Macabros 099: Die Seelenfresser von Lemuria
erweiterte, wurde ihm
klar, daß darunter ein Mann von Mahays Gestalt keinen Raum
fand.
Das konnte nur Whiss sein, der sich mit Ranis Stimme bemerkbar
machte!
Björn sah das tiefe Bodenloch, das mit verschimmelten
Ästen und spinnwebartigen Fäden und Moos ausgekleidet
war.
Da passierte es auch schon…
Etwas Dunkles, Klebriges sprang ihn an. Es ging so schnell,
daß er keine Zeit mehr zur Abwehr fand.
Seine Haut brannte wie Feuer, und das unheimliche, spinnenartige
Wesen, dessen Erdhöhle zwischen den Felsen er freigelegt hatte,
klebte auf seinen Augen.
In den nächsten fünfzehn bis zwanzig Sekunden spielte
sich ein eigenartiger und gefährlicher Kampf auf dem
zerklüfteten Felsuntergrund ab.
Björn versuchte mit aller Kraft, den sich festsaugenden
Körper von seinem Gesicht zu lösen. Dabei hatte er das
Gefühl, seine eigene Haut abzuschälen!
Allein hätte er sich von dem fremdartigen Angreifer nicht
befreien können. Mit Hilfe Tayaas und einer ihrer Amazonen aber
schaffte er es.
Als das unheilbringende Tier endlich losließ und wie ein
fetter Kloß auf den nackten, steinernen Boden klatschte, war es
auch möglich, ihm den Garaus zu machen, ehe es einen erneuten
Angriff unternehmen konnte.
Tayaas Amazone erlegte das spinnenartige Tier mit gezieltem
Pfeilschuß und spießte es förmlich auf. Die Spitze
des Pfeils bohrte sich mehrere Zentimeter tief ins Gestein, und
Björn erlebte zum erstenmal, mit welcher Gewalt der Bogen den
eingelegten Pfeil hinausjagte und wie hart das Metall war, aus dem
die Spitze bestand.
»Abwaschen, schnell!« Er hörte Tayaas Stimme, und
die Herrscherin der Vogelmenschen packte ihn schon am Arm und
riß ihn mit. Die schäumenden Wellen des dunklen Meeres
brachen sich rauschend und donnernd zwischen den aus dem Wasser
ragenden Felsen, die Brandung erfüllte die Luft stets mit Krach
und Unruhe.
Bis zum Wasser waren es nur zwei Schritte.
Hellmark ging zu Boden und tauchte den Kopf ohne langes
Zögern in das kalte Wasser. Er fühlte sofort Erleichterung.
Das heftige Brennen ließ im nächsten Moment schon
nach.
Er richtete sich auf.
Tayaa kniete vor ihm und musterte ihn besorgt, dann hellte ihre
Miene sich auf.
»Es ist gut, es ist alles in Ordnung«, sagte sie
erleichtert. »Die Säure hat dein Gesicht nicht zerfressen.
Das Mrok hatte in der Eile nicht die Gelegenheit, alle Stachel
auszufahren. Es wäre fürchterlich gewesen…«
Sie gingen zu dem Erdloch zurück, aus dem die schimpfende
Stimme wieder drang.
»Ja, was hockt ihr denn draußen herum? Befreit mich
endlich… Es stinkt hier fürchterlich, und außerdem
habe ich keine Lust, als Vorrat für eine Spinne zu
dienen.«
Gleich darauf sah Björn, weshalb Whiss so zeterte und warum
er besonders wütend war.
Er fuhr zwar mehrere seiner Para-Noppen aus, aber er konnte mit
diesen ›Antennen‹ offenbar nichts ausrichten. Hier in
Lemuria herrschten Bedingungen, die sich auf jede Art
übersinnlicher Fähigkeit nachträglich auszuwirken
schienen. Anders war dies in der Höhle, in der das Super-Monster
Klaschuk gehaust hatte. Dort war es nach dem Kampf mit den
Dämonen seinerzeit geglückt, die magische Dichte
herabzusetzen.
Die Höhle – soviel stand fest – lag nicht direkt in
Lemuria. Sie war eine Art Vorkammer zum Urkontinent, der in einer
anderen Dimension existierte.
Whiss spannte seine Muskeln an, drückte mit aller Kraft gegen
das klebrige Netz, das dicht um seinen Körper lag. Er sah aus,
als hätte man ihn in einen Kokon eingesponnen.
»Ich bin doch keine Raupe«, maulte er.
Aus eigener Kraft wäre es ihm kaum geglückt, den Kokon
zu zerreißen.
Die Amazonen zupften die elastischen, gummiartigen Fäden ab,
und Whiss kroch überglücklich aus dem engen Gefängnis.
Er schwang sich in die Höhe, drehte eine Runde, um seine
Flügel zu »entfalten«, wie er sich ausdrückte,
und landete dann auf Hellmarks rechter Schulter.
»Ich glaub’, ich bin soweit wieder ganz fit. War auch
höchste Zeit. Das Vieh hatte tatsächlich die Absicht, mich
zu fressen. Ich wußte gar nicht, daß ich so knusprig
bin… von euch war ja keiner gefährdet. Ihr scheint entweder
zu trocken oder nicht schmackhaft genug zu sein… wo sind Rani
und Arson?«
»Genau das, Whiss, wollte ich dich eben auch
fragen…« Und Hellmark klärte den Kobold aus dem
Mikrokosmos in wenigen Worten über die Ereignisse auf.
Whiss hatte zwar das betäubende Gas durch die
Fata-Morgana-Blumen eingeatmet wie sie alle, aber er hatte es anders
abgebaut und
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