Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter
die Erde vor langer Zeit sogar ein Schlachtfeld unbekannter
Rassen aus dem Kosmos gewesen? Eine Zwischenstation, ein strategisch
vorgeschobener Außenposten? Waren die angeblichen Götter,
die den Menschen glichen – verantwortlich zu machen dafür,
daß es auf der Erde zu einer sprunghaften Gen-Mutation gekommen
war? Hatten die Fremden aus den Feuerwagen mit den Primitiven
experimentiert?
Fragen, die gelöst werden konnten wenn es gelang, auch nur
für eine einzige Annahme den Beweis herbeizuschaffen.
So voll Unruhe und getrieben hatte Chancell sich schon lange nicht
mehr gefühlt.
Amalla kannte den Freund zur Genüge, um zu wissen, daß
diese Zeichen äußerster Erregung ein Signal dafür
waren, daß Chancell sich schon am Ziel sah. Zuviele
Mosaiksteinchen paßten plötzlich zusammen. Ausgelöst
worden war alles durch einen einzigen, simplen Zeitungsbericht, der
hundert Jahre alt und von vielen, die ihn gelesen hatten, mit
Sicherheit belächelt worden war… Und Gewißheit hatten
seine Überlegungen durch das Auftauchen der ’Men in
Black’ erhalten…
Er hatte sie nicht vergessen. Im Gegenteil! Sie waren alle
gespannte Aufmerksamkeit. Nichts gab ihnen die Gewißheit,
daß die unheimlichen und mysteriösen Gestalten in Schwarz
ihnen nicht nochmal über den Weg liefen.
Spätestens in Tucumare hatte Chancell eigentlich mit einer
erneuten Begegnung gerechnet. Seit Tucumare auch behielt er die
Umgebung besonders aufmerksam im Auge.
Sie wechselten sich beim Fahren ab.
Angelique lag nur mit einem Tanga bekleidet auf Deck, ihre mit
Sonnenöl eingeriebene Haut glänzte unter der Sonne wie eine
Speckschwarte.
Ein weißes Tuch war über das Flachboot gespannt und
hielt die ärgste Mittagshitze ab.
Die Ufer zu beiden Seiten waren flankiert von dicht stehenden
Büschen, blühenden Sträuchern und alten
Urwaldbäumen.
Hin und wieder blitzte es farbig zwischen den Zweigen und Asten
auf, wenn ein Papagei seine leuchtenden Schwingen spreizte oder ein
Paradiesvogel sich auf einen höher liegenden Ast schwang.
In der Wildnis herrschte Gekreisch und Gezeter. Minutenlang war
eine Affenfamilie in Ufernähe zu sehen, die kurz ihre Zankerei
aufgaben, als sie das metallisch schimmernde Boot wahrnahmen, das
rasch flußabwärts glitt.
Das schmutzige Wasser um das flache Boot barg wie zu beiden Stilen
des Amazonas-Nebenarmes unzählige Gefahren.
Unter vorspringenden Luftwürfeln lösten sich träge
im Schlamm liegende Krokodile, als die die Wellen spürten, die
das Boot verursachte.
Im Moment steuerte Juan Lopez Amalla das Gefährt.
Chancell saß am Bug und hielt das entsicherte Gewehr auf den
Knien. Ein Alligator näherte sich dem flachen Boot so
gefährlich, daß dem Schweizer nichts anderes übrig
blieb, als das Reptil abzuknallen.
Blutrot färbte sich das schmutzige Wasser.
Der Kadaver versank. Noch ein letztes mal schlug das Tier wild und
kraftvoll mit dem Schwanz und verfehlte nur um Haaresbreite das Boot.
Dann schäumte und sprudelte das Wasser ringsum auf. Es sah aus,
als würde es plötzlich anfangen zu kochen.
Piranhas!
Das warme, frische Blut lockte sie zu Tausenden an. In
Schwärmen fielen sie über das erlegte Reptil her und nagten
es ab bis auf die Knochen.
Angelique, die durch den Schuß wach geworden war, schluckte
trocken.
»Oh, mein Gott«, kam es wie ein Hauch über ihre
Lippen.
Sie hatte schon davon gehört, wie schnell Piranhas ihr Opfer
fraßen. Aber zwischen Hören und Sehen klaffte ein
himmelweiter Unterschied. Wenn man die Dinge hautnah miterlebte, war
das etwas ganz anderes.
»Nicht den Finger ins Wasser strecken«, warnte Chancell
in diesem Moment und zündete sich lässig eine Zigarette an.
»Ehe sie ihn wieder emporziehen, ist er abgenagt bis auf die
Knochen… Ich selbst hab’ mal einen solchen Fall erlebt. Da
wollte einer, der mich ganz zu Anfang begleitete, auch nicht
wahrhaben, daß sie ständig überall lauern und sofort
da sind, wenn sie einen frischen Happen erwischen können. Der
ungläubige Thomas hat seinen Leichtsinn damit bezahlt, daß
von den fünf Fingern seiner linken Hand von einer Sekunde zur
anderen vier nicht mehr zu gebrauchen waren. Es sah nicht besonders
schön aus, als er die vier abgenagten Knochen an seiner rechten
Hand unter unsere Nasen hielt und partout von uns wissen wollte, ob
er denn nun wache oder ganz scheußlich
träume…«
Stunden währte die eintönige Fahrt, die nur hin und
wieder durch ein Wort der Reisenden unterbrochen wurde oder das
»Plop«
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