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Macabros 096:  In der Arena der Drachentöter

Macabros 096: In der Arena der Drachentöter

Titel: Macabros 096: In der Arena der Drachentöter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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aus.
    Balmore lief zum Hauseingang, benutzte den Lift und ließ
sich in die Etage tragen, in der Bowles’ Wohnung lag.
    Er klingelte unablässig und trommelte auch mit den
Fäusten gegen die Tür.
    Als sich dann noch immer niemand rührte, nahm er den
Schlüssel aus seiner Hosentasche. Es war ein Zweitschlüssel
zu Bowles’ Wohnung. Balmore verfügte darüber seit
einiger Zeit.
    Wenn Bowles längere Zeit durch das Land tingelte und Balmore
zu Hause war, sah er öfters nach dem rechten, kümmerte sich
um die Post und um die Blumen. Das war zwar seit einiger Zeit auch
selten der Fall, aber die Schlüssel hatte er immer noch.
    »Aufstehen!« brüllte er vom finsteren Korridor her.
Alle Vorhänge waren noch zugezogen. »Du kriegst die Chance
deines Lebens – und was machst du daraus? Du verschläfst
sie!«
    Er riß die Tür zum Schlafzimmer auf – und prallte
wie vor einem unsichtbaren Gegner zurück.
    Das zerwühlte Bett stand vor einer Wand, die ein großes
Farbposter Bowles’ zeigte.
    »Vincent?« fragte Balmore mit dumpfer Stimme.
»Machst du irgendeinen Quatsch?«
    Er war einige Sekunden überzeugt davon, daß der Freund
seine Ankunft bemerkt und sich schnell versteckt hatte.
    Balmore sah überall nach. Er räumte die Kissen aus dem
Bett, blickte unter die Schlafstelle, hinter den Vorhang und in den
Schrank.
    Nirgends eine Spur von Bowles!
    Mysteriös war, daß sich seine Kleider noch in der
Wohnung befanden. Sie hingen über der Stuhllehne, in der
Küche stand kein Kaffeegeschirr. Bowles hatte auch nicht
gefrühstückt.
    Balmore lief zum Küchenfenster und warf einen Blick in den
großen Hof hinunter. Dort waren um diese Zeit noch zwei Autos
geparkt. Bowles’ grüner Morris war eines davon…
    Der Freund durchsuchte die ganze Wohnung.
    Vincent Bowles war verschwunden.
    Balmore dachte an ein Verbrechen, aber es gab keine Spuren von
Gewaltanwendung und Verwüstung.
    Der Besucher faßte schon den Gedanken, die Polizei zu
verständigen, und nahm den Telefonhörer ab. Da kam ihm ein
anderer Gedanke.
    Er verließ die Wohnung, eilte, die Treppe hinunter und
suchte das Lebensmittelgeschäft auf, das von zwei älteren
Schwestern gemeinsam geführt wurde.
    Hier kaufte Bowles regelmäßig ein, auch seine
Brötchen am Morgen, und den beiden agilen alten Damen entging
niemand, der ins Haus ging und herauskam.
    Balmore erkundigte sich nach Bowles. Ob sie ihn heute morgen schon
gesehen hätten…
    »Nein«, schüttelte Amely, die über
Siebzigjährige, den Kopf. Sie trug eine blütenweiße
Schürze mit Rüschen und hatte das graue Haar hochgesteckt.
Sie sah blitzsauber und adrett aus. »Wir haben uns auch schon
gewundert, nicht wahr, Jennifer? Mister Bowles ist heute wirklich
sehr spät dran. Die Brötchen haben wir schon auf die Seite
gelegt…«
    »Dann nehm ich sie mit«, beeilte sich Balmore.
    »Ist Mister Bowles denn krank?« wollte Miss Jennifer
wissen. Sie war einen Kopf kleiner als ihre Schwester und recht
pummelig.
    »Ich… ich weiß nicht. Ich werde nach ihm
sehen.«
    »Aber Sie kommen doch von oben?« fragte Amely
überrascht.
    »Nein, ich bin auf halbem Weg umgekehrt«, Balmore
merkte, daß ihm die Ausrede schwerfiel. Natürlich hatten
auch sie ihn gesehen. Den Damen entging nichts. Aber wenn er sagte,
daß die Wohnung leer war und die Schwestern andererseits
behaupteten, Bowles beim Verlassen des Hauses nicht gesehen zu haben,
fingen die beiden gleich an, sich eine Geschichte zusammenzuspinnen.
Balmore wollte sich das Gesetz des Handelns jedoch auf keinen Fall
aus der Hand nehmen lassen und verhindern, daß schon jetzt
irgendwelche unhaltbaren Gerüchte in die Welt gesetzt
wurden.
    Er verfiel auf die Idee zu behaupten, daß er sich nur
vergewissern wollte, daß Bowles noch nicht aus dem Haus
gegangen war. So würde die Überraschung, die er vorhatte,
doch noch gelingen.
    Das Ganze war recht fadenscheinig, aber er hoffte, die beiden
Schwestern damit vorerst überrumpelt zu haben.
    Als er das Geschäft verließ, warf er unwillkürlich
einen Blick an der Häuserfront empor- und da glaubte er, der
Boden unter seinen Füßen würde sich
öffnen…
    Oben in der fünften Etage stand jemand am Fenster, streckte
den Kopf heraus und atmete die kühle Morgenluft ein.
    »Vincent«, entrann es Balmores Lippen und er
erschauerte.
     
    *
     
    Unheimliche Ereignisse gehörten zu ihrem Alltag. Die Gefahr
begleitete sie auf Schritt und Tritt, damit hatten sie sich
längst abgefunden.
    Und sie waren gewohnt, schnell zu

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