Macabros 101: Sturz in das Chaos
telepathische
Brücke zwischen ihnen empfing. »Aber es ist eine
Chance.«
»Ich bin bereit, nach einem Strohhalm zu greifen.«
»Ja, ich weiß. Das ist der Grund, weshalb ich dich
hierher gesteuert habe.«
»Du… hast…«
»Ja, Björn, ich nenne dich so, denn es ist dein Geist,
der deinen Doppelkörper erfüllt, deine Psyche, die leidet
und fühlt. Ich konnte deinen Schicksalsweg verfolgen, vom
Augenblick an, als du glaubtest, sieben Manja-Augen erbeutet zu haben
– und doch waren es immer nur sechs. Von diesem Moment an hat
Molochos seinen Vernichtungsfeldzug gegen dich ausbauen
können.«
»Er hat mein Vertrauen, meine Freundschaft
mißbraucht.«
»Er hat weder das eine noch das andere verdient, Björn.
Ich kann deine tiefe Enttäuschung verstehen. Er hat gewartet,
bis er die Falle zuschnappen lassen kann. Bis zuletzt hat er seine
Vorhaben geschickt getarnt. Aber es ist müßig über
Vergangenes zu sprechen. Doch so ganz stimmt dies auch nicht«,
berichtigte sich A. Nafuur im selben Moment. »Die Vergangenheit
wird wichtig, wenn sie zur Gegenwart geworden ist. Für dich ist
die Vergangenheit deine Gegenwart! Die Gegenwart deines
Doppelkörpers, der in eine andere Zeit, in einen anderen Raum
gesteuert wurde. Du bist nicht zufällig auf Xantilon
angekommen…«
»Dann stimmt es also!«
»Ja, Björn. Du befindest dich auf der Insel der
Vergangenheit. Dort hast du dich schon mal aufgehalten. Doch Xantilon
hat viele Gesichter, viele Vergangenheiten. Es ist nicht der
Zeitpunkt, da die Kaste der Schwarzen Priester unter der Führung
des dämonenhörigen Molochos die letzte entscheidende
Schlacht gegen die Kräfte des Guten und Harmonischen führt.
Es ist nicht die Zeit, da Dämonenheere Xantilon durchschreiten,
zerstören und brandschatzen, Menschen niedermetzeln, nicht die
Zeit, da Verräter und Intriganten triumphieren und mit Molochos
und Rha-Ta-N’mys Schergen gemeinsame Sache machen.
Das wird erst in genau
achttausendsiebenhundertvierunddreißig Jahren so sein. Dann
wird Xantilons Untergang erfolgen. Zu diesem Zeitpunkt wird es einen
Mann geben, den man als Kaphoon, den Sohn des Toten Gottes
bezeichnet. Doch diesen ›Toten Gott‹ gibt es dann schon
nicht mehr, und Kaphoons Leben geht nicht direkt auf ihn
zurück…«
»Du kennst das Geheimnis des ›Toten Gottes‹?«
Macabros konnte seine Erregung nur mühsam verbergen.
Dieser Begriff spielte in seinem Leben eine große Rolle. Nie
aber war geklärt worden, was es damit auf sich hatte.
»Ich kenne die Geschichte Xantilons, der Insel der
Vergangenheit, auf der du dich jetzt befindest, Björn. Die Zeit
ist ein komplexes Thema, und sie birgt große Geheimnisse
für die Sterblichen. Alles war schon mal da, es kommt nur darauf
an, von welcher Seite man ein Geschehen betrachtet… du wirst
diese dunkle Botschaft besser verstehen, wenn ich länger mit dir
gesprochen habe. Ich habe diesmal viel Zeit – und viel Kraft. Es
ist nicht meine eigene… es ist das bioenergetische Kraftfeld,
das in dem Wrack existiert. Und es existiert nur 8734 Jahre vor dem
Untergang Xantilons. Die Kräfte, die nachher sporadisch noch
wirksam werden, sind nicht mehr vergleichbar mit dem, was jetzt
vorhanden ist.
Ich konnte wenig für dich tun, als die Falle zuschnappte. Ich
will jedoch versuchen, dir jetzt einen Weg zu weisen, der
unbeeinflußbar von Molochos ist, da er nicht weiß,
daß dein Zweitkörper hier und heute anwesend ist. Er
glaubt, dich völlig in der Gewalt zu haben. Ich möchte,
daß deine Psyche zurückkehrt in deinen Körper aus
Fleisch und Blut, der nun in einem totenähnlichen Zustand
gefangengehalten wird. Du kannst nicht mehr erkennen, was dort
vorgeht im ›Ewigkeits-Gefängnis Molochos‹. Deine Sinne
sind blind, taub und gefühllos. Nur manchmal wirst du eine
Ahnung von deiner Gefangenschaft haben, von Ereignissen, die Molochos
dir berichtet. Du wirst auf einer Grenze zwischen Traum und Schlaf
sein… du bist Gefangener im Schreckenszentrum und Gefangener in
der Vergangenheit Xantilons, Gefangener in zwei Welten. In einer nur
kann es dir gelingen, die Fesseln zu sprengen. Und dies wird die
Hoffnung nähren, daß es auch wieder möglich sein
wird, die bewußte Einheit mit deinem Körper
herbeizuführen. Nur in der Einheit entsteht Großes, nur in
der Einheit entwickelt sich das Leben…
Ich muß dir die Situation, in der du dich nach
Molochos’ Trick nun befindest, drastisch vor Augen
führen.
Auf Xantilon herrscht schon lange Leben. Verschiedene
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