Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter
Traum Macabros entstehen lassen, den die
Sorge auf der Suche nach Carminia Brado in das Reich von Sephoos
geführt hatte.
Carminia war die Flucht geglückt, doch um welchen Preis!
Björn erhob sich.
Ein verzweifelter Gedanke ergriff von ihm Besitz.
Nh’or Thruu war beinahe allgewaltig und konnte seine Welt
überschauen. Das unheimliche Spiel, das er begonnen hatte,
sollte offensichtlich seinen ersten Höhepunkt darin finden,
daß er, Hellmark, seines Schwertes verlustig ging. Dies war die
nächste Etappe des Irren von Zoor. Dann erst hatte er freie
Bahn. Er wollte, daß er mitkam.
»Diesen Gefallen wollen wir ihm tun«, sagte er rauh und
reckte seine Glieder. Seine Gelenke knackten. »Gehen wir zu ihm.
Ich werde schon zu verhindern wissen, ihm ins Auge zu schauen und ihm
doch gegenüberzustehen. Und selbst wenn ihm meine Gedanken und
meine Worte zur Kenntnis gelangt sind, soll mich nichts und niemand
daran hindern, das zu tun, was ich für richtig halte. Eines
verspreche ich dir, Carminia: ich werde alles daransetzen, die
unheimliche Verwandlung rückgängig zu machen. Ohne dich
werde ich nicht in die Welt zurückkehren, aus der wir gekommen
sind – selbst dann nicht, wenn sich plötzlich der Himmel
vor mir öffnen würde und mir den Weg frei gäbe in die
Heimat. Nicht ohne dich, Schoko…«
»Björn«, wisperte sie und klammerte sich an ihn.
Sie spielte ihre Rolle perfekt.
Mit ihr triumphierte Nh’or Thruu, der Irre von Zoor.
Er sah sich seinem Ziel einen großen Schritt näher.
Björn Hellmark hatte das Spiel nicht richtig durchschaut –
das machte einiges umso einfacher für ihn.
Hellmark schien nicht erkannt zu haben, daß die Begegnung
niemals so ausgehen konnte, wie er es sich vorstellte. In dem Moment,
da sich der Herr von Marlos und Todfeind aller Dämonen ihm auf
Sichtweite genähert hatte, würde er seine ganze Macht
einsetzen, um ihn zu bezwingen.
Hellmark würde kommen. Er trug den Glauben im Herzen,
Carminia helfen zu können…
Wie sehr er sich da irrte, dachte Nh’or Thruu…
*
Jede Aktion, die notwendig war, beschränkte Friedrich
Chancell auf ein Minimum an Zeitaufwand.
In Tucumare angekommen, übernahmen die Freunde und die
Begleiterin Amallas, Angelique, den fertigverpackten Proviant und
begaben sich damit zu dem bereitliegenden Aluminium-Flachboot, das
von neugierigen Eingeborenen-Kindern und Erwachsenen bestaunt
wurde.
Chancell und Amalla verteilten einige Süßigkeiten, die
jüngeren Eingeborenen waren daraufhin schnell anderweitig
beschäftigt.
Amalla überprüfte den Wasser- und Treibstoffvorrat.
»Alles okay. Es gibt keinen Grund, auch nur ’ne Sekunde
länger zu verlieren«, sagte er.
»Dann also nichts wie los«, signalisierte Amalla mit
diesen Worten sein Einverständnis. »An mir soll’s
nicht liegen, wenn wir das Nachtleben von Tucumare nicht
genießen. Vielversprechendes gibt’s hier sowieso
nicht…«
Chancell warf den Motor an. Das flache Boot entfernte sich rasch
vom Ufer.
Die Bootsinsassen winkten zum Festland hinüber, wo noch immer
die Eingeborenen standen. Die meisten von ihnen kannten Chancell und
seinen Begleiter schon. Sie wußten, daß er forschte,
suchte und sich immer ausführlich die Mythen erzählen
ließ, die sich mündlich von Generation zu Generation
weiterverbreiteten und Jahrtausende alt waren.
Diese Mythen erzählten von den Fremden aus der anderen Welt,
von den weißhäutigen Göttern in ihren Feuerwagen und
Schiffen…
In den Riten und religiösen Feiern einzelner Stämme
hatte Chancell zu erkennen geglaubt, daß Gedankengut aus der
Vergangenheit die Erinnerung an die Götter der Urzeit wach
hielt. Die Eingeborenen, die infolge ihrer Stellung besonders viel
der Überlieferung kannten, waren sogar überzeugt davon,
daß diese Götter nur für kurze Zeit abwesend sein
würden und eines Tages zurückkehrten. Der Zeitpunkt sei
nahe.
Chancell hatte bei all seinen Recherchen den Eindruck gewonnen,
daß unterschiedliche Stämme auch unterschiedliche
Versionen ihrer Geschichten und Geschichte lieferten.
Aussagen schienen sich zu widersprechen. Aber dann entdeckte man
bei genauerem Hinsehen doch wieder Gemeinsamkeiten und machte sogar
die erstaunliche Feststellung, daß die Eingeborenen in der
Urzeit der Erde nicht nur von einer Sorte von Göttern besucht
worden waren, sondern von mindestens zwei. Es gab Hinweise darauf,
daß sie sich sogar bekriegt hatten.
Diese Erkennungszeichen hatten Chancells lebhafte Phantasie
angeregt.
War
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