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Macabros 117: Amoklauf der Verlorenen

Macabros 117: Amoklauf der Verlorenen

Titel: Macabros 117: Amoklauf der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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aufs Dach.
    Ohne noch einen Blick zurückzuwerfen, spreizte der
Unheimliche seine gerippten, lederartigen Flügel und erhob sich
in die Luft. Er tauchte in der Dunkelheit des nächtlichen
Himmels, während Nicole Sengor schweißgebadet und am
ganzen Körper zitternd erwachte…
     
    *
     
    Sie richtete sich auf.
    Ihr Herz pochte, ihr Körper dampfte, und sie fühlte noch
immer einen entsetzlichen Druck auf der Brust.
    Die Sekretärin tastete benommen zum Lichtschalter.
    Ein Uhr nachts…
    Die Französin schloß die Augen.
    Nahm diese schreckliche Nacht denn überhaupt kein Ende?
    Auf dem Nachttisch stand ein Glas Wasser, das
Tablettenröhrchen lag daneben.
    Nicole Sengor war munter, hatte stechende Schmerzen in der Brust,
und ihr ganzer Körper fühlte sich glühend heiß
an, als ob sie Fieber hätte.
    Ihre Nerven waren aufgeputscht, sie fand keine Ruhe mehr.
    Sie lief in der Wohnung auf und gab, zog das Telefon zu sich heran
und wählte die Nummer ihres Freundes.
    Nach fünfmaligem Klingeln meldete sich eine verschlafene
Stimme.
    »Hallo?«
    »André! Ich bin’s, Nicole…«
    »Nicole?« Der Sprecher am anderen Ende der Strippe
schnappte nach Luft. »Du rufst mitten in der Nacht an?« Da
klang seine Stimme schon hellwach.
    André Murois wußte, was am Abend in der Kanzlei
passiert war, Nicole hatte ihn telefonisch verständigt, nachdem
sie zu Hause war. »Ist etwas nicht in Ordnung, cherie?«
    »Ich fühle mich nicht gut, kann schlecht schlafen, trotz
der Tabletten… Wenn ich liege, habe ich das Gefühl, als
hocke mir etwas auf der Brust… wie ein Nachtmahr…«
    »Cherie! Es gibt keine Nachtmahre. Die kommen nur in Geister-
und Kamingeschichten vor. Ich habe fast den Eindruck, es wäre
nach dem Schrecken, den du heute abend durchgemacht hast, doch besser
gewesen, dich nicht allein zu lassen… Aber du wolltest partout
niemand sehen.«
    »Ich mußte allein sein heute nacht…, um Abstand
von den Ereignissen zu gewinnen. Aber jetzt bereue ich es.«
    »Soll das ein Wink mit dem Zaunpfahl sein?«
    »Sieh’s, wie du’s willst. Vielleicht spielen auch
andere Gedanken, die mir ständig im Kopf herumgehen, eine Rolle
dabei. Unsere Fahrt…«
    »Aber das wollten wir doch spontan entscheiden, cherie! Wir
fahren einfach los, lassen Paris hinter uns… Es gibt vier
Himmelsrichtungen.«
    »Ich habe mich für eine entschieden. Wir fahren nach
Westen. In die Bretagne.«
    »Und wann hast du die Entscheidung getroffen?«
    »Vor wenigen Minuten, als ich wach im Bett lag. Wir fahren am
frühen Morgen in die Bretagne.«
    »Hast du dir auch schon einen bestimmten Ort
ausgesucht?«
    »Noch nicht. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dort
genau zu finden, was ich suche. Ich muß weg von hier, weit weg,
um zu vergessen, was geschehen ist…«
     
    *
     
    Das Mädchen schlug die Augen auf und war ohne ersichtlichen
Grund plötzlich hellwach.
    Das Gefühl, daß sich jemand in unmittelbarer Nähe
des Zeltes aufhielt, wurde plötzlich so stark, daß sie
auffuhr und in die Nacht lauschte.
    Doch sie vernahm nur die ruhigen, tiefen Atemzüge ihrer
Freundin, die mit ihr im Zelt lag.
    Einen Moment spielte Francoise, die zwanzigjährige
Archäologie-Studentin, mit dem Gedanken, ihre schlafende
Begleiterin zu wecken. Doch dann unterließ sie es.
    Vielleicht hatte sie nur geträumt, und wegen eines
einfältigen Traumes wollte sie Marie nicht stören.
    Sie warf einen Blick auf die Leuchtziffern ihrer Uhr.
    Vier Uhr früh. In zwei Stunden wurde es hell.
    Da war es wieder!
    In der Einsamkeit und Stille der Landschaft, in der sie sich zu
zelten entschlossen hatten, fiel das geringste Geräusch auf.
    Im Umkreis von vielen Kilometern gab es keine Ortschaft, Silfiac
lag rund fünfzehn Kilometer entfernt, gab es dorthin keine
Straße.
    Um hierher zu kommen, mußte man schon zu Fuß
unwegsames Gelände durchwandern, ehe man zu dem dünn
bewaldeten Hügel gelangte, in dessen Nähe ein alter,
zerfallener Sarazenenturm stand, eine Ruine, von der nur noch
kärgliche Reste übrig waren.
    Francoise Dillon war sonst nicht furchtsam und hatte schon mehr
als einmal Reisen und Exkursionen auf diese Weise unternommen. Sie
war robust, widerstandsfähig und verstand es auch, sich ihrer
Haut zu wehren, wenn es darauf ankam.
    Sie war lange Zeit in einem Judo-Club aktiv gewesen und traute
sich aufgrund ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten in diesem
Kampfsport zu, einen an Körperkraft auch überlegenen Gegner
zu Fall zu bringen, wenn es sein mußte.
    Das, was sie während

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