Macabros 090: Höhle des Unheils
atmete tief
durch. Die seltsame Unruhe, unter der er für kurze Zeit gelitten
hatte, war vergangen.
»Was war los… was ist mit dir geschehen, Jim?«
Der Guuf schluckte und bewegte die Lippen. Was er sagte, war nicht
zu verstehen. Er war noch zu schläfrig.
Jim hatte wieder geträumt!
»Komm zu dir, Jim, Jim. Sag’ mir, was du gesehen
hast…«
Der Guuf schlug die Augen auf.
»Björn?« fragte er verwundert. Er war
überrascht, Hellmark – wie er meinte - zu sehen. »Was
ist denn los…? Wieso bist du hier?«
»Ich werde dir alles erklären, Jim. Alles okay? Wie
fühlst du dich?«
Der Guuf verzog seinen breiten, grinsenden Mund. »Nicht so
gut…« Das war kaum zu glauben, wenn man sein ständiges
Grinsen vor Augen hatte. Doch Björn und alle anderen, die Jim
kannten, hatten sich längst an diesen Ausdruck gewöhnt und
kannten andere Kriterien zu Jims Gefühlswelt. »Ich
könnte dauernd schlafen… Björn, was ist nur los mit
mir?«
»Gerade das möchten wir herausfinden. Denke scharf nach,
versuch’ munter zu bleiben! Hier, ich hab’ etwas für
dich…«
Ein Becher mit einem erfrischenden Getränk stand auf dem
niedrigen, klobigen Holztisch, den Jim selbst gezimmert hatte. Dr.
Henry Mills hatte Macabros ein Präparat überreicht, das
dieser dem Guuf geben sollte, wenn er nach dem Erwachen noch immer
über Müdigkeit klagte.
Jim schluckte das prickelnde Getränk, das wie Orangeade
schmeckte.
»Ich habe einen neuen Traum gehabt, Björn«, begann
Jim unaufgefordert zu sprechen. Noch immer mit leiser,
schläfriger Stimme. Er hatte sich jedoch aufgerichtet und
saß auf der Bettkante. »Es war nicht der gleiche Traum,
nicht der von der einsamen Hütte am See… Ein neuer Traum.
Ich bin in einem Wald gewesen. Da stand auch ein Haus. Ein
Etablissement. Nur Männer gehen dorthin. Eine Bar im Wald mit
dem Namen >Rote X-Bar…« Er erzählte alles und
ließ nichts aus. Er beschrieb die Verwandlung eines Menschen in
einen Werwolf… den ganzen Kampf.
»Ich habe die Angegriffenen am Boden liegen sehen… aber
ich habe nicht eingegriffen… Es war so, als ginge mich das Ganze
nichts an… Was hat das alles zu bedeuten, Björn? Es hat
doch überhaupt nichts mehr mit jenen Träumen zu tun, die
die Höhle zum Inhalt hatten, und die ich finden
mußte…«
Macabros wurde hellhörig.
Da sagte Jim ein Wort, das ihn stutzig machte.
Er mußte die Höhle finden! Bis zu dieser Minute war
überhaupt noch nicht klar gewesen, warum Jim sich zu jener
Höhle im afrikanischen Urwald hingezogen fühlte!
»Du weißt plötzlich Bescheid?« fragte
Macabros ruhig.
Jim lauschte in sich hinein. »Nein, ich weiß nur,
daß es für mich wichtig war, die Höhle zu finden. Und
nachdem ich sie entdeckt hatte, ergab sich bisher nichts
weiter…«
Vielleicht doch, dachte Macabros. Vielleicht ist die Höhle
der Ausgangspunkt für die Dinge, die jetzt passieren… die
Höhle hat dich gerufen, du bist gekommen. Das war
möglicherweise schon ausreichend. Dein Erscheinen hat dort etwas
ausgelöst, das Ak Nafuur in seiner Botschaft erwähnt. Nur
du, Jim, du selbst weißt es noch nicht. Und das ist
schlimm…
Er sprach lange und ausführlich mit Jim und ließ sich
vor allem noch mal den Ort beschreiben, an dem er seine Beobachtungen
gemacht hatte.
War durch Jims Auftauchen dort das ganze Geschehen erst
ausgelöst worden?
Oder nahm er, Macabros, die Dinge zu ernst? Durchlebte Jim in
diesen Stunden und Tagen ein anderes Stadium, wie es bei einem
Menschen normalerweise so nicht vorkam? Waren es nur unausgegorene
Träume, denen er zuviel Bedeutung beimaß?
Er prägte sich die Beschreibung des Hintergrundes genau ein,
bis er sich ein Bild von der Stelle machen konnte, an der Jim
angeblich gestanden und den Überfall des Wolfsmenschen
beobachtet hatte.
Die Beschreibung der Umgebung, wo die
Vergnügungs-Gaststätte lag, konnte um vieles genauer
gegeben werden als jene vom See mit der einsamen Hütte, die sehr
allgemein gehalten worden war.
»Wie fühlst du dich jetzt? Merkst du schon die Wirkung
des Mittels?« fragte Macabros unvermittelt. Seit der Einnahme
war mehr als eine Viertelstunde vergangen.
»Ich merke nichts…«
»Du bist schon wieder müde?«
»Immer noch, Björn.«
Jim saß ein wenig vornübergebeugt, die Augen fielen ihm
fast zu. Er kämpfte gegen die Müdigkeit an. Das sah
man.
»Weißt du was«, sagte er schwach…
»Was, Jim?«
»Ich kriege das Gefühl nicht los, daß ich… an
allem, was bisher im Traum passiert ist…
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