Macabros 083: Apokalyptas todbringende Armada
nützten ihm
nichts.
Er riß die Arme empor, stand auf der Stelle gebannt, blickte
haßerfüllt zu Baktar herüber und verging langsam wie
ein Nebelschweif.
Alle verschwanden, der Schwarze Priester der niederen Rangstufe
und das Heer der dienenden Geister. Nicht ein einziges der
gespenstischen Geschöpfe aus dem magischen Gefäß
blieb zurück.
Innerhalb von Sekunden schrumpfte das Manja-Auge zur Hälfte,
dann um einen weiteren Teil und war jetzt nur noch
erdnußgroß. Auch dieser Rest schmolz wie Schnee unter der
wärmenden Sonne. Das Gefäß war leer! Grau und matt
wie Blei wurden die Innenwände.
Baktar hielt den Atem an. Bis zur Neige hatte er niemals den >
Energiespenden verbraucht, einen Rest hatte er immer übrig
behalten. Selbst kleinste Splitter waren bei all den Vorgängen,
die er in die Wege geleitet hatte, immer nur um kaum wahrnehmbare
›Mengen‹ abgebaut worden.
Hier aber ging alles rasend schnell.
Und er hatte keine Möglichkeit, den Verbrauch zu stoppen.
»Kommt zurück…«, wisperte er. »Es ist
genug…«
Er fürchtete, daß schon jetzt zu wenig oder
überhaupt keine Energie mehr vorhanden war, den Geistern die
Rückkehr zu ermöglichen.
Genauso kam es.
Die feingesponnenen Flügel auf beiden Seiten des
Behälters wurden faltig und schnurrten zusammen wie eine
dünne Plastikhaut, die plötzlich unter hohe Hitzegrade
geriet.
Aus und vorbei! Baktar begriff das Geschehen in seiner ganzen
Tragweite.
Gor Mlak war irgendwo in die tiefsten Tiefen des Nichts
geschleudert worden, hineingerissen von den Geistern, die auch er
trotz seiner furchtbaren Gaben nicht bändigen konnte.
Entweder waren die dienenden Helfer nicht mehr in der Lage,
zurückzukehren, oder sie wollten nicht mehr, weil sie sich in
einer grenzenlosen Freiheit befanden.
Zwei Minuten waren seit dem Angriff der Geister auf Mlak
vergangen. Baktar kamen sie vor wie eine Ewigkeit.
Er raffte seine Sachen zusammen, warf alles achtlos in den Koffer
und rannte dann aus dem menschenleeren Innenhof, in dem eine
schicksalsschwere Begegnung stattgefunden hatte.
Er atmete auf, als er die enge Gasse hinter sich hatte und wieder
Menschen sah, Menschen, die nicht gesehen hatten, was er sah, die
nicht wußten, was ihm bekannt geworden war.
An der Ecke zur Hauptstraße fand er vor einem Restaurant ein
Taxi.
Das nahm er.
Der nächste Ort lag zwölf Kilometer entfernt.
Baktar wollte auch die letzte Wahrheit wissen über Al Nafuur
und Rani Mahay, die angeblich im Hospital ›St. Etienne‹
untergebracht waren, kraftlos und erschöpft, Opfer eines Vampirs
aus einer anderen Welt…
*
Er konnte es kaum erwarten, bis der Wagen hielt.
Noch ehe der Fahrer bremste, warf Baktar einen Blick auf das
Taxometer, kramte einige Geldscheine aus dem Koffer und sprang dann
nach draußen, kaum daß der Wagen vor dem Portal
hielt.
Das Krankenhaus war in einem alten Gebäude untergebracht.
Düster und schattig war der Innenhof, die Wände der
schwefelgelben Fassaden blatternarbig und unansehnlich.
Eine Schwester saß in der kleinen Portiersloge und merkte
den Besucher nicht, der ohne stehen zu bleiben an der
grünweiß gestreiften Barriere vorbeiging, durch den Hof
rannte und die fünf Sandsteinstufen zu der wackeligen,
verglasten Tür hochlief.
Der Korridor war schmal, hatte einen wurmstichigen Dielenboden,
und an der Decke hing in jedem Gang ein Ventilator, der sich langsam
drehte, als wolle er jeden Augenblick aufhören.
Zu einem der Räume stand die Tür offen. Eine Schwester
saß an einem uralten Schreibtisch.
»Tag«, sagte Baktar von der Türschwelle her.
Die Angesprochene blickte auf. Sie war noch jung und sah gut
aus.
»Ja, bitte?« fragte sie freundlich lächelnd.
»Ich suche meine Freunde. Habe zufällig gehört,
daß sie gestern hier eingeliefert wurden. Unter recht
mysteriösen Umständen…«
»Name?«
»Rani Mahay und Ak Nafuur…«
Die Schwester zog die Augenbrauen hoch. »Diese Namen sind
nicht in der Patientenkartei«, sagte die erstaunt.
Kein Wunder, dachte Baktar bei sich. Keiner der beiden hatte
Gelegenheit, es mitzuteilen. Sie waren bewußtlos oder
entkräftet.
Er beschrieb sie. Rani und Ak Nafuur…
Da wurden die Augen der Schwester groß. »Ja, ich
weiß, wen Sie meinen. Gut, daß sich endlich jemand
meldet, der die beiden kennt.« Sie erhob sich. »Am besten
wird es sein, wenn Sie erst Dr. Beau sprechen, bevor Sie zu Ihren
Freunden gehen. Ich weiß nicht, ob…«
Ihr Kinn klappte herab, ihre Augen wurden noch
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