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Macabros 095: Verschollen in Dwylup

Macabros 095: Verschollen in Dwylup

Titel: Macabros 095: Verschollen in Dwylup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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wieder
ausgespien wurden, sprach für sich.
    Ich muß es tun, hämmerte es in ihr. Ich habe keine
andere Wahl…
    Und der Zeitpunkt war günstig.
    Niemand kümmerte sich um sie. Die Inselbewohner waren
beschäftigt.
    Von ihrem Standort hinter dem Vorhang konnte sie auf das Meer
blicken.
    So entging ihr nicht, daß Carminia, Danielle und Pepe mit
einem Fischerboot weit hinausgefahren waren, um die Netze auszulegen.
Eine bessere Chance fand sich sicher so schnell nicht wieder!
    Claire Monescue war aufgedreht, als hätte sie eine Droge
genommen. Die Betäubungsspritze schien sich genau ins Gegenteil
verkehrt zu haben.
    Die Frau verließ die Blockhütte, schlich zwischen den
anderen entlang und nutzte die natürlichen Bodenerhebungen, um
sich zu decken.
    So erreichte sie die nur zweihundert Meter entfernt liegende
Geister-Höhle.
    Claire Monescue warf noch mal einen Blick zurück. Ihr Gesicht
war unter der Anspannung wie aus Stein gemeißelt.
    Das Boot befand sich noch immer draußen auf See, und die
Insassen waren auf ihr Manöver nicht aufmerksam geworden.
    Es gab niemand, der sie beobachtete.
    Da irrte sie sich gewaltig!
    Zwei wimpernlose Augen in einem kugelrunden Schädel hatten
sie erspäht.
    Jim, der Guuf, sah, wie Claire Monescue in die Geister-Höhle
huschte…
     
    *
     
    Die Decke wölbte sich wie ein Kirchenschiff über
ihr.
    Claire Monescue war fasziniert von der Ausdehnung und Gestaltung
der Höhle.
    Ein geheimnisvoller Schein lag in ihrem Innern, der direkt aus den
Wänden zu kommen schien.
    Da waren die Stufen. Steinerne Throne standen darauf. Auf jedem
ein Skelett, das in einen andersfarbigen Umhang gehüllt war,
ganz oben ein leerer Thron…
    Sie fand alles so vor, wie es der Priester in Dwylup beschrieben
hatte. Seine Kenntnisse über die Örtlichkeit waren
frappierend.
    Claire eilte die Stufen nach oben, sah nicht nach links, nicht
nach rechts und warf auch keinen Blick zurück, sonst wäre
ihr wahrscheinlich doch der Schatten aufgefallen, der flüchtig
am Höhleneingang auftauchte. Jim verbarg sich hinter einem
Felsvorsprung und beobachtete, was die Fremde tat.
    Sie hatte die obere Stufe erreicht. Dort stand der leere
Steinsitz, in dessen Sockel der Name BJÖRN HELLMARK
eingemeißelt war.
    Claire Monescue klappte den Deckel der Schatulle auf. Sie war
samtgefüttert. Vier faustgroße, rote Gebilde lagen darin,
die aussahen wie ungeschliffene Rubine.
    Die versteinerten Augen des Schwarzen Manja!
    Die Frau handelte wie in Trance, als sie ein Auge herausnahm, die
Schatulle wieder zuklappte, das erbeutete Objekt unter ihrem Rock
verbarg und schnell die Stufen nach unten eilte.
    Zu diesem Zeitpunkt hatte Jim die Geister-Höhle wieder
verlassen. Er hatte genug gesehen, befand sich bereits jenseits der
Bucht im Wasser und beobachtete von dort aus die Diebin, wie sie
wieder in ihrer Blockhütte verschwand.
    Jim ließ sich vollends ins Wasser gleiten, schwamm eine
Zeitlang unter der Oberfläche und tauchte erst weiter
draußen auf See wieder auf.
    Mit kraftvollen Schwimmbewegungen näherte er sich dem
Fischerboot.
    Als er neben der Bootswand auftauchte und Pepe gerade einen
schwachen Fang an Bord zog, verdrehte der Junge aus Yucatáns
Urwäldern die Augen.
    »Ist ja kein Wunder, daß wir nichts fangen«,
maulte er. »Wenn Jim in der Nähe ist, vergrault er uns die
ganzen Fische. Die geben ihren Geist ja auf bei seinem
Anblick…«
    Nur Pepe konnte sich erlauben, so mit dem Guuf zu sprechen, ohne
daß er das übelnahm.
    »Wenn das schon die ganze Zeit so geht«, konterte Jim,
»ist es wohl sicher, daß du die Schuld bei dir suchen
mußt. Die können dich nicht riechen, die haben etwas gegen
dich…«
    »Wie die Alten – so die Jungen«, warf Carminia ein.
»Wenn man euch beide hört, könnte man meinen,
Björn und Rani vor sich zu haben.«
    »Fehlt bloß noch Whiss. Der gibt doch auch seinen Senf
immer dazu«, krähte Pepe.
    »Ich bin nicht gekommen, um mit dem komischen Kerl zu
streiten«, entgegnete Jim. »Ich habe etwas gesehen,
Carminia. Die Fremde, die seit kurzem auf der Insel ist, war in der
Geister-Höhle. Sie hat ein Auge des Schwarzen Manja
gestohlen…«
    Carminia und Danielle sahen sich stumm an. Selbst Pepe wurde
ernst.
    »Da stimmt etwas nicht«, murmelte die Brasilianerin.
»Danke, Jim, für den Tip. Ich werde mich darum
kümmern. -Pepe, Netze einholen, wir fahren an Land zurück.
Als ausdauernder Schwimmer, Jim, wiederholst du die ganze Strecke
noch mal retour. Damit sie nichts merkt.

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