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Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige

Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige

Titel: Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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eine
erstaunliche Entdeckung machen. Das Mädchen und der Fisch waren
plötzlich spurlos verschwunden. Eine komische Geschichte,
findest du nicht auch?«
    »Sehr komisch, ja«, sagte Macabros. »Sie paßt
fast zu dem, was ich erlebt habe.«
    Er berichtete von den Ereignissen in Polizeirevier V. Patricks
Augen wurden groß wie Untertassen. Er unterbrach den
Berichterstatter kein einziges Mal.
    »Da war das Schwert«, schloß Macabros
nachdenklich. »Es wurde zur Schlange, schließlich zu einem
eiförmigen Etwas, das immer mehr schrumpfte. Es wurde so klein,
daß man es mit bloßem Auge nicht mehr wahrnehmen konnte.
Was Ahmid Hassuk in Tanger beobachtet hat, paßt wie die Faust
aufs Auge, Rich! Das Mädchen und der Fisch sind verschwunden,
obwohl es keine Möglichkeit gab, an Hassuk vorbei zu kommen. Es
scheint ungeheuerlich, aber es ist wahr, hier kann es eine Verbindung
geben. ›Skrophuus‹, ein Teil des Körpers von Myriadus,
ist wie ein böser Keim in diese Welt gekommen, und die Saat
versucht aufzugehen. Hier zeigt sie sich als Schwert, als
strangulierende Schlange, als ein winziges Staubkorn, dort als Fisch,
der einen Menschen anfällt und dann mit ihm verschwindet, als
hätte es ihn nie gegeben. Viele werden diesen Bericht aus Tanger
für eine sensationell aufgemachte Zeitungsente halten, ich denke
da ein wenig anders. Ich habe nach dem, was in Revier V vorgefallen
ist, auch allen Grund dazu. Genieße weiter deinen andalusischen
Rotwein, Rich! Ich trinke nachher mit. Eine Sache möchte ich
gleich geklärt wissen, wenn es möglich ist. Ich habe da
einen furchtbaren Verdacht…«
    »Was für einen, Björn?«
    »Daß es schon mehr als eine Zelle in dieser Welt gibt,
daß die Begegnung in Polizeirevier V und die Ereignisse in
Tanger zwar zusammenhängend gesehen werden müssen und doch
durch zwei völlig unabhängig voneinander wirkende
Kräfte ausgelöst wurden.
    Eine Zelle ist möglicherweise vernichtet. Eine andere oder
noch mehr sind existent. In welcher Form und wo halten sie sich jetzt
versteckt? Was haben sie noch vor?
    Myriadus trägt seinen Namen ›der
Tausendfältige‹ zu recht. Bei ihm haben wir es mit der
absonderlichsten Lebensform zu tun, der ich bisher begegnet bin und
die in ihrem kurzen Auftritt bewiesen hat, wie schwer sie zu
bekämpfen ist.
    Er kann klein sein wie eine Mikrobe und groß wie ein Riese
– diesen Verdacht hat Ak Nafuur einmal ausgesprochen. Ich
fürchte, er hatte recht. Ich möchte nur wissen, wie das
aussah, was Alain Moreau und Bertrand Dupont in der letzten Nacht
gesehen haben. Ich muß immer wieder daran denken, daß es
anfangs hieß, das Boot scheint von einer Riesenfaust
zertrümmert worden zu sein. Vielleicht trifft dieser Ausdruck
den Nagel auf den Kopf. Warte hier auf mich, Rich!«
    »Ich…« weiter kam der Verleger nicht mehr.
    Die Gestalt löste sich vor seinen Augen auf, und fauchend
schlug die Luft neben ihm zusammen. Patrick spürte den Luftzug
im Gesicht.
    Der Platz neben ihm war leer. Da wußte Richard Patrick,
daß er nicht mit Björn Hellmark, sondern mit Macabros
gesprochen hatte.
     
    *
     
    Der befand sich in dieser Sekunde schon wieder an einem ganz
anderen Ort.
    Aus dem Nichts heraus entstand eine Gestalt, mitten unter
hunderten von Menschen, die sich auch in dieser vorgerückten
Stunde noch im Freien aufhielten und das Hafenviertel
bevölkerten.
    Der gleiche Mann, der zur selben Zeit in einer Gefängniszelle
des Polizeireviers V in Algeciras saß, bewegte sich frei und
ungezwungen unter den Passanten im Hafenviertel von Tanger.
    Neger und Weiße beherrschten das bunte
Straßenbild.
    Macabros wurde von mehreren Straßenhändlern angehalten.
Viele Lederartikel und Keramiksachen wurden ihm angeboten.
    Macabros lehnte dankend ab. Ihm lagen andere Dinge am Herzen. Er
brauchte eine Auskunft.
    Er wollte wissen, wie er zu dem Kaufmann Ahmid Hassuk kam. Er
sprach einen blinden Bettler an, der an einer Straßenecke auf
einer Wolldecke saß und eine flache Schale vor sich stehen
hatte, in der einige Münzen lagen.
    Aus einem Kauderwelsch zwischen Spanisch, Englisch und
Französisch machte er dem Bettler klar, zu wem er wollte.
    »Ahmid Hassuk?« wiederholte der Mann. »Ja, den
kenne ich, ein stadtbekannter Mann, er wohnt hier in der
Nähe.«
    Der Blinde erklärte es genau.
    »Vielen Dank.« Macabros, der neben dem alten,
bärtigen Mann im Burnus in die Hocke gegangen war, erhob
sich.
    Gern hätte er ihm etwas gegeben. Aber er hatte keine einzige
Münze bei sich. So

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