Macabros 078: Apokalyptas Sinfluthölle
sich reden machte. Die Kräfte waren einst
geteilt worden. Nun mußten sie sich wieder vereinen, und sie
würde einen Mitstreiter an ihrer Seite haben, der imstande war,
den Platz des Molochos einzunehmen.
Doch dazu war Stephen Wolfes Mitarbeit notwendig, in dem sich
hoffentlich bald eine Ahnung durchsetzte, ohne daß sie selbst
etwas zu erwähnen brauchte. Denn dies wiederum hätte alles
zunichte gemacht.
Sie ließ ihn abseits der Straße allein zurück,
wünschte ihm für seine Suche gutes Gelingen und nickte ihm
ermunternd zu.
»Du wirst es schon schaffen. So wie du es immer geschafft
hast. Hinterlistig und trickreich bist du stets gewesen«,
lächelte sie vielsagend.
Dann folgte ein leichter Druck ihrer Schenkel. Das schwere Tier
erhob sich mit mächtigen Flügelschlägen.
Fauchend strich die Luft unter seinem Bauch und den Schwingen
entlang. Apokalypta lenkte ihr bizarres Reittier Richtung
Kreidefelsen auf die große, unheimliche Stadt zu, deren
Konturen deutlich im Dunst des Wassers zu sehen waren.
Die Stadt schwebte auf einem feurigen Feld, das zwischen den
Fundamenten und der Oberfläche der bewegten See pulsierte.
Die Dämonin kehrte nach Gigantopolis zurück, das im
nächsten Moment erlosch wie das Bild auf einer Leinwand, wenn
die Projektionslampe ausfällt. Die Alptraumstadt wurde
unsichtbar und glitt hinein in eine andere Zeit, blieb aber im selben
Raum.
Apokalypta nutzte die perfekte Tarnung, um dann um so
überraschender losschlagen zu können.
Sie wollte den vielfachen Tod, der einst über die Völker
des versunkenen Xantilon hereinbrach, in diesem Teil der Erde
ebenfalls bewirken.
Rha-Ta-N’my, die Göttin aller Dämonen, die darauf
wartete, wieder auf die Welt zurückzukehren, von der sie einst
floh, würde triumphieren können…
*
Stephen Wolfe kam hinter dem Felsbrocken hervor.
Der junge Mann aus London war nur wenige Schritte von dem
Unfallfahrzeug entfernt, das Joe Pilgram gefahren hatte und das
– Ironie des Schicksals – sein eigener Wagen war.
Ein flüchtiges Lächeln spielte um Wolfes Lippen.
Er ging um das Fahrzeug herum, klopfte es von mehreren Seiten ab
und entfernte sich dann, als vom Ende der Straße aus Richtung
Dover ein älterer Lkw anrollte.
Wolfe winkte dem Fahrer, der prompt anhielt.
»Ich hatte Pech«, deutete er auf sein Fahrzeug. Es
bereitete ihm überhaupt keine Schwierigkeiten, eine plausible
Geschichte zu erfinden. Die Bilder sprachen schließlich
für sich. »Ich bin ins Schleudern geraten.«
Der Lkw-Fahrer kraulte seinen speckigen Nacken. »Sie hatten
noch mal Glück«, nickte er anerkennend. »Sagen Sie
nur, Sie sind so aus der Kiste ausgestiegen, wie Sie jetzt
aussehen…«
»Na klar, Mann. Ich bin froh, daß es so glimpflich
abging. Außer ’ner zerknitterten Hose und einem Riß
im Hemd habe ich nichts abbekommen.«
Der Fahrer öffnete die Tür seines Wagens.
»Wo wollen Sie denn hin?« fragte er, als er bereits
anfuhr.
»London…«
»Da haben Sie Glück. Ich fahre durch bis
dahin.«
»Hab’ ich mir schon gedacht«, entgegnete Wolfe.
»Wieso?«
»Die Aufschrift auf der Plane. ›Täglich London
– Dover…‹. Es gibt so viele Speditionen in unserem
Land. Ich frag’ mich, wie die alle leben können«,
grinste Wolfe von einem Ohr zum anderen. »Mich wundert’s
überhaupt, daß so viele Leute Tag für Tag
umziehen.«
»Das ist nun mal so. Und es ist gut so! Auf diese Weise kann
ich nämlich Frau und sechs Kinder ernähren.«
Der kräftige Mann hinter dem Steuer schlug sich auf die
Schenkel und lachte dröhnend, als wäre ihm ein besonders
guter Witz gelungen. »Mit der Polizei haben Sie wohl nichts im
Sinn, wie?« Er warf seinem Beifahrer einen raschen Blick zu.
»Die soll wohl nicht erfahren, was sich hier abgespielt
hat?«
»Nach Möglichkeit nicht. Ich habe in London einen
Freund, der mich abschleppen wird.«
»Wenn Sie das wollen, kann ich Sie im nächsten Ort
absetzen, damit Sie telefonieren können. Das erspart Ihnen
’ne Menge Zeit. Vielleicht haben Sie im ersten Schock noch gar
nicht daran gedacht.«
»Doch. Aber es bringt nichts. Ich muß mich doch um den
ganzen Kleinkram kümmern, und da ist es schon besser, gleich
nach London und dann gemeinsam zurückzufahren.«
»Wahrscheinlich haben Sie recht. Wer ist denn Ihr Freund, zu
dem Sie fahren?«
Der Fahrer war neugierig. Aber Wolfe störte sich nicht
daran.
»Peter… Peter Fitzroy«, sagte er einfach, ohne
lange zu überlegen.
»Hey?« entfuhr es dem dicken
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