Macabros 099: Die Seelenfresser von Lemuria
war besser mit ihm fertig geworden als beispielsweise
Björn Hellmark.
Whiss konnte sich daran erinnern, im Halbschlaf – als er noch
nicht wußte, wo er sich befand und was geschehen war
-Geräusche vernommen zu haben.
»Was für Geräusche, Whiss?« wollte Björn
genauer wissen.
Der kleine Kerl legte seine hohe Stirn in Falten, und es sah so
aus, als würden seine Stielaugen noch weiter heraustreten.
»Ich weiß nicht… Stimmen…«
Björn blickte auf Tayaa und die beiden Amazonen.
»Als meine Patrouille dich entdeckte, hat niemand
gesprochen«, sagte Tayaa wie aus der Pistole geschossen, ohne
daß Hellmark die Vogelfrau gefragt hätte.
»Ich habe auch Schritte vernommen – jedenfalls
hörte es sich so an…«, sinnierte Whiss halblaut
weiter, und man sah ihm förmlich an, wie er dachte. Das
Betäubungsgas zeigte auch jetzt noch gewisse Wirkungen,
mußte Hellmark feststellen. Whiss’
Erinnerungsvermögen kam ebenfalls nur langsam wieder in Gang.
Vieles war auch überdeckt durch die Stunden der Angst, in denen
er auf Rettung gehofft und gewartet hatte. Er mußte
ständig damit rechnen, von dem Spinnenungeheuer aufgefressen zu
werden. Und ein Mrok hatte da seine ureigene Methode.
Tayaa zeigte sie ihnen an dem Exemplar, das eine Amazone mit dem
Pfeil erlegt hatte.
Sie drehte das tote Mrok auf den stacheligen Rücken. Die
Unterseite erinnerte an ein Reibeisen, das schwarz und dunkelrot
gefärbt war. Die Haut war sehr weich und faltenreich und das,
was aussah wie ineinandergeschachtelte Hornblättchen, waren
nichts anderes als Drüsen, die jene tödlich wirkende
Säure bildeten und abstießen.
»Unter der Wirkung der Flüssigkeit wird jedes Material
zum Stein, sei es Haut, Horn, Stein oder Metall… In Notzeiten
kann ein Mrok selbst von Steinen leben…«
Whiss verdrehte die Augen. »Kein Wunder, daß das Ding
so verrückt nach mir war…«
Spontan erhob er sich und zog eine Runde. Der Gedanke, daß
Rani und Arson nicht da waren, wollte ihm nicht in den Kopf.
Tayaa hatte einen Verdacht.
»Es können Krieger aus dem Herrschaftsbereich
Vontox’ gewesen sein. Er setzt alles in Alarmbereitschaft, wie
mir scheint. Die Krieger haben deine Freunde, Mann mit dem Schwert,
gefunden und mitgenommen…«
»Warum aber haben sie mich liegen lassen?« konnte
Björn diese Tatsache nach wie vor nicht verstehen.
»Ich glaube, die Lösung jetzt auch hier zu
haben.«
»Dann sag’ sie mir.«
»Sie wagten nicht, dich anzurühren.«
»Aus welchem Grund nicht, Tayaa?«
»Es gibt ein Zeichen an dir, das nur sie sehen
können.«
Hellmark wurde hellhörig.
»Es hat mit dem Meeres-Vampir zu tun«, fuhr die
Vogelfrau fort. »Du hast ihn besiegt, getötet… dieses
Ereignis ist wie eine Spur an diesem Ort zurückgeblieben. Der
Meeres-Vampir war Vontox’ Wächter. Alle, die mit Vontox zu
tun haben, sind auf eine geheimnisvolle Weise mit ihm verbunden und
erkennen die Dinge, die in den Lüften stehen, als wären sie
mit Tinte dorthin geschrieben… diese Schrift haben sie gelesen
und danach gehandelt. Sie ließen dich hilf- und schutzlos
zurück und hegten eine Hoffnung: daß ein Meeres-Vampir
dich entdecke und aussauge… du hast dein Leben nur einem Zufall
unserer Patrouillenfliegerinnen zu verdanken.«
»Darüber bin ich glücklich«, erwiderte
Björn. »Ich kann meinen Weg fortsetzen und habe
darüber hinaus die Möglichkeit, nach den Freunden zu
suchen. Wenn sie entführt wurden, wie du annimmst, dann
sag’ mir, wohin ich mich wenden muß, um ihre Spur
aufzunehmen und…«
»Du glaubst doch nicht, daß ich den Mann, der mir das
Leben gerettet hat, der mich meinem Volk wiederschenkte, allein gehen
lasse?« unterbrach Tayaa ihn. »Ich kenne den Weg – wir
werden dich begleiten. Es ist der gleiche Weg, der auch zum
›Verlorenen Thron‹ führt und den Vontox durch die
Völker, die er unterworfen hat, bewachen läßt. Der
Weg dorthin ist voller Gefahren und Risiken…«
»Dann sind wir auf dem richtigen Weg, Tayaa.«
Die Vogelfrau vermutete, daß wandernde Wüstenbewohner
durch Zufall auf Arson und Rani stießen und sie in ihre
Städte mitgenommen hatten.
»Fragt sich nur, wo sie sich aufhalten…«
»Wenn sie leben und in den Städten sind, werden wir sie
auch finden«, erwiderte Björn zuversichtlich. »Und
dann sind wir auch schon auf dem direkten Weg zum ›Verlorenen
Thron‹ – was wollen wir mehr? Wir werden es schaffen,
Tayaa!«
»Wir müssen es schaffen – und ich muß zum
Heiligtum der Götter, um
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