Macabros 083: Apokalyptas todbringende Armada
Geist.«
»Ein Geist? Wie meinen Sie das?«
»Sie werden es gleich selbst sehen…«, erwiderte
Chancell geheimnisvoll lächelnd.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, setzte er seinen Weg durch
die etwa zwei Meter unter der durchlöcherten Oberfläche
Arnagks liegende Höhle fort.
Hinter den wie poliert aussehenden runden Wänden und
Vorsprüngen sank der Boden der Höhle weiter ab und
entwickelte sich zu einer gigantischen, unterirdischen Halle von
phantastischem Ausmaß und Aussehen.
Die Umgebung sah sehr sauber aus. Es gab keinen Staub. Die Steine
auf der Oberfläche des unwirtlich aussehenden Arnagks waren hier
unten nirgends zu finden.
Die Löcher über den beiden Männern waren so weit
entfernt, daß es unmöglich war, sie mit ausgestreckten
Händen noch zu erreichen.
Das grünliche Lacht aus den Wänden war fahler
geworden.
Rani erfuhr, daß es eine typische und natürliche
Erscheinung dieser Welt sei, daß Skash, der Magier vom Wrack
der namenlosen Götter, es jedoch mit seinen Gedanken steuern
konnte.
Dann sah Rani Mahay im Halbdunkeln einen Friedhof ganz eigener
Art, einen, wie er ihn nie zuvor gesehen hatte. Es gab nichts
Vergleichbares auf den Welten, die er bisher gesehen hatte.
Arnagk trug seinen Namen zu recht. Es war eine ›Welt der
toten Seelen‹.
In der Halle vor Mahay und Chancell befanden sich die Seelen
derjenigen grauen Riesen, die hier gewissermaßen für die
Ewigkeit aufbewahrt wurden.
Drei volle Minuten blieb der Inder stehen und ließ das
unglaubliche Bild auf sich wirken.
Etwa dreißig bis vierzig graue Riesen schwebten schwerelos
in der grünlich schimmernden Luft vor ihnen. Die Leiber wirkten
verklärt, waren von einer leuchtenden Aura umgeben, und es
haftete ihnen eine seltsame Leichtigkeit an. Die Körper waren
nicht mehr stofflich. Rani begriff, daß das, was er sah, reine
Geistkörper waren.
Sie sahen aus wie aus lose zusammengedrückter Watte
geformt.
Die hellschimmernden, im Nichts schwebenden Leiber wurden von
zarten, flüchtigen Gestalten umkreist, die in den
verschiedensten Farben auftraten.
Die dienenden Geister der Grauen! Hier – auf einer fernen
Welt im Reich des Mikrokosmos begegnete Rani ihnen wieder.
»Sie begleiten ihre Schützlinge auf dem Pfad des Geistes
im Leben wie im Sterben«, murmelte der Inder. »Sie
verlassen sie niemals…«
»Wir sind erst kurze Zeit hier und beobachten das
Phänomen aufmerksam, können uns aber manches nicht
erklären.«
»Das Volk der grauen Riesen ist eine große und
geheimnisvolle Rasse. Es ist ein Mysterium, daß sie aus unserer
Sicht in ›normaler‹ Größe jenseits einer
Barriere von Raum und Zeit in der Tiefe des Universums leben und
gleichzeitig eine direkte Beziehung zum Mikrokosmos unterhalten. Was
zieht sie hierher? Was treibt sie dazu, ihre Geistleiber in diesen
unterirdischen Hallen gewissermaßen zu deponieren? Wenn man
glaubt, ein Geheimnis ihrer Existenz ergründet zu haben,
stößt man auf ein neues. Hat man sie erfaßt, taucht
ein weiteres auf…«
Fasziniert ging Rani an einen der schwebenden nebelartigen
Körper heran.
Die farbigen Gestalten glitten um den Geistleib herum wie Planeten
um ihre Sonne. Jeder Organismus war ein kleines Universum für
sich – unwillkürlich drängten sich Rani diese Gedanken
auf. So war es verständlich, daß jeder Geistleib eines
grauen Riesen seine eigenen dienstbaren Helfer über den Tod
hinaus mitnahm.
In unmittelbarer Nähe der Schwebenden war die Luft kühl
und knisterte, als wäre sie mit Elektrizität geladen.
Die Decke in diesem Gewölbe war hermetisch von der
Außenwelt abgetrennt. Nirgends war noch ein Loch zu sehen.
Rani und Friedrich Chancell gingen durch die Reihen der von der
Aura gezeichneten Körper, die flach in der Luft lagen, als
würden sie von unsichtbaren Fäden gehalten.
Die nächste Halle glich der ersten. Auch in ihr befanden sich
die toten Seelen der grauen Riesen.
Das Volk war uralt, und es war zahlenmäßig groß,
wie Rani von Björn wußte, der als erster einst einen
Kontakt zu den Grauen gehabt hatte.
Im Vergleich dazu jedoch war dieser Friedhof geradezu
lächerlich klein. Wenn es hochkam, lagen hier einige hundert
Geistleiber. War es ein besonderer Ort, den nur einzelne anstreben
konnten – oder war er speziell denen reserviert, die sich noch
im Besitz der geflügelten Gefäße befanden?
Und noch eine andere Idee kam Rani.
Konnte es sein, daß diese Welt im Mikrokosmos für
einzelne von besonderer Bedeutung war, daß sie von
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