Macabros 108: Haus der grausamen Druiden
nicht kennen, es starb schon früh.
Und danach wurde er geboren. Die Spielsachen der toten Rosi, sogar
ihre Kleider, wurden von der Mutter nicht weggeworfen, sondern in
Kisten verpackt und in den fensterlosen, hinteren Kellerraum des
Hauses gebracht.
Dort wurden sie nie wieder hervorgeholt und im Lauf der Zeit
vergessen…
Achtlos schob und drückte er alle jene Dinge beiseite, die
ihm im Weg standen. Es kam ihm offensichtlich darauf an, die Mitte
des Raumes frei zu bekommen, so frei zu legen, daß der Boden
sichtbar wurde.
Der Untergrund bestand aus klobigen Quadersteinen, die aussahen,
wie ein altes römisches Pflaster in einem vergessenen
Hinterhof.
James McCloud wußte nicht, warum er das tat. Er handelte wie
unter einem fremden Befehl und wurde zum ausführenden Organ.
Der Boden in den Fugen zwischen den uralten, granitharten Steinen
war mit Moos gefüllt und darunter ebenfalls hart wie Fels.
McCloud riß die Spitzhacke hoch und ließ sie kraftvoll
auf den Boden sausen.
Es krachte, als Metall und Stein auf diese Weise Bekanntschaft
miteinander machten.
Der Quader wurde angehackt, Funken sprühten, Splitter sirrten
wie wütende Hornissen durch den Kellerraum.
Es knirschte dumpf, als er zwischen die Fugen geriet und den
Quader von der Seite her anging.
McCloud arbeitete rhythmisch und monoton wie eine Maschine.
Er zerstörte den ersten Stein und zog die herausgelösten
Brocken auf die Seite, wo sich schnell ein kleiner Haufen
sammelte.
McCloud gönnte sich so gut wie keine Pause. Er geriet in
Schweiß, zog seinen Pullover aus, warf ihn achtlos in eine Ecke
und arbeitete weiter.
Mitten im Keller entstand ein Loch.
Was er damit wollte, wußte McCloud selbst nicht…
*
Sie hätten mit dem Erfolg vollauf zufrieden sein
können.
Es war gelungen, Björn Hellmark den Krallen des
Dämonenfürsten zu entreißen und ihn aus dem
Ewigkeits-Gefängnis zu holen. Darüber hinaus war es auf
Anhieb geglückt, die erbeuteten Waffen wieder
zurückzuholen. Nichts war in dem Lavablock zurück
geblieben.
Mit Björn waren das ›Schwert des Toten Gottes‹, die
Dämonenmaske, der Trank der Siaris und Velenas Armreif
mitgekommen.
Dennoch wollte über das geglückte Husarenstück
keine wirkliche Freude aufkommen.
Carminia Brados Befreiung war mißglückt.
Sie litten alle darunter.
Und daß Whiss unmittelbar nach Hellmarks Ankunft im Keller
des Hotels bereits wieder untergetaucht war, ließen seine
Verzweiflung und seine Trauer deutlicher zutage treten als viele
Worte.
Whiss war auf der Suche, einen Ausweg aus dem Dilemma zu
finden.
In diesem Moment konnten sie alle auch nichts anderes tun als
abwarten, so schwer ihnen das auch fiel.
Es hätte sovieles miteinander zu besprechen gegeben nach
diesem langen, riskanten Aufenthalt in Rha-Ta-N’mys
Schreckens-Zentrum. Aber es schien, als hätten die Ereignisse
sie gelähmt.
Dumpf brüteten sie vor sich hin und warteten auf Whiss
Rückkehr.
Sie alle konnten sich denken, wo er sich aufhielt.
In dem rätselhaften Psi-Gebilde, das fast zu einer zweiten
Heimat für ihn geworden war.
Hellmark saß auf einem Mauervorsprung und ließ seine
Blicke in die makabre Umgebung schweifen. Insgesamt sieben steinerne
Sarkophage waren hier unten aufbewahrt. Er fragte Rani nach deren
Sinn. Und der treue Freund ergänzte die Hinweise, die er bereits
während zweier Besuche im Ewigkeits-Gefängnis gemacht
hatte. Die steinernen Sarkophage waren ein Hilfsmittel für die
okkulten und schwarzmagischen Praktikern gewesen, die Madame Fraque,
die ehemalige Besitzerin, durchführte. Auch sie hatte bereits
gelernt, mit dem Psi-Feld im Zwischenreich umzugehen und hatte mit
Hilfe telekinetischer Kraftströme diese Särge aus
verschiedenen Teilen der Welt in diesen Keller
›entführt‹. Charmaine Fraque war ein williges Werkzeug
der Mächte der Finsternis, verfügte über große
Kenntnisse, welche Molochos und Rha-Ta-N’my betrafen. Sie war
eine hartnäckige und gefährliche Gegnerin für Rani
Mahay und Danielle de Barteaulieé gewesen. Whiss war es
gelungen, sie mit ihren eigenen Waffen - nämlich den
Kräften des Psi-Feldes – zu schlagen. Die Freunde hatten
gehofft, durch Charmaine Fraque wichtige Hinweise zu erhalten, die
ihnen weiterhalfen. Charmaine Fraque hatte bis zuletzt mit hohen
Einsätzen gepokert und war schließlich ein Opfer ihres
eigenen Plans geworden. Rani und Danielle sollten sterben, aber der
Tod ereilte sie.
Rani war mit seinen Ausführungen fast zu Ende, als
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