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Macabros 113: Die Wahnsinnskugeln

Macabros 113: Die Wahnsinnskugeln

Titel: Macabros 113: Die Wahnsinnskugeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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mit Namen
kannte, sich mit ihrer Einweisung in eine Nervenheilanstalt zufrieden
geben? War sie damit gewissermaßen ›aus dem Verkehr‹
gezogen, weil hier niemand ihre phantastische Geschichte glauben
würde? Oder kam noch etwas nach? War dies alles erst der Anfang
und…
    Sie zuckte plötzlich zusammen.
    Hinter dem zugezogenen Vorhang erkannte sie in diesem Moment eine
Bewegung. Sie sah die Konturen einer Gestalt, die dahinter auf der
Fensterbank hockte!
     
    *
     
    »So einfach geht es nicht!« widersprach Evont der
unheimlichen Gestalt. »Ich weiß nicht, ob du die Wahrheit
sagst. Noch habe ich Baia, Heran und Malek nicht lebend gesehen. Ich
werde keinen Finger für dich krumm machen, ehe sie nicht in
Sicherheit sind…«
    »Das verlange ich auch nicht von dir. Dies Geschäft
funktioniert nur, wenn wir uns beide an die Spielregeln halten. Da
drüben sind sie…« Mit diesen Worten deutete er auf
einen niedrigen Bau, der aussah wie ein Verließ. Die schwarzen
Fensterlöcher sahen aus wie tote, ausgebrannte Augen.
»Überzeug dich, geh hinüber…«
    Das tat Evont. Angst, in eine Falle zu laufen, hatte er nicht.
Dieser Menat schien tatsächlich auf seine Hilfe angewiesen zu
sein. Wäre es nicht der Fall, hätte er sich seiner
längst entledigen können. Im Gegenteil, er hatte sogar
unter Beweis gestellt, daß er ihn am Leben erhalten wollte. Die
Begegnung mit der Dschungelschlange hätte ganz anders ausgehen
können…
    Evont warf einen Blick durch das niedrige Fensterloch und starrte
in die Dunkelheit, die sich vor ihm ausbreitete.
    In der Düsternis glaubte er eine schattenhafte Bewegung
wahrzunehmen.
    »Baia? Heran? Malek?« rief er angespannt in die
Schwärze.
    »Evont!« scholl es wie ein Jubelschrei zurück.
    Da hielt ihn nichts mehr zurück.
    Unwissend darüber, ob es in der Dunkelheit des
baufälligen Hauses eine Gefahr gab, setzte er mit einem Sprung
über die niedrige Fensterbrüstung.
    Im Dunkeln lagen Schutt und Erde, er landete auf einem mit Gras
überwachsenen Erdhaufen.
    Dahinter stand der Käfig. Anders war er nicht zu
bezeichnen.
    Es war ein Käfig, in dem man wilde Tiere hielt. An der
Tür baumelte ein schweres Schloß. Die Gitter standen dicht
beisammen.
    Im Käfig – drei Menschen!
    »Baia! Heran! Malek!« Evont schrie die Namen heraus,
streckte seine muskulösen Arme durch die
Gitterzwischenräume und griff nach den Menschen, die an die
Eisenstangen drängten.
    »Seid ihr auch in Ordnung? Ist keiner verletzt? Baia –
wie geht es dir? Heran, mein Sohn!« Evont war
überglücklich. Er wußte nicht, wohin er zuerst sehen
sollte.
    Er wühlte seine Hände in Herans Wuschelkopf, streichelte
Baias langes, weichfließendes Haar und versetzte seinem Bruder
einen Schlag auf die Schultern.
    »Wie kommst du hierher?« fragte Baia aufgeregt.
»Wie hast du uns gefunden?«
    »Das ist eine lange Geschichte. Aber wir haben nicht Zeit
genug, sie jetzt zu erzählen. Geduldet euch noch ein paar
Minuten – und ihr werdet frei sein…«
    »Frei sein, Evont? Ja, hol uns hier raus!« rief Malek
aufgebracht. »Den Kerl, der uns hierher verfrachtet hat, werde
ich eigenhändig vierteilen…«
    »Der Kerl, wie du ihn nennst, Malek, ist unsere einzige
Garantie, daß wir lebend hier wegkommen«, wies Evont
seinen Bruder zurecht.
    »Gut gesprochen, Evont«, sagte da eine Stimme vom
Fenster her. Es war Menat. »Ich sehe, du hast erkannt, wie die
Dinge liegen.«
    Baia wich mit einem Ausruf des Erschreckens zurück.
»Evont!« wisperte sie. »Der Unheimliche… ist in
der Nähe… und er weiß, daß du hier
bist?!«
    »Wir haben eine Abmachung getroffen. Du brauchst keine Angst
zu haben.«
    Er wandte sich um. »Gib sie frei, Menat!« rief er zum
Fenster vor.
    »Erst die Bodenplatte, Evont!«
    »Nein«, schüttelte dieser den Kopf.
    »Heißt das, daß du einen Rückzieher
machst?«
    »Es heißt, daß ich deinen Vorschlag – so wie
er jetzt ist – nicht akzeptiere. Gibt sie erst
frei…«
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Ich will Gewißheit haben. – Du öffnest die
Tür und läßt Baia, Heran und Malek erst aus der Stadt
gehen. Dann werde ich für dich die Platte zerstören…
Ich traue dir nicht, Menat. Wer gibt mir die Gewißheit,
daß du dich an dein Versprechen hältst, wenn ich deinen
Wunsch erst erfüllt habe?«
    Evonts Worte verhallten im Dunkel des merkwürdigen
Gefängnisses.
    Dann herrschte eine halbe Minute nachdenkliches Schweigen.
    »Gut!« Menats harte Stimme riß sie in die
Wirklichkeit zurück.

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