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Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige

Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige

Titel: Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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griff er kurzerhand in die Schale und nahm
sich eine Münze heraus, die er dann deutlich und vernehmlich
wieder hineinwarf.
    Es schien ihm, als würde es in den Augen des Mannes
aufblitzen.
    »Danke, vielen Dank mein Herr. Allah soll Sie segnen«,
kam es etwas zögernd über die Lippen es Arabers.
    »Nicht der Rede wert, Alter«, entgegnete Macabros.
»Wenn ich das nächste Mal vorbeikomme, gebe ich Ihnen gern
das Doppelte – leider bin ich im Moment an Kleingeld
knapp.«
    Er ging.
    So hörte er nicht mehr, was der Alte in seinen Bart murmelte.
»Alter Gauner, einen armen alten, blinden Mann hintergehen, eine
Münze rausnehmen und wieder zurückwerfen. So blind,
daß ich das nicht sehe, bin ich noch lange nicht.«
     
    *
     
    Er schaffte es ohne besondere Schwierigkeiten, ein Gespräch
mit Ahmid Hassuk zu führen.
    Der Kaufmann war für sein Anliegen sehr zugänglich.
»Ich habe heute schon tausend Fragen beantwortet«, sagte er
mit einem stillen Lächeln. »Ob es sich um Europäer
oder Afrikaner handelte. Sie wollten alle das gleiche wissen: Was ist
aus der Frau geworden.« Er zuckte mit seinen hageren Schultern.
»Alle, die etwas von dem Vorfall gehört hatten, wollten
mehr wissen, aber es tut mir leid. Es gibt nichts mehr darüber
hinaus zu erzählen. Ich weiß nicht, was aus der Frau
geworden ist. Waren Sie mit ihr befreundet?« fragte er
abschließend.
    Macabros verneinte.
    Er fragte geschickt und ließ sich die Einzelheiten
erklären, um sich ein Bild von ihnen zu machen.
    Da waren sicher übersinnliche oder dämonische
Kräfte am Werk gewesen. Ahmid Hassuk, der viel mit
Europäern zu tun hatte, der weltaufgeschlossen und keineswegs
abergläubisch war, hatte die Furcht kennengelernt.
    Als Macabros erkannte, daß es keinen Sinn mehr hatte, in
Tanger noch eine weitere Spur zu suchen, versetzte er sich
zurück nach Algeciras. Doch weder in das Hotel, noch in das
Polizeirevier.
    Björn Hellmark, der in seiner Zelle darauf wartete, daß
irgend etwas geschah, wodurch er mehr Informationen erhielt,
wußte über alle Aktionen seines Doppelkörpers
Bescheid. Was dieser an Eindrücken aufnahm, verarbeitete das
Bewußtsein des Originals.
    Macabros materialisierte in der abgelegenen steinigen Bucht, die
Rani Mahay näher betrachten wollte.
    Von dem Inder gab es weit und breit keine Spur zu entdecken.
    »Rani?! Hallo?!« Macabros rief den Namen des Freundes
einige Male. Das Echo seiner Stimme meldete sich aus den
zerklüfteten Felsen und mischte sich unter das Rauschen und
Gurgeln der brechenden Wellen.
    Mahay meldete sich nicht.
    Unruhe erfüllte Macabros.
    Er blickte in alle Richtungen. In der Ferne gewahrte er unter dem
schimmernden Licht der Sterne die verschwommenen Umrisse der
Felseninsel.
    In den Meldungen, die Patrick von seinen Rechercheuren erhalten
hatte, war auch der Verdacht der Polizei angeklungen, daß die
beiden verschollenen Franzosen die nächtliche Bootsfahrt zu der
menschenleeren Felseninsel unternommen hatten. Was sie dort suchten,
war nach wie vor ein Rätsel. Aber in der Nähe der
zerklüfteten Felsen gab es gefährliche Strudel und
Untiefen. Da konnte es leicht sein, daß sie die Herrschaft
über das kleine Ruderboot verloren hatten und gekentert
waren.
    Konnte es sein, daß Rani Mahay sich nach dort begeben hatte,
um das nachzuprüfen?
    Für Macabros war es leicht, dies herauszufinden.
    Er versetzte sich nach drüben.
    Lautlos wie ein Geist kam er auf einem vorspringenden Plateau an.
Gischtendes Wasser schwappte gegen seine Beine.
    Macabros sah die Gestalt des nackten Mädchens, das zwischen
zwei riesigen Felssteinen leichtfüßig dahinlief, kaum
daß ihre Füße den kahlen Boden berührten.
    Was hatte das zu bedeuten?
    Geduckt lief er hinter der Gestalt her.
    Sie erreichte einen Vorsprung, der steil bergauf führte. Aber
den lief sie nicht mehr hoch.
    Sie löste sich auf wie ein Nebelstreif unter dem ersten
Sonnenstrahl.
    Eine Halluzination? Eine Fata Morgana?
    Er mußte der Sache auf den Grund gehen.
    Noch zwei Schritte – da prallte er wie vor einer unsichtbaren
Wand zurück.
    Vor ihm erschien ein Mann und tauchte aus der Dunkelheit auf wie
ein Geist.
    »Rani!«
    »Du hast mich sofort erkannt, das ehrt mich«, sagte der
Inder. Er schüttelte den Kopf und warf einen Blick in die
Richtung, die die nackte Schöne genommen hatte. »Aber kaum
tauchst du hier auf, stimmt überhaupt nichts mehr. Du
verscheuchst nicht nur die Hühner, vor dir laufen selbst die
schönsten Mädchen davon.« Er nahm die

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