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Macabros 117: Amoklauf der Verlorenen

Macabros 117: Amoklauf der Verlorenen

Titel: Macabros 117: Amoklauf der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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ihrer Reise durch die Bretagne
vorhatten, war nicht ganz ungefährlich. Zwei alleinreisende
junge Mädchen waren leichter gefährdet als zwei junge
Männer. Aber die burschikose Francoise mit dem kurzen
Haarschnitt und die femininer wirkende Marie sahen das alles nicht
von der furchtsamen Seite. Es war ohnehin nicht ihre erste Reise, die
sie auf diese Weise durchführten.
    Vor drei Jahren hatte sie damit begonnen, per Anhalter
weiterzukommen, immer eine Zeltausrüstung im Gepäck, um es
jederzeit irgendwo aufzuschlagen, weil ihnen das Geld fehlte, in
Hotels und Gaststätten zu übernachten.
    Eingerichtete und bewachte Zeltplätze, die sie anfangs auch
benutzten, gab es überall im ganzen Land.
    Aber dann entdeckten sie auf ihren Reisen gerade die
abgeschiedenen Ecken, wo es keine offiziellen Zeltplätze mehr
gab.
    So kampierten sie auf Wiesen und an Waldrändern, obwohl dies
verboten war. Sie waren überzeugt davon, daß ihnen weit
abseits weniger passierte als mitten in der Großstadt.
    Dennoch hielten sie sich an gewisse Vorsichtsmaßnahmen. So
hatte jede von ihnen stets unter dem Kopfende des Schlafsackes eine
Dose mit Tränengas-Spray, um eventuelle Angreifer auf Distanz zu
halten.
    Bis heute hatten sie es noch nicht gebraucht.
    Es war zum erstenmal in drei Jahren, das Francoise Dillon nach der
Spraydose griff.
    Das Geräusch, das die Studentin vernahm, ließ sich
schlecht deuten.
    Sie schlüpfte aus dem Schlafsack, trug auf der Haut einen
Frottee-Pyjama, um nachts im Zelt nicht zu frieren, verbreiterte
lautlos den Zelteinfang und spähte nach draußen.
    Dunst und Nebel wogten über den Boden. Die schemenhaften
Umrisse einiger knorriger Bäume zeigten sich in der
Düsternis. Der holprige Boden vor ihr führte
geringfügig bergab und stieg dahinter wieder an.
    Francoise Dillen wandte den Kopf nach rechts und schob sich
vollends aus dem Zelt.
    Etwa zwanzig Schritte vom Zeltplatz entfernt standen die
Mauerreste des eckigen Turmes, der aussah wie ein
überdimensionaler, abgebrochener Zahn.
    In der Dunkelheit war er mehr zu ahnen, als zu sehen.
    Das Geräusch – kam von dort.
    Die dunklen Augen der Studentin wurden schmal.
    Wurden die Laute durch ein Tier verursacht?
    Sie hörten sich an, als würde jemand an dem
baufälligen, verwitterten Gemäuer herumkratzen. Deutlich
war in der dunstigen Nacht das Rieseln von feinkörnigem Sand zu
hören.
    Im Turm mußte etwas nicht stimmen…
    Francoise richtete sich auf, hielt die Dose mit dem
Tränengas-Spray abwehrbereit und löste sich vom Zelt.
    Sie hatte nackte Füße, merkte aber vor lauter Aufregung
die Kälte und Feuchtigkeit nicht.
    Die Neugier trieb sie in Richtung Turm. Die Studentin war
plötzlich sicher, daß dieses Geräusch sie geweckt
hatte.
    Noch drei Schritte, dann war sie drüben…
    In zweieinhalb Metern Höhe gähnte ein rechteckiges
Mauerloch, ein ehemaliges Fenster oder eine Schießscharte.
    Auf der anderen Seite lag der Eingang, eine niedrige, rechteckige
Öffnung, im Lauf der Jahrhunderte halb von einem Sandhügel
zugewachsen.
    Dorthin begab sich Francoise Dillon. In Nebel und Dunkelheit
glaubte sie eine schattenhafte Gestalt wahrzunehmen, die sich in dem
engen, verwinkelten Turm zu schaffen machte.
    Francoise hielt den Atem an.
    Wer suchte zu dieser ungewöhnlichen Zeit hier etwas?
    Das Verhalten der dunklen Gestalt ließ den Schluß zu,
daß offenbar Verborgenes reizte. Derjenige, der sich dafür
interessierte, hatte noch nicht bemerkt, daß oben auf dem
menschenleeren Hügel das Zelt der beiden Mädchen stand,
sonst hätte er seinen ungewöhnlichen nächtlichen
Besuch sicher verschoben…
    Welches Geheimnis barg der Turm?
    Unwillkürlich stellte Francoise Dillon sich im stillen diese
Frage.
    Sie fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut und sah davon ab,
selbst in den Turm einzudringen. Sie wollte nicht durch eine
unachtsame Bewegung Geräusche verursachen und den Unbekannten
auf sich aufmerksam machen, von dem man nicht wußte, was er im
Schild führte. Aber es würde gut sein, Marie zu wecken, um
sie auf eine eventuelle Gefahr aufmerksam zu machen. Zu zweit konnten
sie sich, sollte etwas vorkommen, besser schützen.
    Ihre Gedankengänge waren völlig richtig.
    Doch sie konnte ihr Vorhaben nicht mehr in die Tat umsetzen.
    Eine grobschlächtige Hand zuckte vor, als Francoise sich
umdrehen wollte.
    Die Studentin kam nicht mehr zum Schreien. Eine Hand preßte
sich auf ihren Mund, verschloß die Lippen und die Nase und
erstickte den Schrei, der sich in

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