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Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn

Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn

Titel: Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Vergangenheit hierhergekommen waren, um ihren Urlaub zu
verbringen, hatten echte Erholung erfahren.
    Doch die alte Madame Fraque nahm nur noch befreundete Gäste
auf, wenn es eine Notwendigkeit war.
    Die alte Madame… unwillkürlich verzogen sich Mahays
Mundwinkel bei diesem Gedanken. Es gab keine alte Madame Fraque mehr.
In der Nacht hatte sie einem jungen Mädchen das Leben
ausgesaugt, war selbst wieder jugendlich und blühend geworden
durch die Hilfe der Dämonen, denen sie ein Reich in ihrem Haus
aufzubauen geholfen hatte.
    War überhaupt jemand anwesend? War das Haus verlassen?
    In diese Gedankengänge hinein mischte sich das Geräusch
sich nähernder Schritte.
    Hinter der Haustür rumorte es. Ein Riegel wurde
zurückgeschoben.
    Auf der Schwelle, gebeugt vom Alter ihrer Jahre, stand eine Frau.
Sie stützte sich auf einen Stock, weil ihr das Laufen
schwerfiel.
    »Oui, Monsieur? Sie wünschen?« fragte die Alte, und
Rani Mahay mußte an sich halten, sich durch ein Zusammenzucken
oder leisen Überraschungsruf nicht zu verraten.
    Die schwache und kranke Frau war über achtzig, am Ende ihres
Lebens, und es war niemand anders als Madame Fraque, die er so nicht
erwartet hatte wiederzusehen!
     
    *
     
    »Madame?« fragte er leise. »Ich bin auf der
Durchreise… hab’ zufällig das alte Hinweisschild am
Wegrand entdeckt. Ich bin seit Stunden unterwegs…« Rani
Mahay sprach mit verstellter Stimme und nuschelte in seinen Bart. Er
hatte das verschnürte Bündel, in denen sich ein paar
notwendige Habseligkeiten befanden – trockenes Brot, eine
Flasche Wermut, eine fette Wurst – auf den Boden gestellt.
»Ich habe seit gestern nichts gegessen… hätten Sie
eine Kleinigkeit für mich? Es braucht nicht umsonst zu
sein…«, fügte er rasch hinzu, noch ehe die Frau auf
der Türschwelle ihm antworten konnte. »Ich bin bereit,
dafür zu arbeiten… es gibt bestimmt Arbeit im Haus, die ich
für Sie verrichten könnte. Den Hof fegen… etwas
reparieren… Holz hacken…«
    Er wirkte sehr armselig und bemitleidenswert. Ob es sein
äußeres Bild war, das sie ansprach oder ob sie etwas in
ihm erkannte – Mahay wußte es nicht. Er hörte ihre
Worte.
    »In Haus und Hof ist immer etwas zu tun, Clochard«,
antwortete sie mit schwacher Stimme. Sie war so kraftvoll wie in
jener Nacht, als sie sich zum Sterben begeben hatte. »Und an
meinem Tisch ist immer Platz für jemand, der Hunger und Durst
hat… aber halt«, wies sie ihn zurück, als er Anstalten
machte, einen Schritt auf sie zuzugehen. »Nicht über die
Türschwelle meines Hauses! Läuse und Flöhe möchte
ich mir von dir nicht einhandeln. Ich bringe dir etwas zu essen. Und
an einen Tisch kannst du dich auch setzen. Drüben, im ehemaligen
Speiseraum des Hotels, stehen genug herum. Sie werden ohnehin seit
langem nicht mehr benutzt. Es gibt hier keine Gäste mehr…
geh’ schon mal ’rüber… Ich komme gleich nach. Ich
sage dem Mädchen Bescheid, es soll dir
öffnen…«
     
    *
     
    Rani nahm auch diese Worte scheinbar hin. Er ließ sich seine
Überraschung nicht anmerken.
    Charmaine Fraque hatte noch ein Mädchen?
    Es kam einiges zusammen, das er nicht richtig einordnen
konnte.
    Er mußte zugeben, daß die alte Hotelinhaberin ihn
erneut strapazierte.
    Noch in der letzten Nacht hatte sie sich als mordgieriger Vamp
entpuppt, jetzt aber trat sie als alte, hilfsbedürftige Krau
auf.
    Was stimmte?
    Wurden ihm Trugbilder vorgegaukelt, die er nicht als solche
erkennen konnte?
    Nur eine ›Darstellung‹ konnte schließlich die
richtige sein.
    Aber – welche?
    »Vielen Dank für Ihre Güte, Madame«, sagte er
leise, griff nach ihrer Hand und küßte sie. »Der Herr
wird es Ihnen vergelten…«
    »Ja, ja, schon gut«, beeilte Madame Fraque sich zu
antworten. »Geh nur hinüber… Und was das Holzhacken
und die Aufräumungsarbeiten anbelangt, darüber sprechen wir
noch… der Vorschlag, ist gar nicht so übel. Hier im Haus
fehlt ein Mann. Hände, die zupacken können, die können
wir schon gebrauchen. Fragt sich nur, ob du auch kräftig genug
bist, um…«
    »Aber ja!« fiel er ihr schnell ins Wort. »Im Moment
bin ich etwas müde. Kein Wunder… Ich habe seit zwei Tagen
kaum etwas gegessen und bin viel unterwegs gewesen. Wenn ich mich ein
bißchen ausruhen kann, dann wird es schon wieder gehen. Ich
arbeite schnell und gut…«
    »Na ja«, überzeugend klang das nicht, »wir
werden sehen…«
    Mit einer herrischen Geste deutete sie auf den Eingang des Hotels.
»Geh’ schon mal

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