Macabros 110: Kampf in der Alptraumstadt
Freund,
wie?«
»Das wäre recht ungewöhnlich, okay. Aber ich habe
es mit eigenen Augen gesehen…«
»Ich habe jemand getötet, aber nicht Don
Shapiro…«
»Und wer ist das dann?« Macabros erinnerte sich genau an
das Foto, das sich von Shapiro in der Zeitung befand. Der Mann dort
im Bett war der Polizist, den er sprechen wollte. Daran gab es
für ihn nicht den geringsten Zweifel.
»Ein Fremder. Ich kenne nicht seinen Namen, nicht seine
Herkunft. Aber vielleicht wissen Sie etwas mehr über
ihn…«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Ihre Anwesenheit in diesem Haus ist merkwürdig. Nach
Mitternacht macht man normalerweise keine Besuche
mehr…«
»Vielleicht hatte ich einen besonderen Grund«, warf
Macabros ein.
»Wie ich ebenfalls einen hatte, diesen Mann zu täten.«
»Es gibt nichts, was es rechtfertigen würde, einen
anderen Menschen zu töten…«
»Wer sagt Ihnen, daß es ein Mensch war, den meine
Kugeln getroffen haben?«
Der andere, der sich Joe nannte und von sich behauptete, ein
Freund von Don Shapiro zu sein, gewann sichtlich mehr Festigkeit. Er
schien zu merken, daß er langsam überzeugte.
»Erklären Sie mir das näher…«
»Nach unserem Vietnam-Abenteuer gingen wir wieder in unsere
alten Stellungen zurück. Ich konnte durchsetzen, in die
Zweigstelle nach Charleston in Virginia versetzt zu werden. Dort
übernahm ich schließlich die Leitung des gesamten
Wagenparks. Das bedeutete, daß ich nicht mehr ständig
unterwegs, sondern endlich seßhaft geworden war. Tat mir ganz
gut. Schließlich wird man nicht jünger. Don und ich
hielten den Kontakt aufrecht, wir sahen uns jetzt
regelmäßig. Es war eine echte, herzliche
Männerfreundschaft, die selten geworden ist in unseren Tagen.
Wir waren beide eingefleischte Junggesellen und hatten die gleichen
Interessen. Wir glaubten an ein Weiterleben nach dem Tod, an die
Reinkarnation, an übersinnliche Phänomene und die Existenz
der sogenannten UFOs. Stundenlang konnten wir über diese Themen
sprechen, ohne daß es uns langweilig wurde.
Don sammelte jeden erreichbaren Bericht über UFO-Sichtungen,
und eines Tages rief er mich ganz aufgeregt an, daß ich sofort
zu ihm kommen sollte. Ich wohnte etwa eine Viertelstunde von ihm
entfernt. Als ich eintraf, saß er wieder mal oben in der
Dachkammer vor seinem umgebauten Rundfunkempfänger und
behauptete, Signale und Stimmen zu empfangen, die er bisher noch nie
gehört hätte. Es waren Worte in amerikanischer Sprache,
jedoch in einem eigenwilligen, überschnellen Rhythmus, als
kämen sie aus dem Jenseits… Ich weiß nicht, ob Sie
schon mal von diesen Dingen gehört haben?«
»Doch, das habe ich«, antwortete Macabros und
mußte sich im stillen eingestehen, daß das Gespräch
mit diesem Joe sich in eine Richtung entwickelte, die er nicht
erwartet hatte. »Ich weiß, daß es so etwas wie einen
Sprechfunk mit Verstorbenen gibt. Der Schwede Jürgenson hat die
Welle zu ihnen gefunden und mit den Experimenten
begonnen…«
Das Gesicht seines Gegenübers hellte sich auf. »Richtig!
Man trifft nicht jeden Tag jemand, der über solche Dinge
informiert ist und einen nicht gleich für einen Spinner
hält…«
»Sie haben mir noch immer keine Erklärung für den
Mord gegeben, von dem Sie behaupten, daß es keiner ist«,
warf Macabros ein.
»Machen wir’s also kurz… Don glaube, einer Sache
auf der Spur zu sein, von der wohl niemand glauben würde,
daß sie jemals eintrat. Eine Invasion wurde vorbereitet –
oder ist schon seit Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden in Gang.
Fremde bewegen sich auf unserer Erde. Sie haben sich unter die
Menschen gemischt, und keiner erkennt sie. Ihr Ziel ist es, eines
Tages die gesamte Menschheit zu versklaven, die Herrschaft auf der
Erde zu übernehmen…«
Irgendwie kam ihm das bekannt vor. Nur, daß er für den
Begriff ›Fremde‹ das Wort ›Dämonen‹
einsetzte. Molochos und seine Schergen, Rha-Ta-N’my und ihre
Brut aus der Finsternis… Phantoma und Mandragora… Ustur und
Shab-Sodd, Utosh-Melosh-Orsh… und wie sie alle hießen.
»Don verriet mir, daß er sich bedroht fühle. Zum
erstenmal in seinem Leben wirkte er bedrückt und schweigsam. Er
verschwieg mir etwas. Als ich mich in jener Nacht von ihm
verabschiedete, ließ er noch die Bemerkung fallen, daß er
fürchte, nicht mehr lange zu leben. Er war fest davon
überzeugt, durch einen außergewöhnlichen und
gewaltsamen Vorgang ums Leben zu kommen… ›Aber keiner, Joe,
keiner wird es merken!‹ flüsterte er. ›Wenn es
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