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Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Titel: Macabros 085: Oceanus' Totenheer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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heute«,
rissen die folgenden Worte Turraks Hellmark aus seiner
Nachdenklichkeit. Unwillkürlich hatte sich ein verschmitztes
Lächeln um seine Lippen gebildet, als er daran dachte, wie
Turrak ›damals‹ die Flucht ergriff. Als würde er von
Furien gejagt, rannte er quer durch die Schutthalden und sprang in
einen kleinen See, um seine Blöße zu verbergen. Es
wäre Kaphoon ›seinerzeit‹ ein Leichtes gewesen, dem
Verräter den Todesstoß zu versetzen. Aber er
überließ ihn der Lächerlichkeit seiner Horde. Diese
Blamage würde sich ’rumsprechen als Sensation, verbreiten
wie ein Lauffeuer.
    Turrak hatte die Schmach nie vergessen.
    Für Hellmark lagen diese Ereignisse in seinem ersten Leben.
Das war vor mehr als zwanzigtausend Jahren gewesen. Aber für
Turrak lag die Stunde, in der er zum Popanz gemacht worden war,
vielleicht nur wenige Monate oder gar Wochen zurück. Björn
wußte nicht, wann der Dämonenhörige Kaphoon zuletzt
begegnet war.
    Und nun war Hellmark für ihn Kaphoon. Zwischen den beiden
Männern gab es in Turraks Augen keinen Unterschied. Hellmark und
Kaphoon waren ein und dieselbe Persönlichkeit.
    In Wirklichkeit lebte Kaphoon in diesen Minuten irgendwo im fernen
Xantilon, war vielleicht in eine Kampfhandlung verstrickt und
kämpfte gegen die Feinde des Kontinents, gegen Apokalypta
möglicherweise… oder einen der anderen Dämonen, die
den Untergang mit verursachten.
    Aber für Turrak existierte – in dieser Minute zumindest
– jene andere Wirklichkeit nicht. Er befand sich sich in der
»absoluten Sicherheit des Mikrokosmos«. Von hier aus kehrte
er von Fall zu Fall in das Xantilon Kaphoons zurück und
verließ den Mikrokosmos, blieb aber in seiner Zeit.
    »Ich bin nur hierher gekommen, um mich für die
Niederlagen zu rächen«, fuhr Turrak fort. »Dafür
war ich bereit, dich aus der Todesröhre zu befreien. Doch ich
mußte die Erfahrung machen, daß es dir mit einem
seltsamen Helfer gelungen war, abermals die Ketten zu sprengen, die
dich eigentlich für immer binden sollten…«
    »Diese Ketten müssen erst noch geschmiedet werden,
Turrak…«
    »Warte ab! Es ist gut, daß ich hierher kam. Ich werde
Apokalypta von deiner relativen Freiheit in Horron berichten. Du
kannst dich zwar bewegen, bist nicht in der Röhre ertrunken
– und dennoch ist Horron dein Gefängnis. Du kannst nicht
entkommen, selbst wenn du das mit allen Mitteln anstrebst. Bis der
Hunger dich tötet, würdest du durch Horron irren… aber
wer weiß, ob es so lange ging. Horron hat seine ureigenen
Gesetze. Du brauchst dich nur umzusehen. Es gibt tausend Wege in den
Wahnsinn. Ein menschliches Hirn kann die Eindrücke nicht
verkraften, ohne kurz zu schließen.
    Auch davon will ich dich einiges kosten lassen, ehe ich dich
töte. Es wird mir eine Genugtuung sein, wenn deine Leiche vor
meinen Füßen liegt. Und dann werde ich sie jenen zeigen,
die sich so köstlich amüsiert und den Bauch gehalten haben
vor Lachen… geh’ weiter in den Saal hinein, vor zum Becken,
sieh dir diejenigen an, die schon so lange hier sind, die leben und
doch nicht mehr existieren! Sie vegetieren dahin, sind manchmal
Stein… manchmal Fleisch… und sei auf der Hut, was deine
Gedanken betrifft, Kaphoon…«
    »Weshalb? Stören die dich?«
    »Mich weniger. Sie können dich – töten. Hier
in Horron ist alles möglich. Denk an deinen kleinen Begleiter,
der dir die Flucht aus der Röhre
ermöglichte…«
    Er wußte alles.
    Unmittelbar nach Apokalyptas Verschwinden tauchte Turrak in Horron
auf und beobachtete den Weg Whiss’ und Hellmarks…
    »Was weißt du – über Whiss?« fragte
Björn erschrocken. Unwillkürlich ballten sich seine
Hände zu Fäusten. Am liebsten wäre er dem Grinsenden
an die Gurgel gesprungen.
    Turrak sah überheblich aus. In beiden Händen hielt er
einen Degen mit langer, spitzer Klinge, biegsam, tödlicher
Stahl… Diesmal ging der Verräter nicht das Risiko ein,
durch einen blitzschnellen Handstreich Hellmarks einer seiner Degen
verlustig zu gehen.
    »Am liebsten würdest du mich töten, ich weiß.
Aber sei vorsichtig! Diesmal sind es keine vier Gegner, mit denen du
es zu tun hast, sondern mehr als vierzig. Eine falsche Bewegung
– und meine hübschen Begleiterinnen durchlöchern dich
wie ein Sieb. Das wäre schade. Für uns beide, denn ich
möchte mir einen sehnlichen Wunsch erfüllen. Einen neuen
Zweikampf mit dir. Diesmal unter meinen Bedingungen.«
    Björn hatte keine Erinnerung daran, daß er damals als
Kaphoon

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