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Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige

Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige

Titel: Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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beherrscht und blickte in die
Runde.
    Er hatte das Gefühl, in einem Gespensterhaus gelandet zu
sein.
    »Hier… Sie können mich doch sehen… ich bin in
Gefahr… bringen Sie mich fort von hier.«
    Die Stimme klang gequält.
    Björns Nackenhaare richteten sich auf.
    Die Stimme kam aus dem Mund der Puppe, die einen Toten darstellte.
Die schmalen, blauunterlaufenen Lippen bewegten sich.
    »Wer sind Sie?« Hellmark war ganz auf Abwehr
eingestellt. Er kalkulierte eine Gefahr ein. In diesem Haus war etwas
passiert, von dem noch niemand eine Ahnung hatte. Er war bereit, die
Herausforderung anzunehmen.
    Dämonische Kräfte waren am Werk, von denen er nur noch
nicht wußte, wie sie zustande kamen und mit wem er sie in
Zusammenhang bringen mußte.
    »Ich heiße Jorge Nuevo«, tönte es hohl aus
dem Mund seines Gegenüber.
    »Du bist eine Puppe«, änderte Hellmark von einer
Sekunde zur anderen seine Strategie. »Du kannst reden –
weil jemand dafür sorgt, daß du die Lippen bewegst. Aber
du kannst nicht denken und nicht fühlen. Also – bist du
auch nicht in Gefahr.«
    »Du irrst dich. Das äußere Bild
täusche.«
    Hellmark war weiterhin einzige, gespannte Aufmerksamkeit, und so
entgingen ihm auch nicht das über die Stuhllehne gehängte
Jackett und der breite Gürtel, an dem die Pistolentasche mit der
Waffe hing.
    »Wer hat dich hierher gebracht, wie bist du in diesen Zustand
gekommen?«
    »Das liegt schon weit zurück«, lautete die Antwort.
»Das weiß ich nicht mehr, bringe mich fort von hier. Auch
für dich ist es nicht gut, länger hier zu bleiben, die
Gefahr ist groß.«
    »Von welcher Gefahr sprichst du?«
    Keine Antwort.
    Das bestärkte Björn in der Annahme, daß der andere
bluffte, daß er mit diesem Reden aufgehalten werden sollte.
    Aber auch hier fiel es ihm schwer, einen Sinn zu erkennen.
    Schließlich hatte niemand ahnen können, daß er in
das Revier Nummer V der Guardia Civil in Algeciras kam. Die
Entscheidung war vor wenigen Minuten erst in New York gefallen.
    Plötzlich mußte er an etwas anderes denken, an Richard
Patricks und Rani Mahays Begegnung mit den ›Männern in
Schwarz‹! Hatten sie etwas gehört? Er konnte sich das zwar
schlecht vorstellen, aber mit jenen geheimnisvollen Gestalten war
nicht gut Kirschen essen, und sie schienen jederzeit über
gewisse Dinge bestens informiert. Hatten sie das Gespräch
zwischen ihnen belauscht, war eine Abordnung hier in Spanien
informiert worden und hatte diese seltsame, ihm völlig
unverständliche Falle aufgebaut?
    Er versuchte, Ordnung in seine Gedanken zu bringen, es gelang ihm
nur schlecht.
    So verwirrend sich die Situation darstellte, so wirr erfolgten
gezwungenermaßen seine Überlegungen.
    »Ich kann keine Gefahr erkennen«, bohrte er weiter.
    »Ich habe sie auch erst erkannt, als es zu spät war. Ich
bin ein Mensch aus Fleisch und Blut. Wie du, aber du bist nicht mehr
in der Lage, dies objektiv aufzunehmen.«
    »Unsinn«, stieß Björn hervor. Seine Blicke
suchten die Umgebung ab. Er versuchte, die Anwesenheit dieser
seltsamen ›Puppe‹ zunächst zu ignorieren, obwohl sie
allerlei Fragen aufwarf.
    Er tat etwas völlig Absurdes. Zumindest mußte seine
Handlungsweise in den Augen seines Gegenüber, des angeblichen
Jorge Nuevo, so erscheinen.
    Er öffnete alle Schranktüren und zog alle Schubladen
heraus.
    Die ›Puppe‹ hinderte ihn nicht daran.
    Als er nicht fand, was er suchte, verließ er kurzerhand den
Büroraum und suchte den angrenzenden auf.
    Als er die Tür öffnete, prallte er wie von einer
unsichtbaren Wand zurück.
    Ihm gegenüber stand wieder ein Schreibtisch, und dahinter
saß wieder der Mann, der sich Jorge Nuevo nannte.
     
    *
     
    »Ein lustiges Spiel«, lächelte Björn.
»Ich nehme an, daß wir uns in den beiden anderen Zimmern
auch noch begegnen werden.«
    »Was suchst du?«
    »Das Schwert, das man in dem Bootswrack fand, wo liegt
es?«
    »Warum interessierst du dich dafür?« fragt Nuevo,
ohne seine Frage zu beantworten.
    »Ich möchte es mir ansehen…«
    »Und dann?«
    »Du wirst sehen, was ich damit tue.« Er griff wie
beiläufig in seine rechte Hosentasche. Darin steckte der
zusammengelegte, raschelnde Stoff, der sich anfühlte wie ein
Damenstrumpf. Es war die Dämonenmaske.
    Björn fühlte, daß die Atmosphäre in diesem
Haus anders war als bei seinem Eintritt. Die Luft war kühler,
das Licht unheimlicher, die Gefahr beinahe körperlich
spürbar.
    Dämonenspuk!
    Da wollte einer oder mehrere ihn fertig machen. Diesen

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