Macabros 115: Skorokka - Strom ins Totenland
werde
ich dir nicht gönnen…«
*
Sie ließen das Taxi nicht direkt dort halten, wo sie
eigentlich hinwollten.
Pamela hatte eine andere Adresse angegeben. Der Wagen hielt in
einer Seitenstraße weiter. Alan zahlte, hakte Pamela unter, und
dann schlenderten sie an den Mietshäusern entlang, die vier und
fünf Stockwerke hoch waren.
Dabei näherten sie sich der Straßenkreuzung.
Trotz der fortgeschrittenen Zeit fuhren noch viele Autos, waren
noch viele Passanten auf der Straße.
Hier gab es Kinos und eine Transvestiten-Show.
Hundert Schritte weiter wurde die Straße ruhiger.
In einem fünfstöckigen Haus befand sich Billy Sheridans
Wohnung, in der auch Pamela Kilian schon zeitweise gelebt hatte.
Da der Nachlaß noch immer nicht geregelt und die Wohnung
noch nicht aufgelöst war, existierte sie noch. An der Tür
klebte das polizeiliche Siegel.
Pamela Kilian atmete tief. »Und schon wieder vergehe ich mich
gegen das Gesetz«, sagte sie leise. »Dabei habe ich bis vor
einigen Wochen alles dafür getan, und es mit allen Kräften
unterstützt. Seit meiner Begegnung mit dem Bösen, mit dem
personifizierten Grauen, werde ich praktisch dazu gezwungen, auch
Dinge zu tun, die sich gegen Bestehendes richten. Ich muß zum
Beispiel in diese Wohnung… es ist mir verboten, durch dieses
Siegel. Ich habe aber die Türschlüssel, kann also
hinein… Ich will nichts dort entfernen oder beschädigen,
ich will mich nur vergewissern, ob Billy schon hier war – oder
auf ihn warten, bis er kommt…«
Mit einem schnellen Griff löste sie die Plakette und
schloß die Tür auf.
An der Schwelle der dunklen Wohnung hielt Alan Kennan sie
zurück.
»Jetzt bin ich erst an der Reihe. Als Vortester
gewissermaßen… Ich sehe in sämtlichen Räumen
nach – und du kommst erst dann, wenn ich dich rufe. Alles
klar?«
»Alles klar, Alan.«
Kennan überschritt die Schwelle. Verbrauchte Luft schlug ihm
entgegen. Hier war seit Wochen nicht mehr gelüftet worden.
Kennans Hand zuckte zum Lichtschalter, und im Korridor flammte
Licht auf.
Auf den Korridor mündeten drei braune Türen.
»Schlafzimmer, Küche, Living-Room…«,
erklärte Pamela Kilian leise hinter ihm.
Das Schlafzimmer war leer. Vom Eingang her sah die junge
Engländerin ihren Begleiter dort hineingehen. Dann kam er wieder
heraus.
»Nichts.«
Die Küche kam an die Reihe. Auch dort flammte die
Deckenleuchte auf. Zuletzt begab sich Kennan in den Living-Room und
verschwand darin. Pamela lauschte auf seine Schritte. Alan
durchquerte den großen Raum.
»Alles okay, Pam… du kannst kommen«, meldete er
sich dann von dort.
Die Gerufene atmete auf, zog die Wohnungstür ins Schloß
und eilte in den Living-Room.
Die vertraute Umgebung… die unverändert an ihrem Platz
stehenden Möbelstücke… alles war so wie damals.
Damals… es waren erst ein paar Wochen seit den grauenvollen
Ereignissen vergangen, und doch kamen sie ihr schon vor wie eine
Ewigkeit.
Staub lag auf den Möbeln.
Sie betrat den Living-Room.
Zu spät!
Sie konnte nicht mehr zurückweichen und kam nicht mal zum
Schreien.
Wie aus dem Boden gewachsen stand die Gestalt vor ihr, und sie
prallte förmlich mit ihr zusammen.
Eine schmutzige Hand legte sich auf ihren Mund und erstickte ihren
Hilferuf.
Die Hand roch nach feuchter Erde und Tod.
Der Geruch des Grabes!
Das war nicht Alan Kennan, sondern Billy Sheridan…
*
Der blonde Mann van Marlos hielt den Atem an.
Das Gesicht – einer Frau!
Er glaubte zu träumen.
Die Haut war hellgrün, dunkler die Brauen, die Lider, der
Mund… Das Haar war lang und reichte tief über den nackten
Rücken.
Hellmark konnte den unbekleideten Körper bis zu den
Hüften sehen. So weit entrollten sich die weichen Blätter.
Darunter war die Pflanzensäule mehr ein fester, gewachsener
Stengel, biegsam, und konnte sich nicht entrollen. Wie eine Nixe von
den Hüften abwärts einen Fischleib hatte, so besaß
diese Frau von den Hüften abwärts den Leib einer
Pflanze.
Sie war halb Mensch, halb Pflanze.
»Was willst du in meiner Stadt?« Die grünen Lippen
bewegten sich. Ihre Augen glitzerten kalt und musterten ihn scharf.
»Und warum – bedrohst du mich? Weißt du nicht, wer
ich bin?«
»Viele Fragen auf einmal…«, antwortete Hellmark in
der Sprache Xantilons, mit der er angeredet worden war. »Ich bin
hier, weil ich meinen Freund suche. Ich bedrohe dich
nicht…«
»Die Spitze deines Schwertes ist auf mich gerichtet«,
sagte sie kalt.
»Nach dem Verschwinden
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