Macabros 078: Apokalyptas Sinfluthölle
Geschäftshäusern und Büros, die sich
beeilten, ein Taxi zu ergattern, um noch rechtzeitig einen Platz in
einem der um diese Zeit überfüllten Lokale zu bekommen.
Nach der Ruhe und Geborgenheit von Marlos kam ihnen ihre neue
Umgebung vor, als wären sie mitten in einen surrenden
Bienenschwarm geraten.
Benzingestank umgab sie. Motorengeräusch. Die Marshall Street
zeigte sich äußerst belebt.
Das Ziel der drei Besucher aus Marlos war das Haus Nummer 86 auf
der anderen Straßenseite. Es lag etwa in der Mitte der Marshall
Street.
Etwa zehn Schritte von dem Music Shop entfernt trennte Rani Mahay
sich von Björn und Pepe.
Während die beiden die letzten Meter zu dem Geschäft
gingen, blieb der Inder zurück.
Als er sah, daß Björn und sein Adoptivsohn den Laden
betraten, setzte er sich wieder in Bewegung. Er wollte das Haus unter
die Lupe nehmen und darüber hinaus den Versuch machen, mehr
über die Bewohner zu erfahren. Vor allem über eine
Bewohnerin, die nur gelegentlich hier residierte: Mrs.
Green…
Als Björn die Tür aufdrückte, ertönte ein
leises Klingelzeichen.
Der Laden war leer. Gleich darauf jedoch wurde der dunkle Vorhang
zur Seite geschoben, und Mrs. Green erschien auf der
Bildfläche.
Björn lernte sie genauso kennen, wie Pepe sie beschrieben
hatte.
»Ah – da ist ja mein kleiner Freund wieder«, freute
die Geschäftsinhaberin sich, als sie Pepe sah. »Aber
diesmal nicht allein. Zum erstenmal.«
Es klang ganz natürlich – und doch war Björn
besonders hellhörig. Pepes Erlebnis und die Ereignisse um
Macabros, die ebenso ungeklärt waren, veranlaßten ihn,
höchste Aufmerksamkeit walten zu lassen.
»Er hat mir von der Gitarre erzählt«, leitete
Hellmark das Gespräch ein. »Er redet von nichts mehr
anderem. Ich hatte sie mir gern mal angesehen…«
»Aber selbstverständlich, Sir. Ich hol sie Ihnen aus dem
Schaufenster…«
Björn schätzte Mrs. Green auf Ende Sechzig. Obwohl
korpulent, bewegte sie sich recht kraftvoll und keineswegs
schwerfällig.
Ihre Haut war glatt und rosig. Das graue Haar verlieh ihr etwas
Mütterliches. Sie war mit einem Wort auf den ersten Blick
sympathisch.
Sie plauderte munter drauflos und vergaß auch nicht den
merkwürdigen Zwischenfall von heute nacht zu erwähnen, als
Pepe ebenfalls auf der Bildfläche auftauchte. Dabei schien sie
tatsächlich von den Hintergründen, die Pepe ihm angegeben
hatte, nichts zu ahnen.
Björn Hellmark hielt sich die Behauptung seines Adoptivsohnes
vor Augen, daß er ganz deutlich gesehen hätte, wie ein
unbekannter, großer, hagerer Mann die in Decken eingewickelte
Leiche die Treppe herabschleifte. Von dem vermutlichen Mörder
hatte jedoch der alarmierte Bobby ebensowenig entdecken können
wie von einer angeblichen Leiche. Mrs. Green erwies sich als sehr
agil, und Björn fragte sich, ob sie vielleicht eine
Zwillingsschwester hatte? Das hätte manches
erklärt…
Während sie das Instrument vom Haken nahm, erzählte sie
weiter und wandte dabei ihren beiden Besuchern den Rücken
zu.
Pepe nutzte die Gelegenheit, um wieselflink an die Verkauftheke zu
gelangen, wo er seinen Blick in die dunkle Nische unter der mittleren
Schublade warf.
Er sprach kein Wort, doch sein vielsagender Blick drückte
genug aus.
Da also hatte Jim gehockt. Und Pepe erwartete vergebens, ihn dort
wieder zu treffen…
Hellmark sah die Enttäuschung auf dem Gesicht des Jungen.
Björn verstand es geschickt, das Gespräch in eine Richtung
zu lenken, die Informationen für ihn versprach.
Gerade durch den Vorgang der letzten Nacht war es möglich,
gewisse Dinge zur Sprache zu bringen, die Mrs. Green Bemerkungen
entlockte, die Björn wichtig fand.
»Pepe hat es mir erzählt«, sagte er beiläufig,
während die Frau dem Jungen das Instrument reichte. »Die
Tür soll in der letzten Nacht offen gestanden haben. Doch wurde
nichts gestohlen. Dabei geht es doch gerade in Soho ziemlich
heiß her…«
»Oh – da haben Sie schon recht, Sir«,
bestätigte sie ihm. »Als alleinstehende Frau, die
außerdem noch ein Geschäft in dieser Gegend hat, ist man
gefährdet. Das ist der Grund, weshalb ich mich kaum noch in
diesem Haus aufhalte…«
Er erfuhr, daß sie schon seit einigen Monaten nur noch ihr
Apartment in der Kingston-Road benutzte.
»Nur die Mittagszeit, Lunchtime, verbringe ich hier. Dann
mache ich meine Suppe warm oder esse einen Hotdog oder ein Steak. In
den Gasthäusern ringsum gibt es zwar ein vorzügliches
Essen, aber die Unruhe und das
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