Macabros 104: Höllenspuk
wie ein
dämonischer Kugelkopf, war aber menschlich eingestellt, hatte
das Herz auf dem rechten Fleck und konnte keiner Fliege etwas zuleide
tun. Zu den ›Bewohnern‹ der kleinen Insel, auf der ewiger
Frühling herrschte und es nie Nacht wurde, gehörten noch
Alan Kennan und das Geschwisterpaar Marga und Ulrich Koster. Sie
waren Sensitive, verfügten über telepathische
Fähigkeiten und hatten sich entschlossen, auf der unsichtbaren
Insel Marlos ihr neues Domizil aufzuschlagen.
Zu den ›Bewohnern‹ gehörte auch ein bizarres
Geschöpf namens Blobb-Blobb. Der durch dämonische
Aktivitäten verschwundene Whiss hatte es aus einem Ei
ausgebrütet.
Blobb-Blobb war stets zu allem möglichen Unfug aufgelegt,
fegte wie ein Blitz über den Strand, war nur wenige Zentimeter
groß und hatte die Form eines Vogels. Wie Whiss hatte er
menschliche Arme und Beine und winzige Glieder, die an seinem
Körper putzig aussahen. Auf dem kahlen Kopf, der ein Mittelding
zwischen Vogel- und Schildkrötenschädel war, zeigten sich
elf dunkle ›Pickel‹, winzige Erhebungen, die im Lauf der
Zeit noch größer werden und sich zu sogenannten
›Noppen‹ auswachsen würden. Diese Noppen waren
teleskopartig ausfahrbar, mit ihnen ließen sich allerlei
parapsychische Manipulationen bewerkstelligen. Zu gezielten
Manipulationen war Blobb-Blobb noch nicht fähig. Dazu war er
noch zu jung, gleichsam ein verspieltes Kind, das jedoch sehr
intensiv die Stimmungen und Situationen mitbekam, unter denen die
anderen Marlos-Bewohner standen. Er wußte, was geschehen war
und bedauerte es, daß er nichts tun konnte.
Doch die intensive Kleinarbeit, die Rani Mahay und Danielle de
Barteaulieé inzwischen geleistet hatten, zeigte erste
Erfolge.
Eine alte Frau, die Hotel-Inhaberin Charmaine Fraque, hatte sich
als ein Kriterium allerersten Ranges herausgestellt. Charmaine Fraque
machte mit den Dämonen gemeinsame Sache, stellte den Geistern
und Schergen des Bösen ihr Haus zur Verfügung und lebte wie
ein Vampir in der Nacht, inzwischen wieder wie eine junge Frau, da
ihr Alter durch das Aussaugen des Lebens eines Mädchens
vergangen war.
Charmaine Fraque stand in Verbindung zu Molochos und
Rha-Ta-N’my! Rani hatte eindeutige Hinweise dafür erhalten.
Im Hotel gab es einen Trakt, der in der Nacht von Geistern bewohnt
war. Diese Geister lebten tagsüber als Krähen in der
normalen Dimension, waren in der Nacht Mischwesen zwischen Mensch und
Tier und konnten in ein Zwischenreich eingehen, in dem offensichtlich
nur dämonische Geschöpfe zu Hause waren und bei denen die
sich wohl fühlten.
Über Charmaine Fraque und den Geistern, mit denen sie sich
umgab, hoffte Mahay einen Weg zu finden, um zu Molochos
vorzustoßen und damit zu den Eingeschlossenen, zu Carminia und
Björn. Sie konnten sich ganz offensichtlich aus eigener Kraft
nicht mehr befreien.
Bis vor wenigen Minuten noch weilte der Inder in der Nähe von
Céreste, jenem Ort, aus dem Madame Fraque inzwischen zwei
Opfer geholt hatte. Ein junges Mädchen und einen Mann, der dort
eine Bäckerei besaß und vor zwei Tagen auf
rätselhafte Weise gestorben war.
Über beide Fälle berichteten inzwischen auch
überregionale Zeitungen.
Pepe, der die Verbindung zwischen Marlos und der
›Außenwelt‹ hielt – wie er sich stets
ausdrückte – hatte indessen mehrere Zeitungen
beschafft,’ in denen von beiden berichtet wurde.
Kaum waren Rani und Danielle aus dem Nichts materialisiert, kam
Pepe schon angeflitzt. Er schwenkte mehrere Zeitungen. »Das ist
genau, was du suchst!« rief er schon von weitem. Er drückte
Rani die Zeitungen in die Hand, die ihn interessierenden Artikel
waren mit Rotstift gekennzeichnet.
Der Inder bedankte sich und überflog die Berichte.
Da war von dem Mädchen Claudia Sevoir die Rede, das vor zwei
Tagen sein Elternhaus verließ, um nach Paris zu gehen, wie
seine Eltern glaubten.
Dort war Claudia aber nie angekommen. Konnte sie auch nicht…
Sie war mit einem »Freund« ausgerissen, dem Bäcker des
Ortes, der ein Auge auf sie geworfen hatte und den sie für ihre
»Flucht« schamlos ausnutzte. Doch zu diesem Zeitpunkt
wußte sie selbst noch nicht, daß sie auch nur Mittel zum
Zweck – ein »Opfer« war. Sie folgte in jener Nacht
nicht ihrem eigenen Willen, sondern einem hypnotischen Ruf, der schon
in sie eingepflanzt wurde, als sie noch ein kleines Mädchen war.
In jener Nacht aber wurde er wirksam. Madame Fraque rief ihr Opfer,
denn sie fühlte ihren Tod nahen.
Das Alter forderte
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