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Macabros 117: Amoklauf der Verlorenen

Macabros 117: Amoklauf der Verlorenen

Titel: Macabros 117: Amoklauf der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Blobb-Blobb zu
einem unzertrennlichen Gespann geworden waren und Jim eine
größere Verantwortung gegenüber dem kleinen Kerl
hatte als Pepe.
    Doch Jim konnte nicht gehen.
    Wenn er irgendwo unverhofft auftauchte, würde dies
Verwirrung, Angst und Gefahr für Jim heraufbeschwören. Die
Menschen außerhalb von Marlos wußten nichts von einem
Geschöpf namens Jim, das aussah wie ein Dämon aber doch ein
Mensch war. Jim mied die Gesellschaft der Menschen, obwohl er so gern
unter ihnen sein wollte. Sein Aussehen machte ihn zum
Ausgestoßenen.
    Nur hier auf Marlos erschrak niemand mehr vor ihm. Hier hatten ihn
alle gern und akzeptierten ihn.
    »Mach’ dir keine Sorgen«, tröstete Pepe den
Freund. »Ich werde ihn schon wieder finden und
zurückbringen. Aus der Welt kann er nicht sein. Er kann nur
nicht zurück, weil er keine Blume mitgenommen hat…«
Während er dies sagte, bückte er sich und pflückte
eine der wie aus Glasfasern gesponnenen Blüten, brach sie ab und
steckte sie in seinen Gürtel. »Ich bin gleich wieder
zurück…«
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, sprang er auf den leicht nach
innen geneigten ›Geistspiegel‹ zu.
    Es gab Millionen von Möglichkeiten, einen anderen Ort zu
erreichen. Aber Blobb-Blobb konnte praktisch nur an einem einzigen
angekommen sein. Dies ›wußte‹ der Spiegel noch.
    So brauchte Pepe sich nur auf den ungewollten Vorgang von vorhin
zu konzentrieren.
    Im Sprung schon veränderte sich sein Körper.
    Er wurde nebelhaft und schrumpfte blitzschnell zusammen zu einer
schmalen, bläulichen Rauchsäule, die von der gleichen
winzigen Öffnung angesaugt wurde, in der auch Blobb-Blobb
verschwunden war.
     
    *
     
    Das Ziehen in den Gliedern kündigte ihm an, daß die
Atome seines Körpers sich wieder in der richtigen Anordnung
zusammenfanden.
    Pepe hatte sofort festen Boden unter den Füßen.
    Kahles, grobes Mauerwerk umgab ihn.
    Das Innere eines düsteren Turmes oder Verlieses…
    Pepe rührte sich im ersten Moment nicht vom Fleck und
wartete, bis seine Augen sich an die Düsternis gewöhnt
hatten und ob sich hier etwas befand, das ihn zur sofortigen Umkehr
zwang.
    Er brauchte nur die Blüte zu berühren, denn er stand
noch an der sogenannten ›kritischen‹ Stelle, zu der es den
Durchlaß gab.
    Pepes Hand befand sich dicht an der gläsernen Blüte,
aber er berührte sie nicht.
    Es war alles ruhig.
    Hier also war Blobb-Blobb irgendwo angekommen.
    Pepe rief nach ihm, erst leise, dann lauter.
    Als keine Antwort erfolgte, setzte sich der Junge in Bewegung.
    Er hatte Erfahrung mit Geistern und Dämonen und wußte,
daß dieser Ort eine wichtige Beziehung zu ihnen hatte.
    In diesem abgelegenen, menschenleeren Turm hatten sie sich
getroffen und waren wichtige Entscheidungen gegen die Menschen und
das Leben gefallen.
    Vor langer Zeit unter Umständen, vielleicht erst vor einem
oder zwei Jahrhunderten – vielleicht aber auch erst vor ein paar
Tagen… oder eben erst, vor wenigen Minuten…
    Die Tatsache, daß Blobb-Blobb sich nicht meldete, konnte
schließlich nur zwei Gründe haben.
    Entweder er war voller Neugier auf seine Umgebung aus dem Turm
geflogen, oder es war ihm etwas zugestoßen.
    Der Gedanke an die letzte Möglichkeit trieb Pepe zur Eile
an.
    Der Boden unter seinen Füßen war rauh und steinig.
    Er stolperte in der Dunkelheit, als er einen Ausgang suchte.
    Schwaches, graues Tageslicht sickerte durch eine Mauerritze, die
er näher in Augenschein nehmen wollte.
    Da gab der Boden unter ihm nach.
    Die brüchige Decke hielt sein Gewicht nicht langer und
krachte in die Tiefe.
    Das ging so schnell, daß Pepe sich nicht mehr mit einem
Hechtsprung in Sicherheit bringen konnte.
    Er stürzte mit Steinen, Erde und morschen Balken einen Stock
tiefer.
    Ein dicker Brocken traf ihn an der Schulter, ein zweiter am
Kopf.
    Pepe verlor das Bewußtsein und merkte nicht mehr, wie er
aufschlug, wie herabrieselnder Sand, Balken und Steine ihn
bedeckten…
     
    *
     
    »Hilfe!«
    Der Ruf war ganz nahe.
    Es war die Stimme einer Frau.
    Blobb-Blobb hatte den Hügel auf dem die knorrigen Bäume,
das Zelt und der alte Turm standen, längst hinter sich
gebracht.
    Er war erstaunt, wie weit er hatte fliegen müssen, um in die
Nähe der Stimme zu kommen.
    Die besonderen akustischen Verhältnisse hier in der
Einsamkeit hatten dazu geführt, daß er den Hilferuf
näher eingeschätzt hatte.
    Dort unten lag ein altes Bauernhaus.
    Das einst ockergelbe Hauptgebäude war abgeblättert und
verwittert, die Fensterrahmen

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