Macabros 095: Verschollen in Dwylup
seinem widerlichen Gesicht
mit den ungleichen Augen stand ein triumphierendes, teuflisches
Grinsen. Die überlangen dunklen Eckzähne ragten über
die rissigen Unterlippen hinaus.
Die Klauen des Unheimlichen wollten nach ihm greifen. Aus der
Kehle kam ein zufriedenes Knurren, das mit Worten vermischt war.
»Du bist zurückgekommen«, sagte das Monster. »Ich
erkenne dich wieder. Diesmal wirst du uns nicht entkommen… Wenn
ich will, bin ich wie du…«
Er kannte diesen Ausspruch, den man in Dwylup beherzigte. Wenn es
dem Ungetüm gelang, sich seiner zu bemächtigen, dann war er
verloren. War sein Körper zerstört, dann war sein Skelett
die Beute des Jägers. Durch den direkten Kontakt mit dem
Skelett, von dessen Substanz die Teuflischen lebten, war es
möglich, daß das Monster zu seinem Ebenbild wurde, das
niemand von dem wahren Hellmark unterscheiden konnte. Sie
übernahmen die gesamte Persönlichkeit des Toten, mischten
sich unter die Menschen und wurden nicht erkannt.
Nur so ließ es sich auch erklären, wieso zwei
Dwylup-Monster so lange Zeit unbemerkt und unerkannt auf der Erde
lebten.
Hellmarks Waffenhand kam ruckartig nach vorn.
Es ging alles blitzschnell.
Die Klinge bohrte sich in die schuppige Brust. Ein Röcheln
drang aus der Kehle des Getroffenen.
Sein Körper kippte nach hinten, die langen Affenarme wurden
wie von unsichtbaren Fäden emporgerissen.
Das Monster sackte zusammen. Sein Leib wurde breiig und
unförmig und schrumpfte zu einer formlosen Masse, die hinter dem
zerstörten Armaturenbrett liegenblieb.
Hellmark perlte der Schweiß auf der Stirn.
Die Monster waren – zumindest was seine Person anbetraf
– stärker geworden. Sie hatten in kurzer Zeit eine
Entwicklung durchgemacht, die erstaunlich war. Nur noch wenige
Menschen würden die Atmosphäre des Grauens und der Angst,
die töten konnte, überstehen…
Da wurde er angefallen. Wie aus dem Boden gewachsen, tauchten sie
plötzlich hinter ihm auf. Er hatte sie nicht kommen hören
und nicht gesehen.
Zwei Dwylup-Monster!
Einen Augenblick stockte sein Herzschlag.
Sie konnten nur aus dem Spiegel gekommen sein.
Zu weiterem Nachdenken kam er nicht mehr.
Schon legten sich wie Stahlklammern die Klauenfinger um seinen
Hals und drückten zu.
Hellmark schwindelte. Vor seinen Augen begann die Wüstenstadt
zu zerfließen wie eine Fata Morgana. Er wankte und fühlte
durch die unmittelbare Nähe eine eigenartige Benommenheit.
Die mußte er abstreifen und sich zur Wehr setzen!
Er hörte einen Signalschrei.
Eines der Monster gab ein Zeichen, und da kamen noch mehr. Sie
strömten aus dem Eingang des Fischmaul-Tempels. Es gelang
Hellmark, das ›Schwert des Toten Gottes‹
herumzureißen. Unzählige Klauenhände, die nach ihm
griffen, hinderten ihn daran, einen kraftvollen Hieb
auszuführen.
Doch die Berührung mit der Spitze dieses in magischer Flamme
gehärteten Stahls reichte aus, um Wirkung zu zeigen.
Teuflische Geschöpfe, Geister und Dämonen waren der
erklärte Feind auch jener schon gewesen, die vor Jahrtausenden
die Insel Xantilon bevölkerten. Zu dieser Zeit wurde das Schwert
geschmiedet. Es löschte dämonisches Leben aus und
verwundete Feinde aus Fleisch, jedoch ohne zu töten. In der
Waffe war wie bei einem lebenden Menschen ein Gefühl für
den Gegner vorhanden. Es war nicht möglich, mit dem Schwert
jemand einen Schaden zuzufügen, der nicht selbst dazu bereit
war. So wurden Unschuldige vor Verletzungen und Tod bewahrt.
Das getroffene Monster sackte in sich zusammen und wurde zu einem
formlosen Klumpen, der dunkel und reglos im heißen
Wüstensand liegenblieb.
Der hypnotische Bann, der durch die Anwesenheit der Monster
ausgeübt wurde, hinderte Hellmark daran, so aktiv zu werden, wie
er es gern gewesen wäre.
Er konnte Macabros nicht entstehen lassen, um sich auf diese Weise
eine zusätzliche, helfende Hand zu schaffen. Die suggestive
Atmosphäre hinderte ihn daran.
Dann hielt er plötzlich kein Schwert mehr in der Hand.
Monster entwanden es ihm und hielten seine Hände fest. Die Waffe
blieb mit der Spitze im Wüstensand stecken.
Dann machten sich die Monster über den Eindringling her.
Hellmark wurde zusammengeschlagen, obwohl er sich verzweifelt zur
Wehr setzte.
Vor der Übermacht und den suggestiven Einflüssen blieb
ihm nichts anderes übrig, als zu kapitulieren.
Er merkte kaum noch, wie sie ihn vom Boden emporzogen und im
Triumphzug zum Fischmauleingang des Tempels schleppten. Die
düstere Atmosphäre des
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