Macabros 094: Todesruf der schwarzen Hexe
Mantel,
Mütze und Stiefel an und verließ dann das Hotelzimmer. Die
schweren Schritte auf den Holztreppen waren bis in die Gaststube zu
hören.
Die Treppe mündete in den Gastraum. Macabros betrat ihn
gerade, als die Eingangstür geöffnet wurde und Ronald
Jefferson auf der Bildfläche erschien. Ebenfalls in winterfester
Ausstattung.
Macabros ging dem Amerikaner entgegen.
Für ihn war das Hellmark, der auf ihn zukam.
»Alles okay?« fragte Macabros.
»Mein Gepäck ist beisammen. Der Schlitten steht vor dem
Haus. Die beiden Hunde, die mir noch geblieben sind, hängen
schon an der Leine.« Jeffersons Stimme klang nicht so frisch wie
sonst.
Ein paar Gäste, die im Schankraum waren, blickten den beiden
Männern neugierig nach.
Ein alter Mann mit grauem Bart und schwarzem Rollkragenpullover
murmelte halblaut vor sich hin und gab seiner Verwunderung
darüber Ausdruck, daß um diese vorgeschrittene Zeit noch
zwei aufbrachen, um die Stadt zu verlassen.
Jeffersons Schlitten stand drei Schritte vom Eingang entfernt.
»Und jetzt machen Sie mal Ihr Simsalabim, Björn«,
sagte der Bärtige mit belegter Stimme. Man merkte ihm an,
daß er sich selbst komisch vorkam, weil er sich auf diesen
hirnrissigen Vorschlag eingelassen hatte.
Macabros ging um das Gefährt herum. Die beiden Hunde –
der eine sah aus wie ein großer, weißer Spitz, der andere
war schwarz wie die Nacht und war das Wolfsblut, von dem Jefferson
berichtet hatte – hockten vor dem Gefährt und begannen zu
knurren, als der Fremde an Ronald Jeffersons Seite schritt.
»Still«, stieß der Amerikaner nur hervor. Die
beiden Tiere reagierten sofort, kuschten sich, knurrten länger
und beobachteten mit wachsamen Augen jede Bewegung des Fremden.
»Simsalabim ist nicht nötig«, antwortete Macabros.
»Es gibt Menschen, Ronald, die verfügen über
parapsychische Fähigkeiten.«
»Telepathie… Telekinese… Teleportation«,
zählte Jefferson auf. »Ich habe schon darüber
gelesen.«
»Nun werden Sie so etwas erleben. Es ist ganz einfach. Nichts
Außergewöhnliches, wirklich. In jedem schlummern die
gleichen Anlagen. Nur sind sie bei einem verkümmert, bei dem
anderen weiter entwickelt, bei einem Dritten sogar trainiert, so
daß er sich ihrer durch diese lange Übungszeit problemlos
bedienen kann. Fassen Sie die Leine an, Ronald…«
»Und dann?«
»Werden wir gemeinsam vor der Hütte Ihres Freundes
ankommen…« Macabros berührte das Gepäck, das
wohlverschnürt auf dem Schlitten lag.
Alles war mit allem und jedem in dieser Sekunde verbunden,
unerläßliche Voraussetzung, daß die teleportative
Kraft den gesamten Komplex erfassen konnte.
Macabros konzentrierte sich auf die einsame Hütte, die
mehrere Wochenreisen von dieser Stadt entfernt in eisiger
Abgeschiedenheit lag.
Schneeflocken umtanzten sie…
Jefferson wollte etwas sagen, da fühlte er einen leichten
Ruck…
Einen Moment war es ihm, als würde er den Boden unter den
Füßen verlieren.
Schneeflocken umtanzten sie noch immer. Der Schnee fiel dichter,
der Wind blies heftiger…
Im ersten Moment fiel Jefferson dies nicht auf.
»Und, Björn?« fragte er, »es klappt wohl nicht
mit Ihren ›Gedankensprüngen‹, wie? Ich…« Da
blieben ihm die Worte im Hals stecken.
Die Umgebung! Sie war nicht mehr die gleiche! Die Straße,
die Häuser, die Laternen waren verschwunden…
Ringsum lag eine weiße Einöde, über die sich
nachtschwarzer Himmel spannte.
Mit leisem Überraschungsschrei fuhr Jefferson herum.
Da, halb verborgen hinter einer mächtigen Schneewehe und
hochaufragenden Kiefern, türmte sich ein dunkler Hügel.
Eine Hütte! Der Lichtschein hinter der dick vereisten Scheibe
war kaum wahrnehmbar.
»Das ist… das ist…«, stammelte Ronald
Jefferson.
»Die Hütte, zu der Sie wollten, Ronald«, setzte
Macabros hinzu, weil dem Amerikaner die Stimme versagte. »Es hat
auf Anhieb geklappt. Ihre Beschreibung war perfekt. Nochmals
herzlichen Dank für Ihren Hinweis, Redgrave
betreffend…«
Sie waren tausende von Meilen von der Stadt entfernt, in der ein
grauhaariger Mann in dem Moment einen Blick durch das Fenster warf,
als Macabros, Jefferson, die Hunde, Schlitten und Gepäck
verschwanden.
Der Grauhaarige schluckte, hielt den Atem an und schloß
einen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnete, war die
Straße vor ihm leer. Der Schlitten, die Hunde, die Männer
– hatten sich in Luft aufgelöst.
»Sie sind weg!« rief der Alte in die Gaststube.
»Aber der Schlitten ist keinen Meter
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