben, führte
zwischen den Säulen zu einem massigen Thron, der sowohl zum
Sitzen als auch zum Liegen gedacht war.
    Nun war er als Liegefläche gestaltet. Darauf räkelte
sich eine Frau von auffallender Schönheit.
    Sie hatte schwarzes Haar, ein ausdrucksstarkes Gesicht mit hohen
Wangenknochen und großen, dunklen Augen, die auf den
Ankömmling gerichtet waren.
    Im Halbschatten jenseits der Säulen registrierte Stephen
Wolfe Bewegung. Menschen?
    Er wollte den Kopf wenden, doch er schaffte es nicht. Nur aus den
Augenwinkeln nahm er das schattenhafte Hin und Her wahr. Er
wußte, daß er von allen Seiten von unzähligen Augen
beobachtet wurde. Sein Blick aber war auf die unbekannte Schöne
gerichtet, die auf ihn zu warten schien.
    Ihre Blicke vermählten sich. Ein hypnotischer Bann ging von
der Unbekannten aus.
    Das war die Frau, die auf dem Pferd gesessen hatte. Nun trug sie
keine stählerne Rüstung.
    Sie war ganz Weib. Ein hauchdünnes Gewand umhüllte ihre
braune Haut, und die weiblichen Formen schimmerten konturenhaft durch
den Stoff.
    Es war wie ein Traum.
    »Wer sind Sie? Wie komme ich hierher?« hörte Wolfe
sich sprechen. Seine Stimme klang spröde und belegt.
    »Wenn man eine Königin besucht, fällt man vor ihr
auf die Knie«, sagte sie zunächst statt einer Antwort.
»Willst du mich nicht so begrüßen, wie es meines
Standes würdig ist?«
    Er war nur noch wenige Schritte von der Frau auf dem Thronbett
entfernt. Erst jetzt sah er, daß sich über der Liegestatt
ein bizarrer Himmel spannte, der aus zahllosen Echsenflügeln
zusammengesetzt war. Deutlich war der Verlauf von Muskelgewebe und
Fasergeflecht zu sehen, das durch die dünnen, tabakbraunen
Flügel lief.
    Stephen Wolfe vermochte nicht zu sagen, ob er es freiwillig tat
oder durch eine unspürbare Hypnose gezwungen wurde, das zu tun,
was sie von ihm verlangte.
    Er fiel auf die Knie und berührte wie ein Untertan mit der
Stirn den kühlen Plattenboden am Fußende des großen
Thronbettes.
    »Ich bin – Apokalypta…«, vernahm er ihre
leise, angenehme Stimme. Ein Schauer lief ihm über den
Rücken. Wenn Gwen redete, hatte er diese Empfindung nicht.
    Apokalypta? Wann und wo hatte er diesen Namen nur schon mal
gehört? Er brachte ihn mit den Szenen in Zusammenhang,

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