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Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn

Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn

Titel: Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Gegenwehr mehr, zu keinem Schrei.
    Er fiel der spaltbreit geöffneten Hintertür des Ladens
entgegen.
    Dies geschah nicht durch Zufall, sondern gezielt.
    Der Fremde wurde förmlich nach vorn gerissen.
    Die krallen der Vogelfüße umklammerten den Kragen des
Opfers und warfen es nach vorn. Die Tür schlug mit lautem Knall
an die Wand.
    Auch Monsieur Henri erwischte es.
    Er wußte nicht, wie ihm geschah, als er plötzlich
sekundenlang den Boden unter den Füßen verlor.
    Es schien, als würden unsichtbare Hände ihn
emporheben.
    Doch es waren die Krähen!
    Mit ungeheurem Flügelschlag zogen sie ihre Leiber empor, und
der schwere Mann wurde vom Boden abgehoben, als wäre er in die
Fänge des legendären Vogels Greif geraten…
    Der Franzose taumelte in das düstere Hinterzimmer, stolperte
über den reglos am Boden liegenden Fremden und stürzte.
    Ein Stuhl kippte um.
    Im gleichen Augenblick wurde die Tür des Hinterzimmers ins
Schloß geschlagen.
    Durch ein kleines quadratisches, vergittertes Fenster unterhalb
der Decke fiel trüb das Tageslicht aus einem Hinterhof in das
überladen eingerichtete Zimmer.
    Auf einem alten, wuchtigen Schreibtisch stapelten sich Aktenhefter
und mit Notizen übersätes Papier.
    Monsieur Henri atmete schnell. Schweiß perlte auf seinem
Antlitz.
    »Monsieur«, keuchte er, mit weitaufgerissenen Augen auf
den Mann am Boden starrend. Der Fremde hatte ihm das Gesicht
abgewandt.
    Der Franzose drehte den Mann herum, starrte in die blutenden
Augenhöhlen, und ein grauenerfülltes Stöhnen kam
über seine Lippen.
    Der Mann atmete nicht mehr! Er war tot…
    »Du wirst das gleiche Schicksal erleiden, wenn du nicht tust,
was wir von dir verlangen«, vernahm er die helle, unangenehme
Stimme dicht neben sich. Die große schwarze Krähe sprach
wieder. »Laß dir das, was geschehen ist, eine Warnung
sein…«
    Der Mann wollte etwas sagen, doch seine Stimme versagte ihm den
Dienst.
    »Laß uns die Arbeit beenden«, fuhr die Krähe
fort, »mache niemand auf uns aufmerksam, solange wir uns in
deiner Nähe aufhalten. Dann wird dir nichts passieren. Doch
dieses Angebot gilt nur, wenn du tust, was ich von dir verlange und
erwarte.«
    »Und… was ist das?« fragte Monsieur Henri mit
Grabesstimme.
    »Es geschieht etwas mit den Kleidern des Mannes. Wer im Lauf
dieses Tages auch immer kommen und dafür Interesse zeigen mag
– du wirst sie niemand verkaufen, gleich, welchen Preis man dir
auch bietet. Du wirst sie an den Mann zurückgeben, der sie dir
gebracht hat. Und du wirst ihn darum bitten, sich doch in den
Kleidern vorzustellen. Du möchtest ihn einfach darin sehen…
wenn du das tust, wirst du den größten Preis dafür
erhalten, der möglich ist. Ich schenke dir dein
Leben…«
     
    *
     
    Der Mann, der den gewundenen Pfad entlangkam, war verschmutzt und
ungepflegt. Er sah aus, als wäre er seit Tagen unterwegs.
Solange schien er sich auch nicht gewaschen zu haben.
    Doch dieser äußere Eindruck täuschte.
    Der Landstreicher kam direkt von der unsichtbaren Insel
Marlos.
    Rani Mahay hatte nach dort zurückkehren müssen, um den
Sprung in die Nähe des ›Hotel Fraque‹ vorzunehmen.
    Absichtlich hatte er dabei mehr als zwei Kilometer von dem
fragwürdigen Gebäude materialisiert, um seinen
›Fußmarsch‹ so echt wie möglich zu
gestalten.
    Mahay war allein.
    Jeder, der ihn sah, würde dies bestätigen.
    Doch der Eindruck täuschte.
    Danielle de Barteaulieé und Jim, der Guuf, waren in seiner
Nähe.
    Mit Danielle und Jim war ausgemacht, daß Sie sich gut in der
Nähe des Hotels verstecken und seine Annäherung dort
beobachten sollten.
    Für den Fall, daß Madame Fraque vorgewarnt war, und
Danielles Hexenkräfte im Notfall nicht ausreichten, konnte Jims
unerwartetes Auftauchen ihm unter Umständen die notwendige Luft
verschaffen, die er benötigte.
    Jim sah nicht aus wie ein Mensch.
    Er hatte das Äußere eines Guuf.
    Die Guuf hatten kahle Schädel, kugelrunde Köpfe, auf dem
von der Schädelmitte bis zum Nacken hinab ein hornartiger Kamm
wuchs. Die runden Augen und der breite, bis auf Höhe der Ohren
reichende Mund waren weitere typische Rassenmerkmale.
›Ohren‹ im herkömmlichen Sinn hatte ein Guuf nicht.
Nur feinste Löcher gab es dort anstelle der Muscheln, in denen
das Gehör saß.
    Ein Guuf sah dämonisch aus. Und darauf setzte Mahay im
Notfall seine Chance. Vielleicht ließ sich Charmaine Fraque vom
plötzlichen Auftauchen eines solchen Geschöpfes so
verblüffen, daß sie einen Moment unachtsam war

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