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Macabros 104: Höllenspuk

Macabros 104: Höllenspuk

Titel: Macabros 104: Höllenspuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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aus dem Hospital zurückkommt, möchte ich nicht gern
die schönen Stücke hier hängen lassen… Vielleicht
kommen Sie sonst doch noch in Versuchung und…« Rani
unterbrach sich.
    Eigentlich hätte Monsieur Henri schon längst aus dem
Hinterzimmer nach vorn kommen müssen.
    Aber es rührte sich nichts.
    Nachdem Mahays Worte verhallt waren, war es totenstill in dem
kleinen Laden.
    »Monsieur Henri? Hallo – hören Sie mich? Ich
bin’s… Mahay…« Er trat zwei Schritte nach vorn.
Die Tür zum Hinterzimmer war nur angelehnt.
    In dem Moment, als er seine Hand auf die Klinke legte, wurde die
Tür von der anderen Seite geöffnet…
     
    *
     
    »Hallo, Monsieur…«, sagte der alte Mann mit dem
schütteren Haar leise. »Bitte, entschuldigen Sie, daß
ich nicht gleich gekommen bin… ich war beschäftigt. Unten
im Keller… ich mußte für einen anderen Kunden, der
sich nachher etwas abholen möchte, etwas herauf
holen…«
    Der Mann sah schmutzig aus. Staub und Spinngewebe hingen auf
seinem Haar und seiner Weste. In der Hand hielt er einen alten
Tonkrug, den er vorsichtig neben einen Schrank stellte.
    »Ich wasche mir nur schnell die Hände. Ich bin sofort
wieder zurück…«
    Im Hinterzimmer war ein kleines Waschbecken befestigt.
    Mahay hörte, wie der Hahn geöffnet wurde und das Wasser
auf Henris Hände lief.
    Zwei Minuten später tauchte der Mann wieder auf und fuhr sich
mit dem Handtuch, das er noch zwischen den Fingern hielt, über
das Haar und die Weste. Dann warf er das Tuch einfach hinter sich.
»So, jetzt können wir uns weiter unterhalten…«,
sagte er nickend. »Ich hätte Sie so schnell nicht
zurückerwartet… es findet wohl keine Party statt, wie? Oder
zweifeln Sie an meiner Zusage?«
    Rani lächelte. »Beides stimmt.« Er stellte den
Jute-Sack mit den Kleidern des Clochard auf die Ladentheke. Monsieur
Henri warf nur einen kurzen Blick hinein, vergewisserte sich,
daß die »Ausstattung« komplett war, und schob den
Sack dann ohne weitere Beachtung an die Seite der Theke.
    »Sie wollen Ihre Kleider also wirklich wieder
zurückhaben?« vergewisserte er sich nochmal, als könne
er annehmen, Rani hätte sich vielleicht in der Zwischenzeit doch
anders entschieden.
    »Naturelement, Monsieur… sehr gern… und hier ist
der Aufpreis, den ich zu zahlen bereit war, wenn Sie sich auf das
Geschäft einlassen würden…«
    »Non, damit bin ich nicht einverstanden«, winkte der
Antiquitätenhändler ab, ohne sich umzudrehen und den
Schein, den Rani auf die Tischplatte legte, entgegenzunehmen.
»Ich nehme kein Geld…«
    »Aber Sie hatten die Arbeit mit allem.«
    »Das war keine Arbeit…« Er machte sich
umständlich an Glimmerjacke und Haken zu schaffen, als wolle er
die Zeit bis zur Ablieferung verzögern. »Ich hätte
allerdings eine Bitte an Sie, Monsieur«, sagte er unvermittelt.
»Sie könnten mir – einen Gefallen tun. Der wäre
mir mehr wert als Geld…«
    »Und was für ein Gefallen wäre das?«
    »Ziehen Sie das Kostüm doch mal an.«
    Rani Mahay sah den Antiquitätenhändler mit einem
seltsamen Blick an.
    »Ein komischer Wunsch, ich weiß«, beeilte Monsieur
Henri sich zu sagen. Er zuckte die Achseln. »Ist so eine Idee
von mir. Ich möchte Sie gern mal darin sehen… das ist
alles… alte Leute haben manchmal so merkwürdige
Vorstellungen. Ich habe mir eben gedacht, wie es wohl ausgesehen
haben mag, als Sie in dieser Kleidung aufgetreten sind. Haben Sie mir
nicht gesagt, daß Sie mal im Zirkus arbeiteten?«
    »Ja, das stimmt… aber ich weiß nicht, die Kleider
hier anziehen und wie ein Pfau herumlaufen und…«
    »Bitte, tun Sie mir den Gefallen!«
    Monsieur Henri wirkte überzeugend und spielte seine Rolle
gut. Am liebsten hätte er Rani gewarnt und ihn aufgefordert, die
Kleider auf der Stelle zu verbrennen.
    Er verhielt sich dem Inder gegenüber jedoch derart
abgebrüht, daß er sich selbst nicht mehr kannte. Es war,
als würde nicht er sprechen, sondern ein anderer aus ihm…
Er war ein Fremder und hätte vor sich ausspucken
können… Er war schon alt, es lag ihm nicht mehr viel am
Leben, und doch hatte er eine bisher nie gekannte Furcht vor dem
Sterben. Die Begegnung mit den Krähen, die tödliche
Bedrohung, die von ihnen ausging, hielt ihn davon ab, irgend etwas zu
tun, was von dem »Auftrag«, den er erhalten hatte,
abwich…
    Rani drehte das Glimmer-Jackett zwischen den Händen.
»Warum eigentlich nicht«, sagte er dann, und ein
spitzbübisches Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
»Es ist

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