Macabros 096: In der Arena der Drachentöter
ausgelöscht wurde, dann
gab es auch keinen Macabros mehr.
Ein Gedanke führte Macabros in die äußerste
Höhe. Schwerelos schwebte er zwischen den fahlgrün
glühenden Stalaktiten, und er fand seinen Verdacht
bestätigt, daß diese unterhalb der achteckigen Platten
begannen.
Er sah auch, wie an der Felsendecke Kristalle entstanden, die sich
verflüssigten und erste Ansätze für die späteren,
gewaltigen Stalaktitensäulen schufen. Die Flüssigkeit kam
aus der Erde darüber. Und er hörte das Rauschen und
Plätschern, als wäre darin ein Fluß eingesperrt, der
sich langsam und unendlich mühsam einen Weg durch das
poröse Gestein wühlte.
Rätsel über Rätsel…
Es waren Hunderte von Stalaktiten, die Macabros unter die Lupe
nahm. In keiner einzigen aber entdeckte er den Inder.
Der erste Verdacht, den er gehabt hatte, daß die Platten
außerhalb des Dämonentreffpunktes Fallen waren, in denen
Lebewesen versanken, um dann hier in den Röhren eine grauenvolle
Umwandlung in irgend etwas zu erfahren, bestätigte sich
nicht.
Irgendwo aber mußte Mahay doch geblieben sein! Hellmarks
Herz war voller Sorge.
Am Ende der domartigen Höhle gab es einen Durchlaß, den
normalgroße Zweibeiner benutzen konnten, ohne mit dem Kopf
anzustoßen.
Der Raum jenseits der riesigen Stalaktitenkammer war
düsterer. Aber – in ihm lebte etwas.
Macabros sah viele vermummte Gestalten, die sich wie Schatten
bewegten.
Ebenso lautlos kam er näher.
Noch niemand hatte ihn bemerkt.
In der Höhle roch es nach Rauch, der von mehreren kleinen,
wenig Licht spendenden Feuern aufstieg. Die Wand, vor der die
Vermummten hantierten, sah zerklüftet und porös aus. Es gab
riesige Nischen und Löcher, als wären sie hineingesprengt
oder von einer ätzenden Säure hineingefressen worden.
Mit einiger Phantasie konnte man diese riesige Wand mit einem
pockennarbigen Antlitz vergleichen, in dem sich etwas bewegte.
Dunkelgrauer, blasiger Schaum trat aus dem Gestein und formte sich
zu einem mindestens sechs bis acht Meter durchmessenden Schlauch, der
aussah wie ein glitschiger Riesenwurm. Ein Riesenwurm, der zahllose
Auswüchse hatte, Tentakel, die hineinreichten in die Löcher
und Spalten.
Eine der vermummten Gestalten trug ein messingfarbenes
Tablett.
Macabros stand noch zu weit abseits, um neue Einzelheiten zu
erkennen.
Noch hatte niemand ihn bemerkt. Die hier versammelt waren,
schienen sich auf das geheimnisvolle Ritual zu konzentrieren, das sie
begingen.
Macabros versetzte sich lautlos weiter nach rechts.
Da konnte er zwar immer noch nicht die vermummten und eigenartig
verschwommen aussehenden Gestalten erkennen – aber er sah das,
was auf dem Tablett lag und der bizarren, lebenden Wand
entgegengetragen wurde.
Es war Rani Mahays abgeschlagener Kopf.
*
Er mußte zweimal hinsehen, um es zu glauben.
Bowles stand tatsächlich am Fenster und machte einen
abwesenden, verschlafenen Eindruck.
Balmore wollte schon rufen, unterließ es jedoch im letzten
Augenblick.
»Na warte«, knurrte der Engländer, »mich so an
der Nase herumzuführen. Das werd’ ich dir bei Gelegenheit
heimzahlen…« Er fuhr umgehend mit dem Lift nach oben.
Ohne zu klingeln, betrat Balmore diesmal die Wohnung.
Auf Zehenspitzen schlich er sich an und öffnete vorsichtig
die Tür zum Schlafzimmer.
Bowles stand noch immer am Fenster.
Er fuhr sich durch die Haare und rieb sich die Augen.
Dann knarrte eine Diele unter Balmores Schritten, und Bowles
wirbelte mit leisem Aufschrei herum.
»John?« fragte der Schlagersänger verwirrt.
»Verdammt, was ist denn jetzt los? Wie kommst du denn in die
Wohnung?«
»Wenn du auf Telefonanrufe und Klingeln nicht mehr reagierst,
dann muß man einen anderen Weg wählen, um dich an deine
Verpflichtungen zu erinnern.«
»Verpflichtungen?« echote Bowles.
Balmore nickte und ließ den Freund keine Sekunde aus den
Augen. »Alles vergessen, was wir uns für heute morgen
vorgenommen haben?« fragte er nur. Bowles gefiel ihm nicht. Er
wirkte verwirrt und unsicher. Seine Hände zitterten wie die
eines alten Mannes oder Trinkers, als er sich durchs dichte Haar
fuhr. »Der Produzent wird sauer sein…«
Um Bowles’ Lippen zuckte es. »Wie spät ist es
jetzt?«
Balmore sagte es ihm. »Wir schaffen es nicht mehr… Zu
spät! Wo bist du nur gewesen?«
»Gewesen? Im Bett…«
»Nein!« Da sagte John Balmore ihm alles.
»Du warst schon mal hier?«
»Ja, zum Teufel! Ich sagte es doch gerade!« Balmore fing
an, die Nerven zu
Weitere Kostenlose Bücher