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Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige

Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige

Titel: Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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etwas um seinen Hals. Eine Schlange?!
    Im ersten Moment kam es Hellmark so vor.
    Er taumelte, flog gegen die zerstörte Vitrine und hakte seine
Finger unter das Etwas, das sich hart und elastisch anfühlte wie
ein dicker Muskelstrang.
    Unheimliches war geschehen.
    Das Schwert, das sich wie eine Schlange um seinen Hals legte und
ihm die Luft abschnürte, lebte!
     
    *
     
    Die junge Französin krallte unwillkürlich die
Fingernägel in den Oberarm ihres Freundes.
    Eine Gestalt, die über den Wassern schwebte, hatte sie noch
nie gesehen.
    Rani Mahay war durch die Erscheinung nicht weniger schockiert.
Aber er kannte Mittel und Wege, den Dingen auf den Grund zu
gehen.
    Für ihn war es nicht erst notwendig, daß er ein Boot
beischaffte, um aufs Meer zu rudern und sich der Stelle zu
nähern, wo die unbekannte Nackte schwebte.
    Der Inder handelte kurzentschlossen.
    Er versetzte sich zuerst nach Marlos. Von dort aus unternahm er
einen erneuten Teleportationssprung zu dem Ort, wo er sich eben noch
aufgehalten hatte. Allerdings mit einem bemerkenswerten Unterschied.
Rani versetzte sich um etwa fünfhundert Meter weiter
südlich, mitten hinein ins Wasser, wo er die Fremde entdeckt
hatte.
    Seine Schätzung stimmte.
    Er verfehlte sein ›Ziel‹ nur um wenige Meter.
    Rani kam im Wasser an und sah die Nackte etwa zehn Meter vor sich
in der Luft schweben. Ihr Antlitz war noch immer dem Ufer zugewandt,
wo das junge Paar stand und ungläubig herüberstarrte.
    »Jean«, sagte die Frau heiser und schüttelte den
Kopf, ohne daß ihr das bewußt wurde. »Der Mann…
der Inder, ist verschwunden… jetzt schwimmt er dort
drüben.« Sie war völlig verwirrt. Ihre Worte
erübrigten sich. Der Mann an ihrer Seite sah alles mit eigenen
Augen.
    Die gespenstischen, für sie unerklärlichen Ereignisse
forderten ihren Tribut.
    Alles war zuviel für sie.
    Panik ergriff sie, und sie begannen zu laufen. Der steinige Boden
knirschte unter ihren Füßen. Die Frau stolperte in der
Eile, stürzte und schlug sich die Knie blutig. Ihr Begleiter
riß sie in die Höhe, sie taumelten weiter und wollten
keinen Augenblick länger an diesem verhexten Ort bleiben.
    Ehe sie hinter einem Felsvorsprung verschwanden, um von dort aus
in das Landesinnere zu fliehen und ihre Beobachtung weiterzugeben,
warfen sie beide aus schreckgeweiteten Augen noch mal einen Blick
zurück.
    In der Dunkelheit waren die beiden Gestalten mehr zu ahnen, denn
zu sehen.
    Da war die Frau, schön und verführerisch, eine
elfenhafte Erscheinung, für die es keine Erklärung gab, und
da war der breitschultrige Inder mit der Glatze, der mit
kräftigen Schwimmstößen sich der Unbekannten
näherte.
    Das ging nicht mit rechten Dingen zu!
    Die beiden jungen Franzosen rannten, so schnell es ging, den Pfad
entlang, als würden Furien sie jagen.
    Rani Mahay hatte in diesen Sekunden nur noch Augen für die
Blondine. Ihre Schönheit, die Ebenmäßigkeit ihres
Körpers allein waren es nicht, die seine Blicke anzogen –
es war die Tatsache der Erscheinung an sich.
    Schon jetzt kam ihm ein Verdacht.
    Gestern nacht waren auf unheimliche Weise zwei Menschen
verschwunden. Das Ereignis hatte sich aller Wahrscheinlichkeit nach
in der Bucht abgespielt, in der man später Bootsteile fand.
    Hatten Alain Moreau und Bertrand Dupont auch jenes geheimnisvolle,
sirenenhafte Geschöpf gesehen? War die Erscheinung der Nackten
Ausgangspunkt für die nächtliche Bootsfahrt?
    Das würde zumindest den Aufbruch der beiden Männer zu
einer recht ungewöhnlichen Zeit erklären.
    Die Gestalt vor ihm wankte wie ein Schilfrohr im Wind hin und
her.
    Rani war nur noch zwei oder drei Meter von ihr entfernt. Jetzt auf
Reichweite! Er streckte seine Hand nach ihr aus.
    Zu spät…
    Dies war der Moment, da sich die Fremde umwandte und gleichzeitig
seitwärts auswich.
    Ihr Gesicht war dem Schwimmer zugewandt. Das Antlitz einer
Göttin, von einem Ebenmaß, wie es jeden Künstler, der
das richtige Modell suchte, begeistert hätte. An diesem
Körper gab es keinen Makel.
    Die Fremde schwebte wie ein Geist davon. Sehr schnell.
    »Mädchen, mache keinen Unsinn«, murmelte der Inder
und kraulte weiter. »Ich habe keine Lust, das ganze Mittelmeer
zu durchschwimmen, nur um zu wissen, woher du kommst, warte auf mich!
Ich glaube, wir zwei haben einige Worte miteinander zu reden. Ich
möchte wenigstens wissen, woher du kommst, he, nicht so
schnell!«
    Die schöne Unbekannte entfernte sich rasch von ihm. Sie lief
auf dem Wasser, direkt auf die

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