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Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige

Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige

Titel: Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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wirklich?
    Nachdenklich zog Hellmark die Maske ab und löste seinen
Zweitkörper auf. Allein mit dem toten Polizeibeamten war er
wieder in dem Büroraum, in dem sich einiges ereignet hatte,
seitdem er ihn betrat.
    Der Glasdeckel der Vitrine war zersplittert, das Schwert aus dem
Bootswrack verschwunden – das Schwert, das ihn noch immer in
Gedanken beschäftigte.
    Warum hatte diese Myriadus-Zelle sich ausgerechnet als
›Schwert‹ getarnt? Zufall? Wollte sie damit Aufsehen
erregen, um erst mal unter die Menschen zu kommen und damit Kontakt
zum Leben zu erhalten, das für einen ›Skrophuus‹ nun
mal unentbehrlich war?
    Dies konnte des Rätsels Lösung sein.
    Er betrachtete sich im Spiegel und fand, daß er verheerend
aussah.
    Sein Gesicht war verschwitzt, wirr hingen die Haare in die Stirn,
und um den Hals trug er einen blau-rot unterlaufenen Kranz, der vom
Kampf mit der Myriadus-Zelle herrührte.
    Hier konnte er nichts mehr ausrichten. Die Dinge hatten sich von
selbst erledigt. Und doch war er nicht zufrieden. Ein seltsam
bitterer Nachgeschmack blieb.
    Er konnte einfach nicht daran glauben, daß es sich bei
dieser Zelle, die sich nur äußerst zäh unter der
Dämonenmaske aufgelöst hatte, um jene handelte, die
praktisch durch sein Verschulden in diese Welt gekommen war. Es
mußte sich um einen Ableger handeln.
    Zellen hatten die Angewohnheit, sich zu teilen und zu
vermehren.
    Er steckte die Dämonenmaske weg und wollte gehen, als zwei
Polizisten mit entsicherten Waffen in der Hand in den Büroraum
stürmten.
    »Bleiben Sie stehen, Senor und nehmen Sie die Hände
hoch! Keine Bewegung«, rief der eine mit klarer Stimme.
»Sie sind verhaftet, weil Sie im Verdacht stehen, drei unserer
Kollegen ermordet zu haben.«
     
    *
     
    Auch dies war die Wirklichkeit, eine, die er schon fast vergessen
hatte.
    Er starrte in die Mündungen der Waffen.
    Hellmark hob gehorsam die Hände.
    »Das ist ein Irrtum«, begann er, »lassen Sie mich
erklären…«
    Er schwieg. Nein, es hatte keinen Sinn. Was hätte er sagen
sollen? Die Wahrheit? Niemand hätte sie ihm geglaubt.
    »Irrtum?« höhnte der Polizist, der ihn aufgefordert
hatte, die Hände zu heben. »Typisch, das sagen sie alle,
die beiden Toten in den Zimmern vorn sind dann wohl auch
Irrtümer, wie?«
    Hellmark wurde nach Waffen durchsucht. Man fand nichts.
    »Warum haben Sie die Leute erwürgt?« wurde er
gefragt.
    Die ganze Situation kam ihm unwirklicher vor als die Begegnung
zuvor mit den dämonischen Wesenheiten.
    Vorm Fenster im schmutzigen Hinterhof stand ein dritter Polizist
und sorgte dafür, daß Hellmark nicht mit kühnem
Sprung über die Fensterbank ins Freie flüchtete.
    Dabei standen ihm ganz andere Mittel zur Verfügung, um die
Flucht zu ergreifen, wenn er sie gewollt hätte.
    Er hielt sich zurück. Diese Männer taten ihre Pflicht.
Die Umstände sprachen gegen ihn. Die Polizisten mußten
davon ausgehen, daß er in einem Anfall von Raserei drei Beamte
im Revier getötet hatte. Obwohl das alles ein wenig
unwahrscheinlich war, sprach der Schein gegen ihn.
    Man legte Hellmark Handschellen an und unterzog ihn einem ersten
Verhör.
    Er blieb bei seiner Aussage, daß er nichts mit den Morden zu
tun hätte. Er sei gekommen, um sich das Schwert zeigen zu
lassen, das in den frühen Morgenstunden sichergestellt worden
war.
    »Und wo ist das Schwert jetzt?« wurde er gefragt.
    »Verschwunden. Ich habe es nicht gefunden«, lautete die
einzig mögliche Ausrede für ihn.
    »Der Mann ist verrückt«, flüsterte der zweite
Polizist dem Kollegen zu, der den Dialog mit Björn
führte.
    »Wir werden uns noch näher mit Ihnen befassen«,
sagte der erste Polizist wieder zu Hellmark. Der Deutsche wurde hart
angefaßt und in den Korridor geschubst. »Wir kriegen
heraus, was wir wissen wollen, darauf können Sie sich
verlassen!«
    »Wer hat Sie alarmiert?« fragte Björn unvermittelt.
»Wie konnten Sie plötzlich hier auftauchen? Als ich das
Gebäude betrat, herrschte Totenstille.«
    Revier V lag nur wenige Straßen entfernt.
    »Ein Passant hat alles beobachtet. Er hat uns
angerufen.«
    »Und was hat er beobachtet?« Dies war für Hellmark
ein abgekartetes Spiel. Durch Zufall war er in diese Sache geraten,
und nun versuchte jemand Kapital aus den Ereignissen zu schlagen.
Hatten wieder Dämonen ihre Hände im Spiel? Es reichte, wenn
einer der Guardia Civil den Tip gegeben hatte.
    Im Revier herrschte ein Treiben wie in einem Bienenstock. Nach dem
ersten Polizeifahrzeug trafen weitere ein.

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