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Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige

Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige

Titel: Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Gefallen
würde er ihnen nicht tun.
    Ein beruhigendes Gefühl durchströmte ihn, als er den
Stoff zwischen seinen Fingern spürte. Er war bereit,
gewappnet.
    Einen Moment glaubte er eine gewisse Ratlosigkeit auf dem bleichen
Gesicht seines Gegenüber zu erkennen.
    »Du hast keine Furcht?« fragte Nuevo
überraschend.
    »Nein, sollte ich welche haben?«
    Lag hier des Pudels Kern?
    Er hatte schon die ganze Zeit über das Gefühl, daß
Jorge Nuevo etwas ganz Bestimmtes erwartete, das jedoch nicht
eintraf.
    Und da wußte er es. Wie Schuppen fiel es ihm von den
Augen.
    Jeder andere, der noch nichts mit den Mächten der Finsternis
zu tun hatte, hätte schon in der ersten Sekunde nach Eintritt in
dem vorigen Zimmer fluchtartig dieses Haus verlassen. War das der
Grund, weshalb kein Beamter mehr im Revier war?
    »Warte, Dämon, ich werde es dir zeigen…«
    Blitzschnell zog Björn die Maske aus der Tasche und
stülpte sie über sein Gesicht.
    Im gleichen Augenblick veränderte sich sein Aussehen von
Grund auf.
    Das war nicht mehr das Gesicht des braungebrannten Abenteurers,
die markanten Züge, statt dessen zeigte sich ein Totenkopf auf
seinen Schultern, der erschreckend aussah.
    Der kahle, weiße Schädel schimmerte matt im fahlen
Licht der Beleuchtung. In den schwarzen Augenhöhlen glomm ein
dunkelgrüner Punkt, der die Tiefe nur noch verstärkte.
    Jeder Mensch wäre beim Anblick dieser Gestalt
panikerfüllt davongerannt. So jedenfalls äußerte sich
die Erscheinung des ›makabren Hellmark‹ in den Fällen,
in denen er die Dämonenmaske trug. Er vermied es deshalb, so gut
es ging, die Maske nie im Beisein von Menschen aufzusetzen.
Allerdings konnte er diese Rücksichtnahme nur dann praktizieren,
wenn er nicht gegen einen Dämon ankämpfen mußte, der
sich in der Begleitung eines ›normalen‹ Menschen
befand.
    Wo Menschen erschreckten oder auch mal vor Angst bewußtlos
werden konnten – da geschah mit einem Dämon, der den
Anblick der Maske erlebte, etwas ganz anderes.
    Was er sah, wußte auch Björn nicht. Es konnte jedoch
nur etwas sein, dessen Anblick für einen Dämon
unerträglich war.
    Der Erfolg war durchschlagend.
    Die Gestalt hinter dem Schreibtisch begann zu zittern. Hellmark
ging auf den angeblichen Jorge Nuevo zu und stand ihm Auge in Auge
gegenüber.
    Das bisher puppenhaft starre Gesicht Nuevos verzerrte sich zu
einer wütenden, furchteinflößenden Fratze.
    Die Haut schien zurückzuweichen, als ob gewaltiger Druck wie
bei der Fahrt in einem Raketenschlitten zur Ausbildung von
Astronauten auf den Organismus ausgeübt würde.
    Der Schrei entwickelte sich in der Tiefe des hohlen
Puppenkörpers, mit dem Hellmark die ganze Zeit über
konfrontiert wurde.
    Die Gestalt schraubte sich langsam in die Höhle. Die Bewegung
fiel ihr entsetzlich schwer. Dennoch war Hellmark erstaunt, wie
ausdauernd die Gegenwehr war. Bei rangniedrigen Dämonen ging es
ruckzuck, und sie lösten sich in Rauch, Qualm und
Schwefelgestank auf.
    Aber hier war das ganz anders.
    Der Bursche war besonders widerstandsfähig, aber er entging
der Vernichtungskraft der Dämonenmaske nicht.
    Das Gesicht quoll auf und warf Blasen. Kleine Explosionen
ereigneten sich. Dicke Rauchwolken stiegen aus dem Körper, der
lautlos auseinanderplatzte wie ein Luftballon, in den jemand eine
Nadel stach.
    Hustend zog sich Björn zurück.
    Gelbe Rauchschwaden wehten ihn an und aus dem geöffneten
Feilster in den düsteren, kahlen Hinterhof, in dem Unrat lag.
Kerzengerade stieg die gegenüberliegende Hauswand vor ihm auf
und stieß an die Umfriedung, ebenfalls eine Mauer von über
drei Metern Höhe, so daß zwischen dem Fenster, der
Hauswand gegenüber und der Mauer links eine Art Schacht
entstand, in die jedermann seinen Abfall werfen konnte. Vom
durchweichten Zeitungspapier, das in Hülle und Fülle dort
lag, bis über Cola- und Konservendosen und faulende Speisereste
war alles vorhanden, was Ratten und Mäuse mochten. Und deshalb
fühlten sie sich in dem düsteren Hinterhof offensichtlich
so wohl, daß nicht mal der penetrante Schwefelgestank aus dem
Fenster sie vertreiben konnte.
    Der Rauch verflüchtigte sich.
    Der Raum war bis auf Björn Hellmark – leer.
    Nein!
    Da war doch jemand. Auf dem Fußboden hinter dem Schreibtisch
lag eine menschliche Gestalt in der Uniform eines Beamten der Guardia
Civil.
    Jorge Nuevo?
    Aber das konnte nicht sein! Björn hatte doch mit eigenen
Augen die Auflösung des Dämons erlebt, der sich vermutlich
das Aussehen Jorge Nuevos

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