Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige
aufgerissen. Hier waren noch mehrere Menschen versammelt, die
den makabren Fall studierten und erörterten. Insgesamt gab es an
diesem späten Abend rund zwanzig Zeugen, die den Mann, der
eigentlich in der Zelle eingesperrt war, durch den Korridor Richtung
Straße laufen sahen.
Die Menschen standen da wie angewurzelt und sahen, wie die Kugeln
sich in den Körper bohrten, ohne den Getroffenen zu Fall zu
bringen.
Dann erreichte Macabros die Straße, und die Männer, die
in Revier V versammelt waren, stürzten hinter ihm her.
Sie sahen ihn noch drei Schritte gehen, dann verschwand er, als
hätte es ihn nie gegeben.
*
Macabros landete in Hellmarks Zelle.
»So, da bin ich wieder«, sagte Hellmarks
Doppelkörper.
»Fein«, entgegnete Björn Hellmark und erhob sich
von der Pritsche. »Dann können wir uns ja auf den Weg nach
Marlos machen. Wir werden dort schon sehnlichst erwartet.«
»Mußte das sein?« fragte Macabros.
»Die Demonstration eben draußen?«
»Ja…«
Björn nickte. »Es blieb mir nichts anderes übrig.
Nur so konnte ich die Leute davon überzeugen, daß hier im
Revier etwas passiert, woran Menschenhand nicht schuld ist. Das wird
sie dazu bringen, über die Sache nachzudenken und auch andere
Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Und nun höre zu, alter
Junge, es steht dir nicht an, mir Löcher in den Bauch zu fragen,
wenn das noch mal geschieht, laß ich dich einfach verschwinden,
kapiert?
’Aber erst bringst du mich noch nach Marlos. Wir werden dort
heiß erwartet.«
Macabros seufzte. »Undank ist der Welt Lohn. Das zeigt sich
immer wieder. Solange man gebraucht wird, ist alles schön und
gut. Und wenn nicht mehr, wird man einfach in die Ecke gestellt wie
ausgedientes Werkzeug.«
Sie berührten sich an den Händen, als draußen auf
dem Korridor hastige Schritte sich Hellmarks Zelle näherten.
Björn und Macabros verschwanden auf die unsichtbare
Insel.
Als die Polizisten die Tür der Zelle öffneten, fanden
sie sie leer. Zeichen von Gewaltanwendung gab es nicht. Der Gefangene
war wie ein Geist durch das Mauerwerk verschwunden.
*
Sie kamen in Marlos an, als noch jemand eintraf.
»Jim!«
Der junge Guuf materialisierte auf dem großen freien
Strandgelände vor den Blockhütten.
Dort liefen die anderen Marlosbewohner, die Jim und Björn
kommen sahen, freudig zusammen.
»Jim! Alles in Ordnung?« fragte Hellmark als erstes,
noch ehe er jemand begrüßte. »Wo bist du nur gewesen,
du alter Lausebengel?«
Jim berichtete von seiner Begegnung mit Loll und der Entdeckung
der Höhle. Alle hörten fasziniert zu. Dann zuckte er die
Achseln und sagte abschließend: »Ich habe die Höhle
gefunden, die ich in visionären Bildern gesehen hatte. Sie
stellt einen Beweis dafür dar, daß vor langer Zeit eine
Zivilisation der Kugelköpfe im Herzen Afrikas lebte und ihre
dämonischen Rituale durchführte. Warum es mich allerdings
dorthin zog, weiß ich bis jetzt noch nicht.«
»Vielleicht wird sich dieses Gefühl in dir noch
verstärken, und du wirst dich erinnern, weshalb du diesen Ort
aufsuchen wolltest«, meinte Björn.
»Möglich.«
»Warten wir es ab, was weiter wird. Wir behalten es auf alle
Fälle im Auge.
Aber wenn du wieder eine so komische Anwandlung hast, Bescheid
sagen, was du im Schild führst, ja?«
»Ja, Björn.«
»Ruhe da unten!« brüllte plötzlich eine
markige Stimme aus den Blättern einer der höchsten Palmen
in Strandnähe, von denen Rani Mahay sich gerade löste. Er
hatte mit dem kleinen ulkigen Kerl gesprochen, der sich dort oben in
einem Loch zwischen den Blättern zeigte. Das Wesen hatte die
Größe eines Raben, war vogelähnlich und hatte das
Gesicht einer Schildkröte. Das war Whiss, ein Wesen aus dem
Mikrokosmos. Vor wenigen Tagen erst hatte es Domizil im Wipfel der
Palme bezogen, um sein Ei auszubrüten. »Sobald ihr zusammen
seid, gackert ihr wie eine Herde alter Hennen! Da vergeht einem ja
die ganze Brutlust, zum Donnerwetter noch mal!«
Whiss klappte die beiden großen Blätter vor sein
Gesicht.
Björn seufzte und warf Rani einen vielsagenden Blick zu.
»Ganz schön frech, das Kerlchen, du lernst ihn viele
schlimme Wörter.«
Rani zuckte bedauernd die Schultern. »Tut mir leid,
Björn, er nimmt unwahrscheinlich schnell auf, du weißt das
ja selbst. Im Moment darf man ihm allerdings nicht böse sein.
Der Zustand, in dem er sich befindet, erfordert eben von uns eine
gewisse Rücksichtnahme.«
Alle Jachten.
Björn legte seinen Arm um Carminias
Weitere Kostenlose Bücher