Macabros 088: Die flüsternden Pyramiden
beiden Manja-Augen, die
sie zu ihrem Schutz bei sich hatten.
Wenn Brenda Millan eine von Rha-Ta-N’mys Dämonen
Besessene war, konnte man vielleicht etwas für sie tun und ihr
ein jahrelanges Siechtum in einer Heilanstalt ersparen.
Er legte die Manja-Augen, nun waren es insgesamt drei, auf ihren
Leib.
Die Muskeln begannen zu zucken. Brenda Millan geriet trotz der
massiven Medikamentengabe in stärkste Unruhe.
Und dann kamen die Dämonen aus ihrem Leib…
Einige sahen aus wie kleine, geflügelte Schlangen, die
spitze, mit Widerhaken versehene Köpfe hatten, andere waren
durchsichtig wie Glas, und man konnte ihr prall mit Blut
gefülltes Herz heftig schlagen sehen, dritte wiederum hatten
Teufelsköpfe, gebogene Hörner, Wirbelsäulen, die
spiralförmig verdreht waren…
Die Brenda Millan bewohnten kamen heraus, schwirrten wie
überdimensionale Hornissen durch das Innere des
Krankenfahrzeugs, torkelten wie trunken durch die Luft, setzten sich
Richtung Tür ab und verschwanden durch das Schlüsselloch
ins Freie.
Als das Fahrzeug in der Heilanstalt ankam, hoffte Macabros schon
auf eine Besserung in Brenda Millans Zustand.
Er mußte sich dort eines besseren belehren lassen. Die
sofortigen Untersuchungen ergaben, daß ihr Geist hoffnungslos
zerstört war. Sie hatte ihre Experimente mit dem Okkulten mit
Wahnsinn bezahlt.
*
In den nächsten beiden Tagen war Björn nicht auf der
Insel Marlos.
Er hielt sich viel in Drogheda und Umgebung auf, während
Macabros gleichzeitig die Aufräumungsarbeiten beim Haus auf dem
Hügel verfolgte.
Polizisten hatten inzwischen die kopflose Leiche Philip Millans
gefunden. Seine Frau hatte ihn im Wahn getötet. Das gleiche galt
für Dorothy Millan, die frohgestimmt zu ihrer Mörderin
gefahren war.
Brenda Millan war nicht zurechnungsfähig. Sie blieb im
Gewahrsam einer geschlossenen Anstalt. Genauso erging es der
irregeführten Maureen O’Brian.
Sie kam auf die Isolierstation eines Sanatoriums, niemand konnte
ihr helfen. Auch sie blieb eine Gefangene des Wahnsinns…
Die Mordwaffe, mit der Brenda Millan ihre Opfer hinrichtete, wurde
gefunden. Die Spezialisten standen vor einem Rätsel.
»Ein solches Schwert«, sagten sie, »haben wir noch
nie gesehen. Es muß aus einer Zeit stammen, die uns unbekannt
ist und in der eine Kultur existierte, von der wie bisher nichts
wissen…«
Das große Rätselraten nahm seinen Anfang. Zum erstenmal
wurden dabei Parapsychologen zu Rate gezogen, die die beschlagnahmten
und an einer hermetisch abgeschirmten Stelle aufbewahrten Steine und
Kolossal-Gesichter untersuchten.
Björn Hellmark merkte sich die Namen und die Gesichter jener
Menschen gut. Er brauchte Freunde, Vertraute, die bereit waren, dem
Unmöglichen auf die Spur zu kommen. Vielleicht brauchten diese
Menschen ihn mal, wie er sie brauchte…
Mit gemischten Gefühlen kehrte er auf seine unsichtbare Insel
Marlos zurück.
Es gab keinen Grund zur Freude, auch wenn es ihm gelungen war, den
ersten Weg erfolgreich zu Ende zu gehen.
Die erste Aufgabe war erfüllt.
Aber was war alles geschehen!
Er mußte an Maureen O’Brian und Brenda Millan denken,
die sich zu Schwarzen Priesterinnen küren lassen wollten. Aber
was hatten sie erreicht? Den Wahnsinn…
Nachts schrien sie, schlugen um sich, und kein Beruhigungsmittel
konnte ihnen Linderung bringen.
»Die schwarzen Vögel… die schwarzen
Vögel… sie sind überall!« gellten ihre Stimmen
durch die Isolationszellen.
Niemand außer ihnen sah diese schwarzen Vögel, die
unablässig ihre Flügel bewegten, ohne dabei auch nur einen
Zentimeter vom Fleck zu kommen.
Björn Hellmark erfuhr von diesen Dingen, aber auch er konnte
sie nicht abstellen.
Maureen O’Brian und Brenda Millan blieben Gefangene der
Geister, die sie gerufen hatten…
Vor den beiden Frauen lag eine endlose Wanderschaft.
Vor Björn Hellmark der zweite Weg, von dem er nicht
wußte, was er ihm brachte…
ENDE
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