Macabros 115: Skorokka - Strom ins Totenland
gab, keinen Glauben. Als geistesgestört wurde sie
in ein entsprechendes Sanatorium eingewiesen. Dort gingen – in
der Einsamkeit ihrer Zelle – seltsame Dinge vor. Pamela wurde
von Dämonen geplagt. Die verantwortlichen Ärzte nahmen ihre
Berichte nicht ernst.
Alan Kennan, ein Marlosbewohner und Mitstreiter Hellmarks, erfuhr
durch die Presse vom Fall ›Pamela Kilian‹ – und nahm
sich ihrer an. Von Marlos aus versetzte er sich mit Hilfe der
Teleportation in das Nervensanatorium, befreite Pamela aus den Klauen
rächender Dämonen und brachte sie auf die unsichtbare
Insel, wo die junge Engländerin zum erstenmal etwas von der
kleinen, aber schlagkräftigen Gruppe erfuhr, die sich die
Erkennung und Vernichtung von Schergen aus dem Schattenreich auf ihre
Fahnen geschrieben hatte.
Die Vorgänge um Billy Sheridans Grab hatten Alan Kennan
erneut nach London gelockt, und Pamela hätten keine zehn Pferde
davon abhalten können, nicht mitzukommen.
Hier waren Dinge in Bewegung geraten, die sie etwas angingen.
Inzwischen gab es auch ein Foto von dem aus dem Grab Entstiegenen.
Pamela Kilian hatte die Aufnahme eines Reporters gesehen, die Billy
Sheridan zeigte.
»Billy lebt…« Es wurde ihr nicht bewußt,
daß sie diese Worte halblaut aussprach.
Alan Kennan sah sie von der Seite her an und merkte, daß sie
noch immer das Foto in der Hand hielt, das George Wainling, ein
Reporter von Richard Patrick, von einem Kollegen erhalten hatte.
Es gab keinen Zweifel. Das Bild zeigte Sheridan, jenen Mann, bei
dessen Beisetzung Pamela anwesend war…
»Vielleicht«, murmelte Alan und tastete nach Pamelas
Hand. »Vielleicht lebt er… und wenn’s so ist, darfst
du sein jetziges Leben nicht mit dem vergleichen, das er mal
führte…« Er flüsterte nur, damit der Fahrer nicht
auf ihr seltsames Gespräch aufmerksam wurde. »Der Billy
Sheridan, den du mal kanntest, Pamela, ist und bleibt tot… wer
immer in London gesehen wurde, ist nur noch eine Hülle des
Mannes, den du mal geliebt hast… Das hört sich grausam an,
ich weiß.«
Sie wandte ihm das bleiche Gesicht zu. »Es ist ganz
natürlich, was du sagst… ich hatte mich auch längst
mit dem Gedanken vertraut gemacht, daß Billy nicht mehr da
ist… und nun taucht er gegen alle Naturgesetze doch wieder
auf…«
»Und genau das ist es, was du dir ständig vor Augen
halten mußt, Pamela, daß er nicht mehr in seinem Sarg
liegt, daß er in London fotografiert und eindeutig von dir auf
dem Bild identifiziert wurde – ist widernatürlich. Billy
Sheridan kann nicht mehr der sein, der er mal war.«
»Und wenn es doch so ist?«
»Dann muß es sehr genau ergründet werden.
Vergiß nicht, daß mit seinem Auftauchen Angst und Tod
einhergehen. Menschen sind zu Schaden gekommen. Zuerst erwischte es
den Friedhofsverwalter… dann das Freudenmädchen. Beide Male
ist ein Raubtier im Gespräch, und auch Billy Sheridan hält
sich in der Nähe auf. Warum gibt es seit dem Verschwinden der
Leiche plötzlich auch die reißende Bestie?«
»Es scheint, daß das eine mit dem anderen zu tun hat,
Alan.«
»Oder – daß Billy Sheridan und die Bestie ein und
dasselbe sind!«
Pamela schluckte. »Den Verdacht hatte ich auch
schon.«
»Wenn sein Leben – vielleicht ist es gar keins, sondern
er wird nur als Werkzeug benutzt – nur deshalb möglich ist,
weil er anderes Leben vernichten, aussaugen muß wie ein Vampir
– dann ist das ein deutliches Zeichen dafür, daß die
Welt der Finsternis hinter den Vorfällen steckt.«
»Aber… was für einen Grund können… diese
Mächte haben?« Was sie beide ursprünglich hatten
vermeiden wollen, kam nun doch zustande. Die Unterredung im Taxi.
»Psst«, Alan legte den Zeigefinger an die Lippen und
schickte einen bedeutungsvollen Blick zum Fahrer. »Er
könnte uns hören…«, flüsterte er.
Er wollte jedoch Pamelas Frage rächt unbeantwortet lassen.
»Du, Pamela, du könntest zum Beispiel der Grund sein…
Und je mehr ich mir diese makabre Geschichte durch den Kopf gehen
lasse, desto sicherer bin ich, daß es so und nicht anders
ist…«
Sie merkte, wie ihr Magen sich bei diesen Worten
zusammenkrampfte.
Angst… kurze Zeit hatte sie sie vergessen. Auf Marlos. Aber
nun war sie mit einemmal wieder da.
»Und deshalb begleite ich dich auf Schritt und Tritt und
werde dich keine Sekunde aus den Augen lassen – auch dann nicht,
wenn du Billys Wohnung betrittst und gern ein paar Augenblicke allein
sein möchtest. Ich werde hart bleiben. Diesen Augenblick
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