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Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Titel: Macabros 085: Oceanus' Totenheer
Autoren: Dan Shocker
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Ringgebilde
zusammenhängen, das sie nur wenige Meter unterhalb des Kiels der
YOUNG LOVE aufgespürt hatten.
    Das Gesicht der Meerjungfrau war ihm nicht fremd. Er hatte es
irgendwo schon mal gesehen…
    Als sie lächelte, wußte er es wieder: Heute abend! Am
kalten Büfett – da hatte er sie gesehen.
    Er fuhr zusammen, seine Haut wurde eiskalt.
    Das war die Frau, die über Bord gegangen war, die man
verzweifelt suchte!
    Er wollte etwas sagen. Aber nur ein Blubbern kam aus seinem
Mund.
    Rosemary Williams warf den Kopf in den Nacken und lachte.
»Sie können es sich bequemer machen – nehmen Sie doch
einfach Ihr Mundstück heraus…«
    Racliffes schüttelte heftig den Kopf.
    »Sie haben – Angst?«
    Er nickte.
    »Unsinn! Wovor? Vor dem Wasser, daß Sie ertrinken
könnten? Schauen Sie mich an! Ich fühle mich sehr wohl
– und bin noch immer am Leben… obwohl ich das Ihrer Meinung
nach nicht mehr sein dürfte, nicht wahr? Nur kurze Zeit im
Wasser, und schon gehört man in dieses Element. Der Körper
paßt sich an…«
    Verrückt! Sie ist total verrückt, hämmerten die
Gedanken hinter Racliffes Schläfen. Nein ich bin verrückt!
Ich sehe und höre schon Dinge, die es gar nicht geben
kann…
    Er hatte eine ganze Menge getrunken an diesem Abend. Es kam ihm
vor, als hätte die Party auf der YOUNG LOVE schon vor langer
Zeit stattgefunden.
    Er war jetzt dicht vor der schönen Frau mit dem bloßen
Oberkörper und dem Unterleib einer Meerjungfrau. Wie magnetisch
zog ihn ihre Nähe an, und er fühlte den Wunsch in sich
aufsteigen, sein Tauchergerät abzustreifen, sich von einer Last
zu befreien und sich schwerelos wie ein Astronaut im All in der Tiefe
des Meeres ohne jegliche technischen Hilfsmittel zu bewegen.
    Die Nähe der Schönen übte eine beinahe
hypnotisierende Wirkung auf ihn aus.
    Wieder ihr Lachen, das ihm einen wohligen Schauer über den
Rücken schickte.
    »Ich bin in das Element zurückgekehrt – aus dem ich
einst gekommen bin«, sagte sie. »Ganz plötzlich habe
ich es gefühlt… und dann habe ich gehandelt. Als ich den
Ring sah, wußte ich, daß ich darauf zuschwimmen
mußte, um wieder nach Hause zurückzukehren.«
    Nach Hause? Wie sich das anhörte!
    Aber wenn man sie so betrachtete, hatte sie eigentlich nicht mal
so unrecht. Sie gehörte hierher – zumindest mit einem Teil
ihres Körpers. Sie war weder Fisch noch Mensch – sie war
ein geheimnisvolles Zwitterwesen, von dem schon in Sagen und Legenden
berichtet wurde und das einen eigenwilligen, unbeschreiblichen Reiz
auf ihn ausübte.
    Rosemarie Williams glitt sanft empor. Die kaum spürbare
Strömung trug sie ihm entgegen. Sie streckte ihre Hände
nach ihm aus.
    »Keine Angst«, betonte sie, als sie seine Reaktion
erblickte. Unwillkürlich riß er die Harpune empor.
»Sie wollen mir doch nicht weh tun… wir gehören
zusammen, haben die gleiche Welt entdeckt…«
    Verwirrt sah er sie an.
    Sie schien viel zu wissen. Verdammt, daß Pit dies nicht
miterlebte. Wenn er jetzt die Kamera zur Hand gehabt hätte
– das wäre eine Sache gewesen! Aber so konnte er nichts
beweisen, weil kein Mensch ihm seine Geschichte glauben
würde.
    Wieviel Fragen hatte er auf dem Herzen!
    Aber nicht eine einzige konnte er stellen – dieses verdammte
Mundstück hinderte ihn daran, sich auszudrücken.
    Er fühlte den Körper der Seejungfrau unter seinen
Händen, jede ihrer Bewegungen, nahm jetzt seine Hand und
streichelte ihr über das lange, blonde Haar.
    Nein, das war keine Halluzination. Er spürte die
»Erscheinung« schließlich und sah sie nicht nur, wie
es bei Halluzinationen üblich war.
    Er löste sich aus ihrem Griff und deutete auf die umgekippten
und zum Teil zerbrochenen Säulen, die die rätselhafte
Straße auf dem Meeresgrund flankierten.
    ›Wie kommt das hierher?‹ wollte er damit
ausdrücken. ›Und wieso bin ich auf dem Meeresgrund? So tief
konnte ich doch in der kurzen Zeit gar nicht tauchen?‹
    Sie schien zu ahnen, was er fragen wollte.
    »Es handelt sich um eine uralte Stadt. Dies sind die Reste
einer Ansiedlung, in der vor vielen Jahrtausenden noch intelligente
Meeresbewohner lebten. Alles Leben kam einst aus dem Meer – und
an diesem ersten Leben hatte ich teil…«
    Sie deutete auf die zerbrochenen Säulen, auf die Ruinen
würfelförmiger Bauten, von denen nur noch Trümmer
existierten.
    Sie nahm ihn am Arm und zog ihn mit. Willig ließ er sich
führen und vergaß dabei die seltsamen Umstände, die
zu dieser Situation geführt hatten.
    »Ein
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