Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige

Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige

Titel: Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
etwa
zwanzig Schritten erreichten, standen zwei kerzengerade gewachsene
Bäume, deren Stämme als Totems bearbeitet worden waren. Die
Schnitzereien stellten zwei hochaufgerichtete Guuf dar. Der
hornartige Echsenkamm auf ihren runden Köpfen ragte über
die Begrenzungslinie des Stammes hinaus.
    Beide Bäume trugen trotz des gewaltigen Einschnittes in ihr
Leben noch ihre Kronen, die dicht belaubt waren und im Gewirr der
Luftwurzeln über ihnen verschwanden.
    Im Innern der Höhle bot sich ein ähnliches Bild.
    Hunderte von uralten, zum Teil morschen Guuf-Totems standen in
Reih und Glied nebeneinander. Die Höhle war von unbekannter Hand
bearbeitet worden. Dicke Holzplatten, etwa achtzig auf achtzig
Zentimeter groß, bildeten ein Schachbrettmuster an den
Wänden.
    Doch das war noch nicht alles.
    Auf dem Boden lagen Hunderte von Einzelknochen und Skelette,
Überbleibsel von Menschen, die in vergangenen Tagen als Opfer
den Guu-uf dargebracht worden waren. Die Getöteten trugen noch
die rostigen Speer- und Dolchspitzen unterhalb der Rippen und in der
Brust.
    Die Höhle der geheimnisvollen Guuf entpuppte sich als ein
unheimlicher Friedhof.
     
    *
     
    Er schnappte vergebens nach Luft.
    Der Druck auf seine Kehle war so stark, daß er
fürchtete, der unheimliche Angreifer würde ihm das Genick
brechen.
    Björn Hellmark kämpfte mit dem Mut des
Verzweifelten.
    Er schob seine Finger, so weit es ging, um die Schlange, die ihren
Druck daraufhin verstärkte.
    Er allein schaffte es nicht.
    Seine Finger wurden durch den harten Muskelstrang an den Hals
gedrückt. Hier war eine unbändige Kraft am Werk, der er
nichts Gleichwertiges entgegensetzen konnte.
    Er flog gegen den Schreibtisch und wälzte sich darüber
hinweg. Er sah den Brieföffner auf der Tischplatte liegen und
hätte gern danach gegriffen, um ihn als Waffe gegen den
dämonischen Angreifer zu benutzen. Aber es ging nicht.
    Er sah den Toten am Boden. Nun wußte er, auf welche Weise
der Polizist sein Leben verloren hatte.
    Aber er wollte nicht auch erwürgt werden.
    Er ließ Macabros entstehen.
    Sein Doppelkörper griff sofort an. Macabros’ Hände
legten sich um den dicken, elastischen Strang.
    Schon der erste Einsatz zeigte Erfolg.
    Durch Macabros’ energisches Ziehen erweiterte sich der
Zwischenraum.
    Hellmark konnte nach Luft schnappen.
    Macabros ließ nicht locker.
    Der Zwischenraum wurde noch größer. Dies bewirkte,
daß nun auch Björn Hellmark wieder aktiv werden konnte. Er
hatte die Hände frei, schob sie zwischen Hals und Angreifer und
drückte den Strang nach außen.
    Minutenlang währte der Kampf, der Hellmark endlos vorkam.
    Das lebende Schwert, das nichts mehr mit seiner
ursprünglichen Form gemein hatte, schien in diesen alles
entscheidenden Minuten zu begreifen, daß es einen Gegner gab,
den es zuerst zu bekämpfen galt. Es löste seine
Aufmerksamkeit von Hellmark und wandte sich Macabros zu.
    Halb bewußtlos vor Luftmangel und kaum fähig, etwas zu
sehen, taumelte Björn zur Seite.
    Keuchend blieb er an der Wand hängen, während das
unheimliche Etwas sich mit Macabros beschäftigte, um ihn zu Fall
zu bringen.
    Aber Macabros war nicht angreifbar. Sein ›Körper‹
bestand aus einer ätherischen, feinstofflichen Substanz, der man
nicht die Luft abstellen, die man nicht erdolchen, erwürgen oder
erschießen konnte.
    Macabros war der Geistkörper des Mannes, der dort an der Wand
stand, und dessen Sinne wieder begannen zu funktionieren.
    Das Schwert war zu einem langen, dunkelblauen Strang geworden, der
immer länger zu werden schien, und der sich immer mehr um
Macabros’ Hals schlang, ohne diesem Opfer jedoch zu einer
ernsthaften Gefahr zu werden.
    Das war kein natürliches Lebewesen, mit nichts vergleichbar,
das auf der Erde wohnte.
    Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit zog Hellmark die
Dämonenmaske heraus und setzte sie erneut auf.
    Die Wirkung bei ›Jorge Nuevo‹ war prompt erfolgt.
Würde sie auch bei dem ›Schwert‹ eintreten?
    In die schlingernden Bewegungen kam eine gewisse Langsamkeit. Es
schien, als hätte dieses Etwas plötzlich Mühe, seine
Form und Kraft zu stabilisieren.
    Die Bewegungen erfolgten unkontrolliert.
    Dann wurde der Strang plötzlich dünner, wirkte
schrumpelig und ausgetrocknet. Er rutschte raschelnd über
Macabros’ Schultern und klatschte auf die Tischplatte.
    Hellmark trat einen Schritt nach vorn.
    Beide – Macabros und Björn – trugen nun den
Totenschädel auf den Schultern. Es war eine Eigenart des
Doppelkörpers,

Weitere Kostenlose Bücher