Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige

Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige

Titel: Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
Komme mit und
erzähle mir alles über dich, aber keine Tricks«,
warnte er gleich wieder. »Wenn ich merken sollte, daß du
nur gekommen bist, um die alten Mythen aufleben zu lassen, die dieses
kleine Dorf schließlich zum Aussterben veranlaßt, dann
kenne ich kein Pardon.«
    »Du kannst unbesorgt sein, Loll, ich bin gekommen, um die
alten Mythen zu zerstören.«
     
    *
     
    Sie verließen die Hütte.
    Loll und Jim hielten eine Fackel in der Hand.
    Jim hatte sich außerdem mit einem Speer bewaffnet, Loll mit
einem großen Buschmesser.
    Draußen war es bis auf den Schein der Fackeln
stockfinster.
    Die Eingeborenen des namenlosen Dorfes, auf das der Forscher Mason
mit seiner Frau durch Zufall gestoßen war, schliefen noch
nicht. Sie waren alle auf dem Platz vor den beiden Totems der Guu-uf
versammelt.
    Die weißen Augäpfel leuchteten in der Dunkelheit. Die
schwarzen Körper waren kaum zu erkennen.
    Jim spürte die Welle der Feindseligkeit, die ihm
entgegenschlug.
    Mißtrauen, Ratlosigkeit und Furcht.
    Die Frauen wichen zurück, als er auftauchte. Einen lebenden
Guu-uf hatten sie noch nie gesehen. Sie fielen nicht ehrerbietend und
voller Angst auf die Knie vor ihm. Sie wagten aber auch nicht, ihn
offen anzugreifen. Es war ein merkwürdiges, kaum zu
beschreibendes Verhältnis, das sie zu ihrem
›Götzen‹ aus der Mythologie entwickelt hatten.
    »Ogalla mu lo ug«, sagte Loll mit klarer Stimme.
    Was diese Worte bedeuteten, die wie ein Befehl klangen, verstand
Jim nicht. Aber er konnte die Wirkung gleich darauf erkennen.
    Die bewaffneten Männer nahmen eine weniger bedrohliche
Haltung ein und öffneten eine Gasse, durch die Loll und Jim
liefen.
    Der Guuf fühlte unablässig die ängstlichen Blicke
der Eingeborenen auf sich gerichtet. Sein Unbehagen wuchs, wenn er
daran dachte, daß einer vielleicht die Nerven verlor und ihm
einen Dolch oder Speer in den Rücken jagte, ehe er die drohende
Gefahr erkannte und sich nach Marlos versetzen konnte.
    Dennoch fühlte Jim sich bedeutend wohler, als sie den
Dorfplatz verlassen hatten. Loll ging in den Busch. Blätter
raschelten. Die Nacht war erfüllt von den typischen
Geräuschen der Wildnis.
    »Ich kenne den Weg genau«, sagte Loll, ohne sich
umzudrehen. Er ging Jim stets voran und schlug das Buschmesser wie
einen überdimensionalen Pendel mal nach links, mal nach rechts.
Die Pflanzen kippten weg unter der Wucht der Schläge. In der
Linken hielt Loll dabei unablässig die Fackel, deren Licht die
Dunkelheit vertrieb. »Ich bin ihn schon hundertmal gegangen,
manchmal ist es wie ein Zwang, da zieht es mich förmlich in
diese rätselhafte Höhle, deren Existenz keinem Weißen
vertraut ist. Vielleicht ahnten die beiden etwas, die du von den
Totems befreit hast. Aber so schnell werden die wohl nicht mehr hier
auftauchen, um nachzuforschen. Der Schreck steckt ihnen noch
ordentlich in den Gliedern, und das ist gut so.« Er kicherte
leise vor sich hin, und Jim fürchtete schon, Lolls Verstand
würde wieder umkippen.
    Doch Loll blieb ruhig und verhielt sich normal. Nur einmal noch
redete er davon, daß die Schneise, die er jetzt schlug, morgen
abend schon wieder zugewachsen sein würde. In dieser Hölle
vollzog sich das Wachsen und Sterben in rasender Eile.
    Die Höhle, von der Loll gesprochen hatte und Jim meinte,
daß er sie suchen müßte, lag mitten im Urwald.
    Ein Hügel hob sich in der Finsternis plötzlich von ihnen
ab.
    »Das ist er«, sagte Loll einfach.
    Jim sah den Erdhügel, der so hoch war wie ein
Einfamilienhaus. Büsche und Sträucher und riesige
Bäume umstanden ihn und wuchsen auf ihm. Der Eingang in die
Höhle wurde von riesigen Luftwurzeln gebildet, die den Boden
aufgetrieben hatten.
    Der hinter Gestrüpp getarnt liegende Zugang wäre von
einem Nichteingeweihten bei diesen Lichtverhältnissen
überhaupt nicht, und selbst bei Tag nur unter größten
Schwierigkeiten entdeckt worden.
    Die Luftwurzeln ragten wie verschlungene, bizarre Torbögen
auf.
    Loll und Jim konnten sie aufrecht gehend passieren.
    Der Weg führte direkt in den Hügel. Im blakenden Licht
der rußenden Fackeln hatte Jim das Gefühl, durch den
Tunnel in eine andere Welt zu gehen.
    Der Boden war hart und mit unzähligen Wurzelsträngen
durchsetzt. Man mußte höllisch aufpassen, um nicht zu
stolpern.
    Die Höhle war nicht aus Stein und Fels, sondern aus Erde und
Wurzeln, die einen wahren Dom über den beiden Eindringlingen
bildeten.
    Links und rechts neben dem eigentlichen Eingang, den sie nach

Weitere Kostenlose Bücher