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Macabros 113: Die Wahnsinnskugeln

Macabros 113: Die Wahnsinnskugeln

Titel: Macabros 113: Die Wahnsinnskugeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Boden
hervorlugte wie ein Horn.
    Der Mann aus Kyrta taumelte.
    Die schwere Platte hinderte ihn daran, das Gleichgewicht zu
halten. Er mußte sie loslassen.
    Es krachte.
    Die Platte mit der Inschrift und den magischen Zeichen zerplatzte
wie ein dünner Porzellanteller, den jemand am Boden
zerschmetterte.
    Über Evonts Lippen kam ein Schrei aus Entsetzen und
Erschrecken.
    Eine Sekunde lag der Mann auf dem Boden, während die Welt um
ihn herum zum Irrenhaus wurde.
    Gelächter aus allen Ecken und Winkeln sprang ihn an. Menat
stand da und lachte wie von Sinnen, und die schimmernden Kugeln aus
der Tiefe wirbelten durcheinander, als würde ein Windstoß
zwischen sie fahren.
    Erst waren die Kugeln groß wie Fußbälle, dann
wuchsen sie zur Größe von Kürbissen an, verdoppelten
sich und wurden größer…
    Evont sprang auf die Beine.
    Er ließ alle Hoffnung fahren, er wußte, daß er
versagt hatte. Er konnte Menat nicht mehr bezwingen, ihn mit den
magischen Zeichen auf Abstand halten.
    Menat, der unheimliche Zauberer aus dem Schoß der Erde,
hatte ihn zum Stolpern gebracht, ihn fallen lassen und damit
erreicht, daß ihm die Platte aus der Hand rutschte.
    Ein direkter Kampf zwischen Menat und ihm kam nicht in Frage. Aber
in all dem Durcheinander, das plötzlich herrschte und in dem die
Kugeln über ihm die Größe von runden, schwebenden
Häusern annahmen und sich noch immer ausdehnten, suchte er sein
Heil in der Flucht.
    Nur fort von hier!
    Er warf sich nach vorn, rannte in das dräuende Dunkel, vorbei
an Menat, der nicht mal die Hand nach ihm ausstreckte, sondern immer
noch lachte, als wären es nicht eine, sondern zehn oder hundert
Personen gleichzeitig, die lachten.
    Es hallte und dröhnte in Evonts Ohren nach, als er zwischen
den morschen Ruinen entlangtorkelte und den dunklen Weg durch den
Torbogen lief.
    Das Gelächter und Gekicher verfolgte ihn.
    »Lauf nur, Evont!« höhnte die Stimme hinter ihm.
»Es ist vollbracht. Du kannst gehen, ich brauche dich nicht
mehr. Die Kraft, auf die ich gewartet habe, ist frei. Was will ich
mehr. Ho-hooo…«
    Es hörte sich so grausam und furchtbar an, daß er
erschauerte.
    Evont aus Kyrta rannte wie nie in seinem Leben. Die dunklen,
morschen Mauern ringsum tauchten ein in milchigen Nebel. Und auch er
verschwand darin.
    Immer geradeaus, Baia, Heran und Malek nach.
    Er sah die Hand nicht mehr vor Augen. Noch ein paar Schritte, dann
hatte er die Grenze in das magische Reich Kalesh hinter sich.
    Er glaubte, einen Stoß in den Rücken zu erhalten, als
er die Schwelle überschritt.
    Der Nebel spie ihn aus wie ein Fisch einen unverdaulichen
Brocken.
    Das Gelächter, das Zischen und Raunen brach abrupt ab.
    Die normale Welt hatte ihn wieder.
    Nur zwei, drei Schritte von dem riesigen, durchlässigen Baum
entfernt standen Baia, Heran und Malek…
     
    *
     
    Er gab sich dem Triumph, der ihn erfüllte, ganz hin.
    In ein finsteres, höllenartiges Reich schien sich eine Pforte
geöffnet zu haben.
    Die emporsteigenden Kugeln füllten das düstere Firmament
und verliehen der Ruinenstadt ein unheimliches, bedrohliches
Aussehen.
    Die dünnen, schimmernden Hüllen der gigantischen Blasen
waren noch immer blauschwarz. Die dunkle Farbe war wie eine Tarnung.
Sie verhinderte, daß man in die Blasen sehen konnte…
    Ein dumpfes Raunen erfüllte die Luft in der Ruinenstadt.
    Rha-Ta-N’mys gefangene Kraft! Sie gehörte ihm, er hatte
sie im Lauf vieler Jahre an einem verbotenen Ort im Schoß der
Erde gesammelt, um in seiner großen Stunde über sie
verfügen zu können.
    Die große Stunde war schon lange vorbei. Sie war ihm
seinerzeit durch die Aufmerksamkeit eines einzelnen verweigert
worden.
    Nun konnte er sich der Kräfte des Wahnsinns bedienen. Sie
vermochten dem ausgerotteten Volk von Kalesh nichts mehr zu tun, wohl
aber denen, die es zu bekämpfen galt. Molochos’ Feinde
waren die Feinde der Dämonengöttin Rha-Ta-N’my –
und damit auch seine.
    Sie zu schlagen, war seine Aufgabe, nachdem das Totenheer Nekromos
ein Schlag ins Wasser gewesen war.
    Er mußte sein Versagen wiedergutmachen. Durch seine Rache.
Und die würde furchtbar sein. Die Falle, die er aufstellte, war
als solche nicht zu erkennen.
    Im Vollbesitz seiner magischen Kraft konnte er sich ganz auf die
Aufgabe konzentrieren, die ihn erwartete…
     
    *
     
    »Flieht!« rief er ihnen zu. »Ich habe ihn
überrumpelt. Das Tor steht offen, er vereinnahmt die Macht und
den Geist einer unfaßbaren Existenz. Vielleicht wird er uns
verfolgen.

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