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Macabros 104: Höllenspuk

Macabros 104: Höllenspuk

Titel: Macabros 104: Höllenspuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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alten
Pater, der ein Einsiedlerdasein am Rande der Wüste Gobi
führte. Dorthin bin ich gereist, um ihm mein Problem zu
schildern. Er konnte mir einige wertvolle Tips geben. Weitere
Ratschläge, die ich dringend benötigt hätte, erfolgten
jedoch nicht. Bei meinem zweiten Besuch – war der Mann tot. Ob
er an Altersschwäche starb, einem Herzschlag oder ob
außergewöhnliche Kräfte für seinen Tod
verantwortlich zu machen sind – das wird wohl niemals
geklärt werden.
    Ich war wieder allein und konnte mit niemandes Hilfe rechnen. Ich
benutzte die neugewonnenen Kenntnisse, um mich weiterhin vor
Entdeckung zu schützen. Ich lernte die ›andere Seite‹
des Gemäldes kennen, jene fremde Dimension, in der das Grauen
und der Wahnsinn zu Hause sind.
    Hier herrscht Molochos, hier zeigt er sich denen, die ihn
beschwören und ihn anbeten wie einen König.
    In dieser Welt kenne ich mich inzwischen aus. Sie ist fremdartig,
lebensfeindlich, unheimlich – aber überschaubar. Deswegen
bemerke ich alles, was anders, neu ist, was nicht hierher
gehört. Deshalb ist mir Ihre Anwesenheit auch sofort
aufgefallen…, aber nun habe ich genug über mich
erzählt. Nun sind Sie an der Reihe. Wer sind Sie? Was hat Sie
veranlaßt, die Grenze zu überschreiten?«
    »Ich heiße Danielle… Da gibt’s nicht viel zu
erzählen, Monsieur Repuran…«
    »Doch nicht an einem solchen Ort solche Umstände
machen!« fiel er ihr ins Wort. »Aristide… schon wieder
vergessen?«
    Seine Stimme klang fröhlich, beinahe jungenhaft. Vergebens
versuchte Danielle jedoch sein Gesicht zu erkennen. Er schlug die
Kapuze nicht zurück. Wahrscheinlich war er an diese
Tarnkleidung, die ihn mit der schummrigen Umgebung praktisch eins
werden ließ, so verwachsen, daß er es gar nicht mehr
anders wußte, als sich so zu zeigen.
    »Also gut, Aristide… soviel gibt’s bei mir nicht zu
erzählen. Das Wenige ist schnell gesagt…« Sie
berichtete von ihrem Freund Rani, davon, daß er durch einen
Zufall auf das Hotel Fraque aufmerksam geworden und daß ihm im
Zusammenhang mit dem abgelegenen Haus einiges merkwürdig
erschienen sei. Der erste Versuch, auf eigene Faust etwas zu
unternehmen, sei kläglich gescheitert. »Er hat die Macht
der Personen unterschätzt, die in diesem Zwischenreich zu Hause
sind… Sie haben ihn in eine Krähe verwandelt und hierher
verschleppt…«
    »Mhm«, brummelte Aristide Repuran, »und Sie –
als Beobachterin der Szene – hatten nichts Eiligeres zu tun, als
ihm zu folgen, um ihn zu retten, nicht wahr?«
    »Ja…«
    »Und Sie glauben, das geht so einfach? So, wie Sie jetzt
sind, stürzen Sie sich in ein Abenteuer, das einem zum Leben
erwachten Alptraum gleicht… Haben Sie wirklich nicht
gewußt, was Sie hier erwartet?«
    »Nein. Aber selbst wenn ich’s gewußt hätte,
ich wäre trotzdem gegangen…«
    »So sehr lieben Sie ihn?«
    »Ja…«
    Er nickte. »Ich verstehe. Aber Sie sind trotzdem
leichtsinnig, Danielle. Seien Sie froh, daß ich Ihnen über
den Weg gelaufen bin. Wenn Sie etwas für Ihren Freund tun
können, dann nur durch mich. So, wie Sie jetzt sind – in
diesem Aufzug – müssen Sie auffallen. Ich weiß, wo
Ihr Freund ist…«
    »Aber woher…?«
    »Ich sagte Ihnen schon, wenn man lange Zeit hier verkehrt,
entgeht einem nichts mehr. Man kennt jede Ecke, jeden Winkel, jeden
Fußbreit Boden. Man weiß, wann die Anbetungen und
Zwiegespräche zu und mit Molochos stattfinden, wer erscheint und
woher die einzelnen Teilnehmer kommen. Es sind immer dieselben. Und
die Bewohner dieser kleinen scheußlichen Welt, dieses
›Zwischenreiches‹, wie Sie es bezeichnet haben, die sind
auch immer die gleichen. Molochos hat seine eigenen Haustiere, seinen
Vergnügungspark, seine Zerstreuungen, wenn Sie so wollen. Er ist
auf eine bestimmte Weise sehr menschlich…« Er lachte leise,
und es berührte Danielle de Barteaulieé eigenartig.
    »Warten Sie einen Augenblick«, fuhr er fort. »Ich
besorge Ihnen etwas Hübsches zum Anziehen… wenn Sie sich
dorthin begeben wollen, wo das Ritual stattfindet, ist es gut,
Tarnkleidung zu tragen. Sie sind dann, wenn Sie sich ganz ruhig
verhalten, Danielle, ein Teil der Dunkelheit. Wie ich…«
    Er ließ sie einfach stehen, tauchte ein in das Dunkel und
war nicht mehr zu sehen.
    Danielle war von der Begegnung eigentümlich berührt.
    Etwas daran gefiel ihr nicht, doch sie hätte nicht zu sagen
vermocht, was es war. Die Stimme des Aristide Repuran? Seine Art zu
sprechen? Dieses seltsame Lachen? Sie merkte,

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