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Macabros 097: Das Grab in Lemuria

Macabros 097: Das Grab in Lemuria

Titel: Macabros 097: Das Grab in Lemuria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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knöchernen Kehlen. Alle neun
stimmten ein, und es hörte sich an wie ein geisterhafter
Totenchor.
    »Wer bist du?« entrann es mechanisch den Lippen der
Brasilianerin.
    Unwillkürlich tastete ihre rechte Hand zum Armreif an der
linken.
    Velenas Armreif! Sie hatte ihn noch, aber im Moment nützte er
ihr nicht. Selbst wenn sie ihn in die angegebene Richtung drehte,
bedeutete ihre Unsichtbarkeit nicht die Rettung.
    Solange sie sich im unmittelbaren Lebensbereich dieses
Höllengeschöpfes befand, das ein Mittelding zwischen
Riesenspinne und Krake war, konnte sie nicht fliehen.
    Auch als Unsichtbare war sie körperlich anwesend. Und die
Tentakel würden sie finden. Sie wußte es einfach, ohne
dafür einen Beweis zu haben.
    »Ich bin Klaschuk, der Wächter…«
    Das Wesen konnte sprechen. Die Stimme kam aus allen neun
Totenschädeln gleichzeitig. »Der Wächter der
Geheimnisse, der Wächter des Vermächtnisses und der
Wächter über Leben und Tod! Wo die Dämonen sich
treffen, ist auch Klaschuk. Und wer die Dämonen bekämpft,
die die Sicherheit dieser Region bewahren, der bekämpft
Klaschuk. Aber Klaschuk ist nicht zu besiegen. Er ist wachsam, denn
er ist der Wächter. Und wen Klaschuk auserwählt, für
immer bei ihm zu bleiben, um sein Wissen und sein Leben zu
ergänzen, für den gibt es keine
Rückkehr…«
    Die bernsteingelben, glitzernden Augen waren auf sie gerichtet,
und Carminia hatte das Gefühl, als würden diese
Mörderaugen sie sezieren und ihr auf den Grund der Seele
sehen.
    »Ich bin weder hinter deinem Geheimnis noch hinter dem
Vermächtnis her«, sprach Carminia Brado. Die erste Furcht
war verflogen. Ihre Stimme klang sicherer, fester. Hätte die
Frau jetzt eine Waffe gehabt, sie hätte den Kampf mit dem
Unwesen aufgenommen. Als Loana – in ihrem ersten Leben –
war sie eine gefürchtete Kämpferin und Verteidigerin des
Rechts gewesen. Diese Anlagen waren auch in ihrer zweiten Existenz
als Carminia Brado enthalten. »Warum also hältst du mich
fest? Ich wurde angegriffen, ich habe mich verteidigt.
Laß’ mich meines Weges ziehen…«
    »Niemand hat dich veranlaßt, hierher zu kommen«,
erhielt sie zur Antwort.
    »Wo sind meine Begleiter?«
    »Das weiß ich nicht. Es interessiert mich auch nicht.
Um sie werden sich andere kümmern. Ich war auf dich
eingestellt…«
    Welch seltsame Antwort!
    »Du – kennst mich?«
    »Ich weiß von dir. Meine Aufgabe ist es, dich für
immer hier zu behalten. Es gibt nichts, was mich daran hindern
könnte. Du wirst meinen Hunger stillen und meinen Leib um eine
Identität reicher machen…«
    Die schrecklichen Köpfe wackelten vor ihr hin und her wie
Halme im Wind.
    Die Schädel waren sich irgendwie ähnlich, und doch wies
jeder einen anderen Ausdruck auf.
    Das waren keine natürlich gewachsenen Glieder.
    Ein furchtbarer Verdacht stieg in Carminia auf.
    »Ein solches Fest ist selten«, röchelte es aus den
zähnestarrenden Mündern. »Doch das Warten lohnt sich,
die getroffene Auswahl stellt mich sehr zufrieden…«
    Die Bestie war mordgierig. Sie stand auf einer niederen
Entwicklungsphase und verfügte doch über erstaunliche
Intelligenz. Intelligenz, die ihr offenbar von jenen zuteil geworden
war, welche ihr zum Opfer fielen…
    Fliehen! Ich muß weg von hier, hämmerten die erregten
Gedanken in Carminias fieberndem Hirn.
    »Flucht?« fragte es heiser und sarkastisch aus den neun
Mäulern.
    Sie fuhr zusammen. Konnte dieses unheimliche Geschöpf auch
noch Gedanken lesen?
    Nein! Ihre plötzliche Reaktion, ihr deutliches Zusammenzucken
und das Wenden des Kopfes, das sie unwillkürlich und unbemerkt
durchgeführt hatte, waren dem Krankenmonster nicht
entgangen.
    »Wohin soll die Flucht führen?« Ein teuflisches
Lachen drang aus den Skeletthälsen. »Es gibt nur einen Weg
– den in die Tiefe. Komm’, sieh’ ihn dir an!«
    Es geschah etwas, das die gespenstische, unglaubliche Situation
verstärkte und das Grauen der schönen Brasilianerin noch
steigerte.
    Die Köpfe begannen zu leuchten. Das Licht war grell und
strahlte wie die Kegel von neun Taschenlampen gleichzeitig in die
Tiefe. Die Lichtbahnen waren scharf gebündelt, wie bei
Scheinwerfern im Filmstudio.
    Über die Lippen Carminia Brados kam ein spitzer Schrei.
    Schwindelerregend war die Tiefe, die die grellstrahlenden
Köpfe aus der Finsternis herausrissen.
    Die Frau hatte das Gefühl, auf dem Dach eines Wolkenkratzers
zu stehen und hinabzustarren auf einen freien Platz.
    Dort unten war auch etwas. Jemand… Eine

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