Macabros 108: Haus der grausamen Druiden
unterzogen
worden. Aus Menschen wurden Monster. Auf diese Weise ließ sich
die Bevölkerungszahl der Stadt schnell steigern und die Anzahl
der Kämpfer und Mitstreiter rasch erhöhen.
Monster, die nichts mehr von ihrer menschlichen Herkunft
wußten, griffen Menschen an und töteten sie entweder oder
schafften sie auch nach Gigantopolis, um sie zu Monstern zu
machen.
Doch die erste Wende war eingetreten, als es seinerzeit Björn
Hellmark gelang, die Anzahl der »Sieben Reiter« zu
dezimieren und die Umformungsmaschinerie in den Kratern genau im
geographischen Mittelpunkt der Fliegenden Alptraumstadt zum
Stillstand zu bringen. Denn Reiter und Krater bildeten eine Einheit.
Daß sich noch immer soviele Monster und Dämonen in der
Alptraumstadt aufhielten, hing offensichtlich mit den Heeren
zusammen, die Molochos aus dem Reich der Finsternis und des Unheils
hierher beordert hatte.
»Mir graut’s bei dem Gedanken, daß diese
Ungetüme in Menschendörfern und -Städten zu finden
sein könnten, daß sie irgendwann mal in den Häusern
wohnen, in denen jetzt noch Menschen leben«, machte Rani Mahay
die leise Bemerkung, als weit und breit kein Bewohner der
Alptraumstadt zu erblicken war.
Was er da sagte, war keineswegs grotesk. Die Dämonen-Rasse
schickte sich an, die Welt der Menschen zu übernehmen. Schon
jetzt, das hatten viele Vorgänge und Erlebnisse in der nahen
Vergangenheit bewiesen, saßen sie in Schlüsselstellungen,
und Dämonen bewegten sich in Menschengestalt unter den
Menschen…
Doch diese Menschengestalt war nur vorübergehend.
Wenn der große Handstreich erfolgte, den Molochos und
Rha-Ta-N’my im Sinn hatten, dann ließen sie die Maske
fallen und zeigten ihre wahren Gesichter.
Björn und seine Freunde kamen an eine Abzweigung. In drei
Richtungen führten hohe, schwindelerregende
Treppenaufgänge, Korridore und Brücken in andere
Etagen.
Der Palast hatte den Umfang einer Stadt, und sie befanden sich an
einer Stelle, die auch Björn Hellmark nicht kannte. Er hatte
seinerzeit den speziellen Privatbereich Apokalyptas kennengelernt,
das Zentrum der Herrscherin, Räume, die von Schätzen und
Kostbarkeiten überladen waren und in denen Gegenstände des
Grauens ihre Heimat hatten. Versteinerte Menschen, die als
Säulen benutzt wurden, Nachbildungen
furchteinflößender Tiere und Fabelwesen, die der
Hölle oder dem kranken Geist eines irren Künstlers
entsprungen waren.
Was für eine Bedeutung dieses gigantische Labyrinth von
endlosen Korridoren, Brücken und Treppen hatte, wußte
niemand von ihnen.
Doch dies war das Zentrum der Macht, dies war ein Teil des
riesigen Palastes, der über ihnen lag, und den sie –
zunächst einmal – Winkel für Winkel durchsuchen
mußten. Eine Sisyphusarbeit!
An der Abzweigung trennten sie sich.
Björn wandte sich nach links. Er blieb der Träger von
Velenas Armreif, drehte ihn aber in die Ausgangsstellung zurück,
um seine Wirkung zu schonen. Er wußte nicht, wie lange die
magische Kraft anhielt, mit der er neu geladen war.
So wurden sie alle sichtbar.
Sie standen so, daß sie die Abzweigung in alle Richtungen
überblicken konnten.
Ein Vorteil bei ihrem Vorgehen waren die Nischen und die
Lichtverhältnisse. In der Dunkelheit konnten sie leicht
untertauchen.
Whiss übernahm die Funktion des »Boten«.
Er würde in der nächsten Zeit ständig am Rochieren
sein. Für den Fall, daß etwas schief ging, trug er die
Verantwortung, denjenigen, der bedrängt wurde, so schnell wie
möglich herauszupauken. Dies alles mußte passieren, ehe
ein Dämon die Oberhand gewann…
Rani und Danielle waren mit je einem Schwert und zwei Dolchen
bewaffnet. Im Kampf mit den Dämonen hatte sich diese
Ausrüstung stets als praktisch erwiesen.
Danielle hatte den Trank der Siaris dabei, Rani die
Dämonenmaske. Da die hübsche junge Französin
außerdem über gewisse Hexenkräfte verfügte, war
sie recht gut geschützt.
Rani stülpte die Dämonenmaske über seinen Kopf. Er
erschien sofort als Totenschädel, und in den tiefliegenden
Augenhöhlen schimmerte ein grüner, pulsierender
Lichtpunkt.
Rani beugte sich nach vorn. »Noch einen Kuß zum
Abschied, Cherie«, sagte er mit Grabesstimme. Und zwischen dem
grinsenden Gebiß entstand ein leises Zischen, als ob er die
Luft zusammenpresse.
»Die Schöne und das Monster«, kommentierte Whiss
die Kußszene.
»Kommt nur darauf an, wen du mit dem Monster meinst«,
ließ Rani sich vernehmen und grabschte nach dem kleinen Kerl,
der sich mit einem
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