Macabros 101: Sturz in das Chaos
ihren
Widersacher zu Boden zu schleudern.
Bolonophom, geschwächt von den zurückliegenden
Ereignissen, nahm die Ereignisse wahr wie durch einen dünnen
Schleier, der vor seinen Augen hing.
Der Mann war außerstande, sich von dem Reisiggestrüpp
zu erheben und Macabros in seinem Bemühen, der Bestie das
Handwerk zu legen, zu unterstützen.
Macabros’ Kräfte ließen nicht nach. Er schien
über unerschöpfliche Energiereserven zu verfügen.
Wahrscheinlich hing es damit zusammen, daß sein wirklicher,
zerbrechlicher Körper auf Sparflamme lebte. Er war sich nicht
mal bewußt, ob er überhaupt noch im
Ewigkeits-Gefängnis Molochos’ existierte, oder ob sein
Körper, in den er so gern zurückkehren, in dem er wieder
leben wollte, schon zu Staub zerfallen war…
Er ließ nicht locker und umklammerte mit beiden Armen den
Hals der Bestie. Die konnte anstellen, was sie wollte – sie
konnte sich nicht von dem Feind befreien, der wie eine Klette an ihr
hing. Und Macabros’ Kraft und Hartnäckigkeit führten
schließlich zum Ziel.
Der Bestie wurde die Luft knapp. Sie torkelte seitwärts in
die Büsche und kippte dann um. Und noch immer ließ
Macabros seinen Würgegriff nicht los.
Er hielt so lange durch, bis die Raubkatze sich nicht mehr
rührte.
Den letzten Teil des Dramas hatte Bolonophom kaum mehr
mitbekommen.
Die Schwäche und die Müdigkeit übermannten ihn
endgültig.
Aus halb geschlossenen Augen sah er die Gestalt sich von dem
Raubtier lösen.
Macabros kam auf ihn zu.
»Gehen… wir hinein… warten den Tag ab«,
murmelte Bolonophom mit ersterbender Stimme. »Jetzt habe…
ich überhaupt keine Angst mehr.«
Sein Kopf fiel auf die Seite, und sein Körper rutschte
langsam nach unten.
Macabros fing den todmüden, erschöpften Mann auf.
*
So unternahm er den zweiten Versuch, hineinzugehen in das
rätselhafte Versteck, zu dem Bolonophom ihn geführt
hatte.
Wie ein eckiges, überdimensionales Tor wirkte der
stählerne Rahmen, durch den er schritt.
Der Weg führte ein wenig bergab. Zu beiden Seiten stiegen
brüchige Metallwände in die Höhe und flankierten einen
breiten Korridor, durch den bequem ein Riese hätte schreiten
können.
Während das erdbraune Metall der Wände dünn und
morsch wirkte, war der Boden stabil und fest.
Es herrschte im Innern der seltsamen Metallhöhle keine
absolute Finsternis. Obwohl von außen her kein Lichtstrahl
eindrang, war die Umgebung wahrnehmbar. Ein schwaches,
unerklärliches Licht kam direkt aus dem Metall, das ihn
umgab.
Er stieß auf andere Korridore, auf schiefe Ebenen, Rampen,
auf Treppen, die nach oben und unten führten.
Am Ende des Korridors blieb er schließlich stehen.
Der Gang mündete in einen achteckigen Raum. Er war so
groß, daß sich Macabros winzig und verloren darin
vorkam.
Die Stufen, die in eine tiefergelegene Etage führten, zeigten
Dimensionen, wie sie für normalgroße Menschen
unmöglich waren. Wieder kam Macabros auf den Gedanken, daß
es Riesen gewesen sein mußten, die mit diesem Schiff auf der
Erde strandeten. Wenn er den Zustand dieser gewaltigen, achteckigen
Kabine sah, dann drängte sich unwillkürlich der Verdacht
auf, daß die Havarie schon sehr lange zurücklag. Einige
hundert oder gar tausend Jahre…
Er ließ Bolonophom vorsichtig zu Boden gleiten, bettete ihn
neben den Eingang und trat dann tiefer in die eckige Halle. In den
Wänden gab es Nischen. Einige waren mit reliefartigen Bildern
verziert, andere wurden als Zugänge zu anderen Abteilungen eines
Flugkörpers benutzt, der in fernster Vergangenheit auf die Erde
gesteuert worden oder gestürzt war.
Aka La Yana hieß der Tabu-Ort, an dem die
›Götter‹ der Legende nach ihren Fuß auf die Erde
setzten. Eine besondere Art von ›Göttern‹. Sie waren
nicht gegen jeden gleich feindlich eingestellt. Eine andere
›Götterart‹ wurde nur wenige Meilen von diesem Ort
hier verehrt – mit Menschenopfern. Vor einem steinernen
Götzen wurden Menschen gemordet – und ihr Blut vergossen,
um einem Moloch zu dienen…
Die riesige steinerne Statue auf der Lichtung zwischen den
Bäumen – und diese Absturzstelle standen irgendwie in
Zusammenhang.
Macabros konnte sich seine plötzliche Erregung nicht
erklären, aber es kam ihm so vor, als sei seine Anwesenheit an
diesem Ort kein Zufall, sondern Bestimmung…
Der Hauch einer Ahnung berührte ihn, daß dies eine
Mission war, die sein scheinbar auswegloses Schicksal betraf.
Doch er wußte nicht, wie die Dinge
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