Macabros 108: Haus der grausamen Druiden
Ankommenden
schon, als dieser noch ein paar Schritte vom Haus entfernt war.
»Was veranlaßt dich denn, in aller Herrgottsfrühe bei
mir aufzutauchen? Du wirst doch die Nacht nicht mit dem Tag
verwechselt haben? Wirte schlafen normalerweise noch, wenn
anständige Menschen bereits ihrer Tagesarbeit
nachgehen…«
»Ich kenne deine spitze Zunge, McCloud«, keuchte Teary.
Er war vom Laufen bergauf außer Atem geraten. »Aber ich
bin nicht gekommen, um mit dir zu streiten. Eliza Gorough sitzt bei
mir zu Hause und hat mich hierhergeschickt. Sonst wäre ich
garantiert nicht gekommen, um mir deine üble Laune am
frühen Morgen anzuhören…«
»Eliza Gorough?« fragte McCloud irritiert und dehnte den
Namen. »Hab’ ich richtig gehört? Du hast doch nicht
zufällig – David gemeint…«
Nun stand der breitschultrige Wirt vor ihm.
Er trug einen dicken grauen Rollkragenpullover und eine abgewetzte
Cordhose.
Unter dem Pullover spannte sich der weitläufige Bauch des
Wirts.
»Nein, ich habe Eliza gesagt. Du hast schon richtig
gehört. Ich weiß genau, daß es Eliza ist. Ich kenne
den Unterschied zwischen einer Frau und einem Mann… He«,
fügte er dann schnell hinzu und begann zu schnuppern wie ein
Hund. »Ist heute ein besonderer Tag? Hier stinkts noch gar nicht
nach Fisch. Hast du heute morgen den Fang verschlafen?«
»Darüber, Tim, können wir später sprechen. Das
mit Eliza interessiert mich. Jetzt hat sie also auch angefangen.
Bisher hat’s doch gereicht, daß David den Whisky
vernichtet hat, wo immer er ihn antraf. Daß nun auch Eliza
noch… nun ja, dir kann das nur recht sein. Auf diese Weise
kannst du deine Einnahmen verdoppeln.«
»Eliza ist vollkommen nüchtern und hat keinen einzigen
Tropfen getrunken«, entgegnete der Wirt mit seiner tiefen,
bedrohlich klingenden Stimme. »Außerdem steht es dir nicht
zu, über meine Gaste etwas Nachteiliges zu sagen… Aber zum
Streiten bin ich nicht hier, das können wir ein andermal
besorgen. David ist verschwunden. Eliza sucht ihn. Er ist heute nacht
nicht nach Hause gekommen…«
»Was ist daran so bemerkenswert, Tim?« zuckte McCloud
die Achseln. »Das wäre nicht das erste Mal. Er hat schon
mehr als einmal unten in der Bucht oder zwischen den Felsen
geschlafen…«
»Da war’s Sommer und warm…«
»Vielleicht hat er in seinem Rausch geglaubt, es sei noch
Sommer… Wahrscheinlich liegt er irgendwo ’rum, und wenn die
Sonne erst mal kräftig scheint, wird er schon wieder zu sich
kommen…«
»James, nun hör mir mal gut zu.« Es war etwas in
Tearys Stimme, das ihn hellhörig werden ließ. »Wir
beide haben unsere Differenzen. Ich bin nicht immer mit den Fischen
und dem Preis zufrieden, den du verlangst, aber ich glaube, du hat
schließlich zuletzt doch immer das bekommen, was die Ware wert
war. Zum Schluß, James, hat es immer gestimmt… Diesmal ist
die Sache ernster. David Gorough liegt nicht irgendwo ’rum.
Seine Schlafplätze haben wir bereits alle abgesucht. Er kann
auch gar nicht da sein. Ich glaube, letzte Nacht ist etwas passiert,
das ich anfangs nicht ganz ernst genommen habe. Er war mein letzter
Gast – wie immer. Ich lag schon im Bett, als ich durch Klopfen
und Rufen geweckt wurde. David Gorough stand unten vor dem Haus.
Keine Spur mehr von Betrunkenheit. Er war völlig nüchtern.
Er hatte – so behauptete er – etwas gesehen. Er behauptete
steif und fest, daß hier unten in der Bucht ein UFO gelandet
wäre, James…«
McCloud zuckte zusammen wie unter einem Schlag.
»… er wollte mich mitnehmen, mir etwas zeigen«,
fuhr der Wirt fort. »Ich ließ mich breitschlagen und kam
nach unten. Es dauerte höchstens eine halbe Minute. Als ich
jedoch die Tür öffnete, war David wie vom Erdboden
verschluckt.«
»Er wird weggelaufen sein«, entgegnete McCloud rauh und
merkte, wie es siedendheiß in ihm aufstieg.
Da war es wieder, dieses Gefühl, nicht mehr die volle
Herrschaft über alle Empfindungen und sein Denken zu haben.
Etwas Fremdes bohrte in ihm und breitete sich aus. Er hatte
Wahrnehmungen, die ihn erschreckten. Er sah Tim Teary an, und der
Wunsch, ihn auf der Stelle zu töten, überfiel ihn
plötzlich…
*
Dieser ungeheuerliche Gedanke, der ihn selbst maßlos
erschreckte, währte nur einen Augenblick.
»Komm rein«, sagte McCloud schnell, und seine Stimme
klang versöhnlicher. »Ich glaube, ich muß dir da
etwas erzählen, was dich interessiert: Die Sache mit dem UFO war
keine Spinnerei von Gorough. Ich hab’s auch gesehen. Und
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