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Macabros 104: Höllenspuk

Macabros 104: Höllenspuk

Titel: Macabros 104: Höllenspuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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höre deinen Ruf und eile zu euch, weil ihr meine
Auserwählten seid!«
    Die Stimme klang dumpf, als würde jemand einen hohlen Knochen
vor die Lippen halten und sprechen.
    »Heute, meine Schwestern und Brüder, die ihr meinem
Recht auf Herrschaft über die Erde nachhelft, wo immer ihr
könnt, ist eine besondere Stunde…«
    Danielle de Barteaulieé konnte es nicht verhindern.
    Ihr Herz begann schneller zu pochen, und sie fürchtete,
daß das laute Klopfen an diesem unseligen Ort tausendfach
verstärkt würde wie in einer leeren Kathedrale. Die
Französin bekam feuchte Hände.
    »Ja, ich sehe mir eure Gabe an… rückt den
Käfig in die Mitte, damit ich schauen kann, wen von meinen
Feinden ihr eingefangen habt…«
    Vier, sechs der seltsamen Gestalten machten sich sofort an dem
Käfig zu schaffen und stellten ihn genau in die Mitte der
Fläche.
    Dann blickten alle hoch.
    Auch Danielle de Barteaulieé.
    Molochos ließ sich sehen.
    Sie wußte nicht, wie der Dämonenfürst es
bewerkstelligte, jetzt aufzutauchen. War er wirklich in dieser
Dimension anwesend? Besaß er gerade für diesen makabren
Ort eine besondere Antenne?
    Oder bediente er sich eines simplen Tricks?
    Spiegelte er seinen Geschöpfen nur eine Halluzination
vor?
    Auch Danielle wußte es nicht.
    Sicher war nur, daß auch sie ihn sah.
    Die trübe Nebelmasse über ihr hellte sich auf. Ein
riesiges Gesicht erschien, sah in der Tat aus wie eine gespenstische
Projektion, die von einem weitabgelegenen, fernen Ort hierher
überspielt wurde. Dämonen – und gerade dann wenn sie
einen so hohen Rang wie Molochos einnahmen – verfügten
über außergewöhnliche Hilfsmittel und Gaben. Das
ganze Gespensterreich stand ihnen offen, die besonderen Bedingungen,
die dort herrschten, ebenso…
    Molochos’ Antlitz!
    Danielle de Barteaulieé sah das Gesicht eines Mannes, der
vor zwanzigtausend Jahren den Untergang Xantilons herbeiführte,
zum erstenmal so, wie es wirklich war. Der Molochos, der unter seinem
wirklichen Namen Ak Nafuur lange Zeit als Halluzination auf der Insel
Marlos weilte, um sie alle an der Nase herumzuführen – der
Molochos hatte ganz anders ausgesehen. Ein verklärter,
edelmütiger Mensch hatte sich ihnen gezeigt, ein Mann, zu dem
man Zutrauen haben konnte.
    Hier aber zeigte Molochos, wie er wirklich war.
    Teuflisch und dämonisch verzerrt waren seine Züge. In
seinen kalten Augen las man die Herrschsucht, der er verfallen war.
Molochos kannte keine Freunde – nur Feinde. Selbst die
Geschöpfe, die auf der Erde gewissermaßen einen
Brückenkopf des Bösen in seinem Namen errichteten, waren
für ihn nur Mittel zum Zweck. Wenn die Situation es erforderte,
würde er sie opfern. Gnadenlos…
    Molochos’ dünne Augenbrauen hoben sich. Aus der
Höhe schien er in der Tat einen vortrefflichen Blick auf alles
zu haben, was unter ihm lag. Und Danielle hatte ihre
Befürchtungen, daß seinem Röntgenblick – auch
ihre Anwesenheit nicht entging!
    Die Augen in Molochos’ Gesicht schienen um einen Ton heller
zu werden.
    »Rani Mahay!« kam es über seine schmalen Lippen,
die seinem eckigen, teuflisch wirkenden Gesicht noch einen
härteren, unbarmherzigeren Zug verliehen. »Rani
Mahay…! Dir haben sie die Gestalt der Krähe gegeben?! Oh,
laß dich anschauen. Ich kann nicht fassen, daß es
gelungen ist, auch dir eine Fußangel zu legen…«
    Im Käfig tat sich etwas.
    Die Krähe veränderte ihre Form, ihre Farbe. Sie wuchs
und zog sich gleichzeitig in die Länge.
    Und dann hockte nicht mehr der schwarze Vogel in dem Käfig,
sondern ein Mensch, bis auf einen Slip nackt, wie Gott ihn schuf.
    Der Mann mit der Glatze schüttelte sich und schien noch nicht
zu begreifen, wo er sich befand und was mit ihm geschehen war.
    Die Umwandlung in Monsieur Henris Laden hatte ihm zugesetzt wie
eine Betäubungsspritze. Dies schien offensichtlich beabsichtigt
gewesen zu sein, um jede Aktion Mahays, auch als Krähe, schon im
Keim zu ersticken.
    Danielle de Barteaulieé mußte an sich halten, als sie
Rani so nahe und doch unerreichbar für sie vor sich sitzen
sah.
    Er hatte seine alte Gestalt wieder!
    Sie mußte die Situation nutzen und…
    Da tönte Molochos’ Stentorstimme wieder auf.
    »Ich habe gewußt, daß von dir eines Tages
Großes kommen würde, Charmaine! Seit vierzig Jahren dienst
du mir treu. Und immer neue und mächtigere Anhänger hast du
um dich geschart. O ja, ich nehme deine Gabe an. Und dich werde ich
zu einer Königin machen. Ab sofort sollst du in meinem

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