Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter
bitten…
Es kam alles ganz anders, als der Insektoide dachte.
Sephoos sah in diesem Moment noch die Gestalt vor sich und
streckte blitzschnell beide Klauen nach ihm aus, um ihn gegen die
Wabenwand zu schmettern.
Der Insektoide stieß ins Leere und wurde durch den eigenen
Schwung so weit nach vorn gerissen, daß er mit den
Flügelspitzen den harten Erdboden berührte. Ein
hölzernes Knirschen entstand.
Sephoos wirbelte herum.
Der Fremde! Wo war er?
Da erhielt der Insektenmensch einen Stoß in den Rücken.
Zwei harte Hände packten ihn, ehe er seinen Körper so weit
wieder unter Kontrolle hatte, daß er wußte, welche Aktion
für ihn die beste war.
Sephoos wurde auf die Seite geschleudert. All das, was er sich
vorgenommen hatte, führte der andere nun aus!
Dem Insektoiden wurden die Beine unterm Leib weggerissen.
Sephoos schlug wie irrsinnig mit den Flügeln, versuchte sich
zu erheben und seinen Gegner gleichzeitig zu greifen. Der bewegte
sich jedoch mit einer Geschwindigkeit, die es ihm unmöglich
machte zu folgen.
Der Mann mit dem Schwert war überall und nirgends.
Macabros rochierte ständig, hielt sich aber an keiner Stelle
länger als Sekunden auf. Sephoos mußte auf diese Weise den
Eindruck gewinnen, daß er es nicht nur mit einem, sondern mit
mehreren Gegner gleichzeitig zu tun hatte.
Sephoos wußte nicht, wie ihm geschah.
Plötzlich lag er am Boden.
Der Gegner stand vor ihm, stellte sein rechtes Bein auf den
eingekerbten Chitin-Brustkorb und setzte ihm die Spitze des Schwertes
an die Kehle.
Sephoos, in dessen Greifklauen es schon zuckte, unterließ es
wohlweislich, durch eine unüberlegte Handlung ein
unkalkulierbares Risiko auf sich zu nehmen.
»Rede!« stieß Macabros aufgebracht hervor.
»Wo ist die Frau?«
»Welche?«
Auf diese Weise kam heraus, daß Sephoos sich bereits mehrere
Brutsklaven geschaffen hatte. Macabros beschrieb Carminia, die bei
dem Überfall entführt worden war.
»Sie ist nicht mehr bei mir«, erfuhr er zu seiner
Überraschung.
Unwillkürlich verstärkte er den Druck der Schwertspitze
auf den schwarzen, wie lackiert aussehenden Hals des
Insektenmenschen.
»Erzähl’ mir alles, und das ganz schnell. Ich werde
dich auf der Stelle töten, wenn du mir verschweigst, was dies
alles hier soll und was wirklich passiert ist…«
Sephoos begriff den Ernst der Lage. Er berichtete von den Dingen
in der Welt jenseits des Mikrokosmos’. Seine Ausführungen
ergänzten Macabros’ Wissen, der mit Unruhe erkannte,
daß sich während ihrer Abwesenheit in der Normalwelt
einiges zugetragen hatte, das äußerst bedenklich war.
Durch Sephoos’ Einflüsse war in der Welt bisher
Unglaubliches passiert. Menschen waren zu Nachtseelen geworden. Als
sie ihre Funktion erfüllt hatten, erhielten sie den hypnotischen
Auftrag, sich selbst zu zerstören. Menschen sprangen von
Brücken, warfen sich vor Züge oder Autos und öffneten
sich die Pulsader…
Über das Schicksal des einzelnen wußte Sephoos nichts
auszusagen.
Auch Rani Mahay war eine Nachtseele gewesen! Und nun war der Inder
tot…
Dumpfer Schmerz bohrte in Macabros’ Brust.
Alles umsonst? Alle Entbehrungen, Schwierigkeiten, der Kampf auf
Leben und Tod?
Der Insektoide wußte nichts von ihm und seiner Verbindung zu
Rani Mahay, der einer der Unglücklichen gewesen war.
Sephoos berichtete auch von den Frauen, die auf der anderen Seite
des Tores zur Mikroweit noch gestorben waren, bei denen die
Umwandlung zu spät eingesetzt hatte. Und er sprach in diesem
Zusammenhang auch von einem schwarzhaarigen Jungen, der seine
ursprünglichen Pläne zunichte machte.
Pepe, durchfuhr es Macabros. Demnach war in Paris nicht alles so
glatt über die Bühne gegangen, wie Sephoos es gern gehabt
hätte.
Insgesamt drei veränderte Menschenfrauen konnte der
Insektoide mit in die Mikrowelt bringen. Das neuentstehende Leben in
den Kammern ging auf die Aktivität dieser Frauen zurück.
Eine neue Urrasse entstand.
»… doch es ist töricht, mich zu töten«,
stieß Sephoos abschließend hervor. »Wenn du die Frau
wiederfinden willst, die mir entkommen ist, brauchst du meine
Hilfe…«
Wie er es sagte, klang es überzeugend. Macabros nahm ihm ab,
daß er die Wahrheit sagte, daß Carminia tatsächlich
entkommen konnte. Er erwähnte sogar den Zustand der
Unsichtbarkeit. So also hätte sie sich aus der Affäre
gezogen.
Aber die geliebte Frau war nur vom Regen in die Traufe geraten.
Einer Gefahr kehrte sie den Rücken – der anderen lief sie
förmlich in
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