Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige
gegeben hatte.
Hellmark hielt den Atem an und bückte sich zu der Gestalt
hinab, die dicht vor seinen Füßen lag. Mit dem Gesicht zum
Boden. Hellmark drehte den Reglosen herum.
Schon war er darauf gefaßt, daß sich erneut der Kopf
von den Schultern lösen würde.
Aber diesmal war alles ganz anders. Der Körper war schwer und
noch warm. Der Mann konnte erst kurze Zeit tot sein. Und Björn
sah auch, woran er gestorben war.
Sein Hals war blau unterlaufen.
Der Polizist war stranguliert worden.
*
Es kam dem Herrn von Marlos so vor, als würde er jetzt seine
Umgebung so wahrnehmen, wie sie wirklich war.
Der Dämon hatte sich wie eine Seifenblase aufgelöst,
daran gab es für Björn Hellmark keinen Zweifel.
Die. Atmosphäre war gereinigt, die Lufttemperatur deutlich
angestiegen.
Mit dem Verschwinden des Dämons, der sich ›Jorge
Nuevo‹ genannt hatte, schien sich gleichzeitig ein Bann
gelöst zu haben, unter dem Hellmark seit der Begegnung gestanden
hatte.
Er nahm den Raum nun ganz anders wahr, gerade so, als wäre
ihm zuvor ein Trugbild vorgegaukelt worden.
Da war zunächst die Tatsache, daß er den Polizisten
sah, der mit Sicherheit schon die ganze Zeit über hier gelegen
hatte, ohne daß er ihn registrieren konnte. Durch die
Anwesenheit des Dämonischen war das Wirklichkeitsbild wie durch
Hypnotischen Einfluß verfälscht worden.
Er hatte den Polizisten nicht sehen sollen! Jorge Nuevo sollte
seine Bezugsperson sein.
Und noch mehr hatte er nicht wahrnehmen sollen.
An der Wand neben der Tür zum Hinterausgang stand eine uralte
Vitrine mit gläsernem Deckel. Darin lagen mehrere Utensilien,
die mit kleinen kartonfarbenen Kärtchen versehen waren. Auf
ihnen standen Ziffern und Zahlen.
Außer einem Handschuh, einem Halstuch, einem emaillierten
Feuerzeug und einem Herrensiegelring lag etwas darin, das alles
andere an Größe und Auffälligkeit in den Schatten
stellte.
Ein Schwert!
Kostbar der Griff. Die Schale war mit roten und grünen
Steinen besetzt, die derart funkelten, daß man sofort auf den
Gedanken kam, echte, geschliffene Edelsteine zu sehen.
Vitrine und Inhalt hatte Björn bei seinem Eintritt nicht
gesehen. Das Möbelstück stand so versteckt in der Ecke
neben dem Schreibtisch, daß es von der Tür her nicht ins
Auge fiel. Hellmark, der ein fotografisches Gedächtnis hatte,
war jedoch überzeugt davon, daß er es hätte
wahrnehmen müssen, da er ziemlich dicht vor Jorge Nuevo
gestanden hatte, als dieser sich auflöste.
Zweifelsohne ein Trick des Dämons, der das
Möbelstück durch Unsichtbarkeit getarnt hatte! Er wollte
verhindern, daß Hellmark das Schwert zu Gesicht bekam.
Björn zog die Maske vom Gesicht und steckte sie wieder
ein.
Dann stand er vor der Vitrine. Der Deckel war verschlossen.
Instinktiv bückte sich Hellmark und untersuchte die Taschen
des Toten, für den er nichts tun konnte und dessen Tod sinnlos
war. Wut stieg in ihm hoch, als er daran dachte, wie gering die
Chance dieses Mannes gewesen war, sich gegen den Dämon zur Wehr
zu setzen.
Der Überfall mußte erfolgt sein wie ein Blitz aus
heiterem Himmel.
Die ganze Methodik des Angriffs und die Strategie, die hier zum
Tragen gekommen waren, blieb ihm nach wie vor ein Rätsel, auch
wenn er sich noch so sehr den Kopf darüber zermarterte.
Björn fand wie vermutet den Schlüssel zur Vitrine in der
Tasche des Toten.
Sein Blick fiel auf das Schwert. Es hatte eine gewisse
Ähnlichkeit mit der Waffe, die einst auf der untergegangenen
Insel Xantilon für seine Hand geschmiedet worden war.
Das Schwert war funkelnd und sah neu aus, als hätte es den
Hersteller gerade verlassen. Es wies eine annähernde
Ähnlichkeit mit dem ›Schwert des Toten Gottes‹ auf,
aber war es nicht.
Die Anordnung der glitzernden Steine war anders, der Griff
stärker gebogen. Im großen und ganzen machte die Waffe
einen schweren Eindruck.
Dies war Hellmarks erste Feststellung.
Die Tatsache, daß überhaupt in einem Bootswrack ein
Schwert unter mysteriösen Umständen aufgetaucht war,
beschäftigte ihn jedoch noch mehr. Es war wie ein Signal an
jemand. An – ihn?
Er kam nicht mehr dazu, das Schloß des Glasdeckels zu
öffnen.
Es ging alles rasend schnell.
Das Schwert! Wie eine Rakete stieg es urplötzlich in die
Höhe.
Glas splitterte. Die Scherben umschwirrten ihn wie wütende
Insekten.
Es krachte und barst. Langes und Weiches stieß ihm mitten
ins Gesicht, als er geistesgegenwärtig noch wegzutauchen
versuchte.
Da legte sich auch schon
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