Macabros 088: Die flüsternden Pyramiden
und das gesamte Anwesen, die ganze
gespenstische Szene wurde in bleiche Helligkeit getaucht.
Bob Millan standen die Haare zu Berge, als er erkannte, was Brenda
in der Hand hielt.
Es war – der Kopf einer Frau, seiner Frau, die ihn mit weit
aufgerissenen Augen und Mund ungläubig anstarrte…
*
Der Ruf war noch nicht verhallt, da reagierten Danielle de
Barteaulieé, Rani Mahay und Pepe auch schon.
Sie drückten fast zur gleichen Zeit die Hebel an den kleinen
dunklen Kästen herunter, an denen die elektrischen Kabel
befestigt waren, die mit den Sprengsätzen in Verbindung
standen.
Drei Sprengladungen wurden gleichzeitig aktiviert.
Dann war der Teufel los!
Ein ungeheurer Krach entstand. Die drei Explosionen gingen
ineinander über, so daß sie sich anhörten wie eine
einzige.
Die Luft erzitterte, der Boden bebte. Erde, Pflanzenteile und
Steine wurden in die Luft geschleudert.
Danielle de Barteaulieé, Rani Mahay, Pepe und Björn
Hellmark hatten sich sofort zu Boden geworfen und preßten sich
dicht an die Erde.
Was geschah, übertraf selbst ihre Erwartungen.
Das Gebilde aus einer anderen Welt, das hier Form und Gestalt
angenommen hatte, wurde in kleine und große Brocken zerrissen.
Die Sprengsätze saßen genau an den richtigen Stellen.
Gewaltige Steinbrocken prasselten in die Wipfel der umstehenden
Büsche und Bäume oder landeten in den schmutzigen Fluten
des Boyen.
Mehrere Wasserfontänen stiegen kerzengerade in die
Höhe.
Abgerissene Äste und Erdklumpen regnete es auch auf die
Freunde herab, die in ihren weit abgelegenen Verstecken
verhältnismäßig sicher waren.
Die drei Sprengsätze reichten völlig aus.
Beißender Rauch und Staub lag noch in der Luft. Von dem
Gebilde war nichts mehr zu sehen.
Björn erlebte alles mit wachen Sinnen mit, während er
gleichzeitig Kenntnis von Macabros’ Eindrücken erhielt.
Sean McGrey und das Ehepaar O’Brian befanden sich in
Sicherheit.
An der Stelle, wo der Wagen geparkt stand, hätten
herabregende Gesteinsteile sie getroffen und verletzt. Das Auto wurde
von mehreren Treffern beschädigt.
Für Macabros gab es in diesem entscheidenden Moment keinen
Grund, auch nur eine einzige Sekunde länger in Drogheda zu
bleiben. Wenn es sein mußte, konnte er McGrey zu einem
späteren Zeitpunkt eine Erklärung geben. Aber jetzt war
seine Anwesenheit anderswo nötiger.
Durch die »flüsternde Pyramide«, die in diesem
Augenblick in die Luft ging, hatte er Kenntnis vom Aufenthaltsort der
anderen, ewig beweglichen bekommen.
Er wußte nichts von den geheimnisvollen, unsichtbaren
Banden, die beide Pyramiden miteinander verknüpften.
Diese Bande aber mußte es geben, sonst wäre es nicht
möglich, daß der Standort der einen sich in der anderen
zeigte. Sicher war es auch umgekehrt so. Dies jedoch bedeutete,
daß die Dämonen in der zweiten »flüsternden
Pyramide« vom Untergang der ersten gewarnt würden.
Höchste Eile tat not…
Sean McGrey und George O’Brians Geist war schon zu
abgestumpft, um noch reagieren zu können. Der Wahn einer
Herrscherin, der sie sich nähern wollte, hatte sie voll im
Griff.
Sie bekamen die Ereignisse gar nicht mehr mit.
Der blonde Unbekannte war plötzlich verschwunden, als
hätte der Boden ihn verschluckt.
Fauchend schlug die Luft an der Stelle zusammen, an der sich
Macabros noch eben befand.
Hellmark holte seinen Doppelkörper zurück, löste
ihn aber nicht auf.
Da war noch einiges zu tun.
Zwei Sprengsätze waren vorbereitet, die er an jene Stellen
tragen wollte, wo der Standort der zweiten »flüsternden
Pyramide« sein würde.
Diesen Platz kannte er nun.
Hellmark hatte sich die Stelle genau eingeprägt, hatte
detaillierte Vorstellungen von der näheren Umgebung.
Ein starker, konzentrierter Gedanke, und Macabros verschwand
erneut. Diesmal war sein Ziel das Haus auf dem Hügel, wo mitten
auf einem gepflegten Rasen, der von altem Baumbestand umgeben war,
eine Pyramide mit dem starren, blassen Maskengesicht stand…
*
Bob Millan hatte das Gefühl, es würde Eiswasser statt
Blut durch seine Adern strömen.
Alles in ihm wehrte sich gegen das, was er sah.
»Dorothy?« hörte er sich fragen, und dann
löste er sich mit schweren Schritten wie in Trance aus dem
Schatten des Hauses.
Er lief Brenda Millan von der Seite her entgegen.
Der Mann hoffte noch immer, daß er träumte, daß
er jeden Augenblick aus diesem gräßlichen Alptraum
erwachen würde.
Doch alles blieb unverändert.
»Brenda… was hast du getan…
Weitere Kostenlose Bücher